Berlin. Die Eisbären Berlin bleiben für die Adler Mannheim ein rotes Tuch. Seit 20 Jahren haben die Blau-Weiß-Roten keine Play-off-Serie gegen den Hauptstadt-Club mehr gewonnen – auch in der K.o.-Runde der Saison 2021/22 gab es kein Vorbeikommen am Rekordmeister der Deutschen Eishockey Liga. Die Mannschaft von Trainer Bill Stewart verlor am Donnerstagabend das entscheidende fünfte Halbfinalspiel mit 0:3 (0:0, 0:1, 0:1). Während die Eisbären schon ab diesem Freitag in der Endspielserie gegen den EHC Red Bull München um den Titel kämpfen, haben die Adler-Spieler Urlaub.
„Wir haben einen Fehler mehr gemacht, das war der Unterschied. Das ist einfach bitter“, sagte Adler-Verteidiger Korbinian Holzer. „Wir haben alles versucht und hatten vielleicht auch nicht das Glück, das wir heute mal gebraucht hätten.“
Stewart setzte auf die gleiche Mannschaft, die vor zwei Tagen das entscheidende fünfte Spiel erzwungen hatte. Gleich im ersten Drittel wurde offensichtlich: Wie am Dienstag forcierte der Adler-Coach seine Leistungsträger. Den Teams war allerdings anzumerken, dass niemand den ersten Fehler machen wollte. Borna Rendulic ließ die letzte Konsequenz im Abschluss vermissen (2.), ansonsten konzentrierten sich alle erst einmal auf die Defensive.
Eisbären Berlin – Adler
- Drittelergebnisse: 0:0, 1:0, 2:0.
- Die Adler: Brückmann – Holzer, Akdag; Reul, Lehtivuori, Larkin, Katic; Dziambor; Rendulic, Szwarz, Dawes; Plachta, Desjardins, Wolf; Krämmer, Wohlgemuth, Eisenschmid; Hännikäinen, Bast, Klos.
- Tore: 1:0 Wiederer (20:43), 2:0 Byron (45:15), 3:0 Byron (59:14).
- Schiedsrichter: Marian Rohatsch (Lindau) und Andre Schrader (Dorsten).
- Zuschauer: 10 035.
- Strafminuten: Berlin 8 – Mannheim 8.
- Nächstes Spiel: Zum Auftakt der Play-off-Finalserie empfangen die Eisbären bereits an diesem Freitag (19.30 Uhr) den EHC Red Bull München.
Schmerzhaft wurde das für Holzer in der sechsten Minute. Ein abgefälschter Schuss von Marcel Noebels landete in seinem Gesicht. Der Nationalspieler wurde in der Kabine behandelt und meldete sich rechtzeitig zur ersten Mannheimer Unterzahl zurück – mit einem geblockten Schuss (10.). Der Titelverteidiger nutzte das Powerplay, um die Scheuklappen abzulegen. Matt White knallte den Puck an den Pfosten (13.). Frank Hördlers Schlenzer touchierte die Latte (15.). Im Gegenzug schüttelte Rendulic einen trockenen Schuss aus dem Handgelenk, die Scheibe küsste das Gestänge (15.).
Wieder Wiederer
Mannheim kam eigentlich ganz gut aus der Kabine, Jason Bast prüfte die Reflexe von Eisbären-Goalie Mathias Niederberger, doch in der nächsten Szene lief aus Adler-Sicht alles schief, was schieflaufen konnte. Krämmer verlor an der blauen Linie genau dann den Puck, als drei Mitspieler zum Wechsel fuhren. Holzer sah sich plötzlich zwei Berlinern gegenüber. Kevin Clark legte quer zu Manuel Wiederer. Dessen ersten Versuch parierte Felix Brückmann zwar noch mit dem linken Schoner, den zweiten musste der Torhüter allerdings passieren lassen (21.).
In den Eisbären-Torjubel hinein hätte Rendulic für Ruhe auf den Rängen sorgen können, der Kroate traf aber nur das Außennetz. Auch David Wolf suchte die schnelle Antwort, er fand sie nicht (25.). Mit der Führung im Rücken gewann Berlin etwas von der in dieser intensiven Serie verlorengegangenen Leichtigkeit zurück. Marcel Noebels (26.) und White (28.) hatten das 2:0 auf dem Schläger, scheiterten aber an Brückmann. In der 30. Minute hätte Wiederer nach einem Scheibenverlust von Markus Eisenschmid endgültig zum Mannheimer Schreckgespenst werden können, Brückmann verjagte es jedoch (30.). „Es gibt Chancen auf beide Seiten“, sagte Wolf in der zweiten Pause. „Wir müssen jetzt die Ruhe bewahren, haben ja noch 20 Minuten, um das Spiel zu drehen. Wir dürfen nicht zu früh aufmachen, sondern müssen auf unsere Chancen warten und diese verwerten.“
Die Adler mobilisierten die letzten Kräfte. Geholfen hätte es sicherlich, wenn sie das Powerplay zum Laufen gebracht hätten, doch auch die zweite Überzahlsituation verpuffte wirkungslos. Hännikäinens Schuss bekam Niederberger nicht zu fassen, Denis Reul zog von der blauen Linie ab – vorbei (43.). Als die Eisbären für eine kurze Phase den Druck erhöhten und die Mannheimer in der eigenen Zone einschnürten, beging Sinan Akdag den nächsten, entscheidenden Fehler. Blaine Byron spritzte in den zu lasch gespielten Pass, sein erster Schuss klatschte noch an Latte und Pfosten, der zweite saß – 2:0 (46.).
Mit dem Mute der Verzweiflung rannten die Adler an. Sie versuchten alles, um Lücken zu reißen und den Anschlusstreffer zu erzielen. Große Chancen erkämpften sie sich nicht mehr. Stewart spielte die letzte Karte und nahm 140 Sekunden vor Schluss Brückmann zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Das Tor fiel auf der anderen Seite, Byron netzte zum 3:0-Endstand ein (60.).
So lag die Erkenntnis nahe, dass die Mannheimer einen größeren Erfolg als das erzwungene fünfte Halbfinale gegen den Titelverteidiger wohl nicht bei ihrem tapferen Kampf am 28. April verspielt haben, sondern in der in vielen Bereichen anstrengenden und herausfordernden Hauptrunde, die die Blau-Weiß-Roten nur auf dem fünften Tabellenplatz abgeschlossen hatten. Mit einer besseren Ausgangsposition wäre in den Play-offs vielleicht noch ein bisschen mehr möglich gewesen.

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