Mannheim. Geduld und Borna Rendulic? Das sind zwei Dinge, die eigentlich gar nicht zusammen passen. „Bei mir muss immer Action sein“, sagt der Stürmer der Adler Mannheim, der derzeit aber genau das machen muss, was ihm überhaupt nicht liegt: abwarten, bis die Zeit die Wunden heilt. Ganz so ausweglos ist die Situation allerdings nicht, der Kroate kann seinen Genesungsprozess beeinflussen – und so spult er sein Programm fleißig ab, das ihn regelmäßig zu den Spezialisten nach Sinsheim führt. Die Adler profitieren seit einigen Jahren von der Zusammenarbeit im Reha-Bereich mit dem Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim. Rendulic ist nicht der Erste, der dort auf sein Comeback vorbereitet wird.
Noch gibt es keinen genauen Zeitpunkt, wann der 29-Jährige in der Deutschen Eishockey Liga wieder mitmischen kann. Im Heimspiel gegen die Kölner Haie verletzte er sich am 21. November kurz vor der Schlusssirene schwer an der Schulter, als beim Stand von 1:3 bereits alles entschieden war. „Das war eine unglückliche Situation gut zwei Minuten vor dem Ende. Der Check des Kölners war in Ordnung, ich wollte mich wegdrehen, aber dann habe ich nur noch gemerkt, wie die Schulter herausgeploppt ist“, schildert Rendulic die verhängnisvolle Szene, auf die der vielleicht härteste Kampf in seiner bisherigen Karriere folgte.
Die Diagnose bescheinigte dem Außenstürmer eine Ausfalldauer von vier Monaten, im März könnte es mit einem Comeback etwas werden. An dieser Hoffnung zieht sich der Kroate hoch. „Ich bekomme von den Ärzten ein gutes Feedback. Es heißt, dass ich im Plan bin, vielleicht sogar ein bisschen weiter als erwartet“, betont Rendulic, der im ersten Drittel der Hauptrunde zu den verlässlichsten Punktesammlern bei den Mannheimern gezählt hatte: Nach 21 Einsätzen stehen acht Treffer und sechs Vorlagen zubuche. Klar, der Torjäger hätte sich eine noch bessere Ausbeute gewünscht, aber mit dieser Bilanz konnte er ganz gut leben.
Unmittelbar nach der Operation hatte er sich nach eigener Aussage noch im Konjunktiv bewegt: Hätte er die Verletzung vermeiden können? Was hätte er anders machen sollen? Inzwischen hat Rendulic die Situation aber angenommen und will das Beste aus ihr machen. „Ich nehme diese Phase einfach als zweite Sommervorbereitung. Ich kann bei meinem Körper an Sachen arbeiten, die oft zu kurz kommen. Und auch der Schulter geht es besser. Ich merke, wie der Schmerz langsam nachlässt.“
Eine negative Begleiterscheinung der Verletzung ist, dass Rendulic seine Teamkollegen kaum noch sieht. „Eigentlich nur bei unseren Heimspielen. Ich vermisse sie sehr“, sagt der Mann mit der Nummer 71, der in Sinsheim wenigstens Ilari Melart, dem zweiten Langzeitverletzten der Adler, ab und zu über den Weg läuft. Und er sieht Licht am Ende des Tunnels. Im Februar, so der Plan, will er wieder die Schlittschuhe anziehen, um das Gefühl fürs Eis nicht zu verlieren. Zunächst möchte er alleine seine Runden drehen, später soll ihn Player Development Coach Marcel Goc intensiv auf sein Comeback vorbereiten. Zugute könnten ihm die vielen Spielverlegungen kommen. So wurden die ausgefallen Partien in Iserlohn und Ingolstadt in den März gelegt, nachdem zuvor bereits das Spiel in Nürnberg in diesem Monat neu terminiert worden war. Und auch der Doppelpack gegen Bremerhaven, der am Wochenende wegen der Teamquarantäne der Pinguins nicht hatte stand finden können, muss ja neu angesetzt werden.
Da ihm die Adler zwischen den Jahren einige freie Tage für einen Heimaturlaub gewährten, wird Rendulic während der Olympischen Spiele in Peking in Mannheim bleiben. „Ich will einfach alles dafür tun, dass ich bei meinem Comeback wieder bei 100 Prozent bin. Denn in den Play-offs, so viel ist klar, will ich wieder ganz der Alte sein.“
Bis dahin braucht er noch ein wenig Geduld – so schwer ihm das momentan auch fallen mag.
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