Mannheim. Bill Stewarts Worte in der Pressekonferenz ließen aufhorchen. "Wir könnten jetzt wütend oder verrückt werden. Stattdessen werden wir uns sammeln und die Akkus aufladen. Wir haben gerade eine saubere Luft in der Kabine, und dabei soll es auch bleiben", sagte der Trainer der Adler Mannheim nach der 1:2-Niederlage zum Saisonstart in der Deutschen Eishockey Liga gegen die Schwenninger Wild Wings.
Ja, viele Pässe kamen nicht an. Ja, in der offensiven Zone wurde zu selten der direkte - und manchmal auch schmerzhafte Weg - zum Tor gesucht. Und ja: Das Powerplay war alles andere als kraftvoll. Stewart wusste also genau, dass auf ihn und seine Co-Trainer Marcel Goc und Jochen Hecht noch jede Menge Arbeit zukommt, er wollte das allerdings nicht dramatisieren. "Schwenningen hat die 50:50-Zweikämpfe gewonnen, wir müssen einfacher spielen. Zudem hat der gegnerische Torhüter den Unterschied gemacht", lobte der Kanadier Schwenningens Goalie Joacim Eriksson, der sich nur beim 1:2 von Taro Jentzsch in der 50. Minute geschlagen geben musste.
Keine Wohlfühloase für Spieler
In kleinerer Runde legte Stewart noch einmal nach, um hervorzuheben, was ihm wirklich wichtig ist. "Wir haben hier in Mannheim einen neuen Weg eingeschlagen. Die Zeiten, in denen Dosen durch die Kabine flogen, sind vorbei. Wir gehen bestimmt nicht dahin zurück, wo diese Organisation war", blickte der Chefcoach noch einmal auf das Ende der Ära Pavel Gross zurück, von dem sich die Adler im März dieses Jahres trennten.
Eines war Stewart allerdings ebenso wichtig: Die Spieler befinden sich in keiner Wohlfühloase, sie werden nicht mit Samthandschuhen angefasst. Damit das auch jedem klar ist, richtete er unmittelbar nach der Partie nach eigener Aussage schon deutliche Worte an die Profis. Vor allem die Vorstellung einiger Leistungsträger missfiel ihm: "Unsere besten Spieler müssen die Besten sein - das war heute nicht der Fall." Und er legte mit einem seiner Lieblingssätze nach: "Druck ist ein Privileg, wir werden jeden Spieler herausfordern. Warum auch nicht?"
Stewart weiß, was auf dem Spiel steht. Am Sonntag (15.15 Uhr) wird die Aufgabe in München sicherlich nicht leichter. Das Team aus der bayrischen Landeshauptstadt gilt für viele als Topfavorit auf den Titel. Dass die Mannschaft von Trainer Don Jackson am Donnerstag mit 3:6 bei den Kölner Haien unterlag, ändert an dieser Einschätzung nichts.
Ob Stewart die Aufstellung verändert? Schon gegen die Wild Wings reagierte er im Schlussdrittel. Jentzsch, der an der Seite von Luca Tosto und Simon Thiel begonnen hatte, rückte zu den Routiniers Matthias Plachta und David Wolf. Das war einerseits ein Zeichen an die arrivierten Spieler, dass sie sich steigern müssen, andererseits auch ein Signal für die jungen Wilden, dass sie eine echte Chance bekommen, wenn sie sich aufdrängen.
Arrivierte Spieler müssen sich steigern
Richtig glücklich blickte Jentzsch trotz der "Beförderung" und seines Tors im ersten Pflichtspiel für den neuen Arbeitgeber nicht drein. "Dafür kann ich mir nach der Niederlage nichts kaufen", betonte der 22-Jährige, der bei seinem Treffer das beherzigt hatte, was zuvor zu selten vorgekommen war: Er schoss, statt abzulegen. "Wir haben oft zu viel gezockt, hätten häufiger den Abschuss suchen müssen, auch wenn bei meinem Tor Glück dabei war", sagte Jentzsch. Der ansonsten überragende Eriksson ließ den harmlosen Schuss durch die Beine rutschen.
Stewart ist jedenfalls davon überzeugt, dass Jentzsch seinen Weg gehen wird. "Ich habe mit Bundestrainer Toni Söderholm über Taro gesprochen. Wir hoffen, dass er sich langsam, aber stetig weiterentwickelt. Das wäre allemal besser, als plötzlich aufzutauchen und dann wieder von der Bildfläche zu verschwinden."
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