Mannheim. David Wolf war geknickt. Der hünenhafte Außenstürmer hatte seine Adler-Kappe tief ins Gesicht gezogen, als er nach der 2:3-Niederlage bei den Eisbären Berlin zum Gespräch mit dieser Redaktion erschien. Die Adler Mannheim sind soeben aus der Play-off-Viertelfinalserie ausgeschieden, kassierten an jenem Dienstagabend im fünften Spiel die entscheidende vierte Niederlage - die vierte in Folge. Damit warten die Mannheimer seit 2002 auf eine erfolgreiche Play-off-Serie gegen die Eisbären.

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Aus Wolfs Worten war die Enttäuschung deutlich zu hören. „Wir sind dieses Jahr wieder durch einige Tiefen gegangen, aber dann so zurückzukommen, und solches Eishockey zu spielen, ist viel schwerer, als man sich das vorstellen kann - wir haben in jedem Spiel bis zum Schluss gekämpft“, bilanzierte der 34-Jährige.
Die Eisbären schlugen immer dann zu, wenn sie es benötigten
Die Adler erwischten einen unglaublichen guten Start in diese Play-off-Viertelfinalserie, erzielten spielübergreifend in den ersten knapp 65 Minuten neun Tore und kassierten lediglich einen Gegentreffer. Gleichzeitig gaben sie das Momentum aber auch innerhalb von nur 102 Sekunden in Spiel zwei - als die Berliner einen 0:2-Rückstand in eine 3:2-Führung verwandelten - ab. Seit diesem Erlebnis agierten die Mannheimer zwar auf Augenhöhe und erspielten sich in den folgenden drei Partie unzählige Chancen, lagen aber auch kein einziges Mal mehr in Führung. Aufwand und Ertrag standen - wie schon die komplette Saison über -, in keinem gesunden Verhältnis. „Von fünf Spielen waren wir vier besser. Jetzt im letzten waren wir zwar die unterlegene Mannschaft, hatten aber dennoch ein gutes Gefühl, das Spiel zu gewinnen. So, wie es Berlin die ganze Zeit gemacht hat“, sagte Wolf.
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Doch die Eisbären hatten etwas dagegen, schlugen durch Zach Boychuk zum 3:2 (58.) eiskalt zu, als sie es - wie so oft in der Serie - benötigten. Die Berliner spielten in puncto Effektivität eine Stufe höher als die Adler. Auch, weil sie durch 181 erzielten Toren in der Hauptrunde, dabei eine ganz andere Selbstverständlichkeit an den Tag legten. Das sah auch Wolf so. „Ich glaube schon, dass es letztlich auch was damit zu tun hat, wie Berlin die Saison in der Hauptrunde absolviert hat. Das gibt dir eine gewisse Routine und damit Sicherheit in deinen Abläufen. Dann bist du als Mannschaft natürlich viel gefestigter“, betonte er.
Verletzungen und radikaler Schnitt bei den Adlern
Solch gefestigte Strukturen hatten die Adler in dieser Saison nicht. Ruhe herrschte nur selten. Das lag neben den zahlreichen Verletzungen - „so etwas habe ich noch nie erlebt“ (Wolf) - auch an dem radikalen Schnitt auf der Cheftrainer- und Managerposition, die Dallas Eakins ab Ende November 2023 in Personalunion von Johan Lundskog und Jan-Axel Alavaara übernahm. „Jeder, der schon mal was gewonnen hat, weiß, dass du einen Titel nicht nur in den Play-offs gewinnst, sondern durch kontinuierliche Arbeit während der Saison“, sagte Wolf und unterstrich, dass sich die Adler oft „erst noch das nötige Selbstvertrauen erarbeiten“ mussten - und das wohlgemerkt zu einer Zeit, in der es „eigentlich schon vorhanden sein müsste“, um letztlich erfolgreich zu sein. Wolf hob aber auch die „tolle Arbeit“ von Cheftrainer Dallas Eakins hervor. „Wir haben da als Mannschaft sehr gut mitgezogen und konnten uns deshalb in den Play-offs noch mal sichtbar steigern“, sagte er.
Doch apropos Eakins: Der US-Amerikaner war ebenfalls stolz auf sein Team, das „alles reingehauen hat“, legte aber auch den Finger in die Wunde: „Die Eisbären haben Jungs, die vollstrecken. Wenn du solche Spieler hast, kannst du den ein oder anderen Fehler kaschieren“, sagte Eakins und ergänzte: „Unser Team war ein wenig anders gebaut, kam mehr über die harte Arbeit, über das Körperliche. Wir hatten aber auch mehr Chancen als Berlin, konnten sie aber nicht verwerten.“
Eakins will noch nichts preisgeben
Für Eakins gibt es im Leben wie im Sport immer etwas zu lernen und die Adler hatten in dieser Saison laut ihm „viele Lehrstunden“ erlebt. „Wir hatten viele unglückliche Momente, aber dafür müssen wir dankbar sein und weiter nach vorn schauen“, betonte er. Nach vorn schauen ist das richtige Stichwort. Denn viele, die es mit den Adlern halten, fragen sich, wie es auf dem Trainer- und Managerposten bei den Blau-Weiß-Roten weiter gehen wird. Eakins hielt sich in diesem Punkt bislang bedeckt und wollte auch so kurz nach dem Ausscheiden noch nichts preisgeben. „Ich bin nicht der Mensch, der gerne über sich selbst spricht. Momentan tut es mir einfach unheimlich für meine Spieler und unserem Besitzer, Daniel Hopp - der uns durch diesen Prozess mit unglaublicher Unterstützung jeglicher Art begleitet hat - leid, dass die Saison für uns beendet ist.“
Völlig durchwachsene Spielzeit bei den Adlern
Eine Spielzeit, die für Adler-Geschäftsführer Matthias Binder „völlig durchwachsen“ war und entsprechend „völlig anders, als wir uns das vorgestellt haben. Mit dieser Saison sind wir überhaupt nicht zufrieden“, machte er deutlich.
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Binder betonte gegenüber dieser Redaktion zwar, dass die Mannheimer „einen Zeitplan für die Manager- und Cheftrainerposition“ hätten, es jetzt aber nicht der richtige Zeitpunkt wäre, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen. „Wir werden die nächsten Tage sicher die Zeit finden - die wir jetzt leider haben - und die Zukunft ganz genau besprechen“, ließ Binder wissen.
Auch für Wolf, dessen Vertrag nach dieser Saison ausläuft, geht es um seine Zukunft. Und die Frage dabei lautet, spielt er noch eine Saison oder beendet der Flügelstürmer seine Karriere? „Aktuell freue ich mich erstmal darauf, nach Hause zu meiner Familie zu kommen und ein bisschen Abstand zu gewinnen. Dann werde ich mir meine Gedanken zu allem machen“, sagte er.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Und schon wieder ein verlorenes Jahr der Adler Mannheim