Eishockey - Bei der Niederlage im zweiten Halbfinale stehen sich die Adler Mannheim selbst im Weg / Entscheidung am Freitag

Adler schießen sich ins eigene Knie

Von 
Christian Rotter
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Adler-Angreifer Andrew Desjardins zeigte Größe und nahm das entscheidende Gegentor auf seine Kappe. © Pix

Mannheim. Pavel Gross ist ein fördernder, aber auch fordernder Trainer. Er hat das Ziel, seine Spieler besser zu machen – damit am Ende die ganze Mannschaft davon profitiert. Im Meisterjahr 2019 ist diese simple, aber anspruchsvolle Rechnung aufgegangen. Das Team steigerte sich von Spiel zu Spiel, ein Riesentalent wie Moritz Seider entwickelte sich zu einem Profispieler. Alle zusammen vereinten sich hinter dem großen Ziel, die Meisterschaft zurück in die Eishockey-Stadt zu holen. Nach dem 1:2 im zweiten Halbfinale gegen die Grizzlys Wolfsburg sind die Adler Mannheim wieder in der gleichen Situation wie vor einer Woche in der Viertelfinalserie gegen die Straubing Tigers: Bei einem Sieg am Freitag (20.30 Uhr/SAP Arena) ziehen sie eine Runde weiter, bei einer Niederlage ist für sie die Saison in der Deutschen Eishockey Liga beendet.

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Am Mittwochabend in Wolfsburg gab es den Pavel Gross zu sehen und zu erleben, der immer dann sichtbar wird, wenn seine Spieler für ihn unerklärbare Fehler machen. Vieles erinnert dann an einen gleichermaßen strengen wie liebenden Vater, der unbedingt stolz auf sein Kind sein will und es absolut nicht nachvollziehen kann, dass es trotz eines intensiven Flöten-Unterrichts doch wieder die schwierige Note nicht getroffen hat. Und manchmal schießt Gross mit seiner Kritik übers Ziel hinaus – so berechtigt sie sein mag.

So, wie bei der Analyse des Spiels in Wolfsburg bei MagentaSport. Die Szene, die in der Verlängerung zum 1:2 durch Anthony Rech (66.) geführt hatte, stieß ihm sauer auf. Dass ausgerechnet Routinier Andrew Desjardins den entscheidenden Fehler begangen hatte, kreidete er dem Kanadier offen an. Desjardins hätte mit der Hand den Puck aus der eigenen Zone befördern sollen, statt zu versuchen, ihn mit dem Schläger zu klären. In kleiner Runde bestätigte Gross auf Nachfrage dieser Redaktion seine Sicht der Dinge und fragte sich: „Selbst wenn ,Desi’ so an die Scheibe gekommen wäre, wäre das ein hoher Stock gewesen.“ Mit ein wenig mehr Abstand von der Partie gab sich der Coach aber wieder ausgleichend: „Fehler passieren. Wir dürfen nicht negativ sein, sondern müssen positiv bleiben.“

Schläger statt Hand

Desjardins wusste, dass er nach dem Pass von Sinan Akdag und den in die Luft springenden Puck eine falsche Entscheidung getroffen hatte. „Das Tor muss ich wohl auf meine Kappe nehmen“, sagte der 34-Jährige. „Es stimmt schon: Ich hätte die Scheibe mit der Hand aus unserem Drittel schlagen müssen.“

Der Lapsus in der 66. Minute war jedoch nicht der Hauptgrund, warum die Adler am Freitag nachsitzen müssen. 40 Minuten lang zeigten sie eine reife Auswärtsleistung und lagen durch den Treffer von Mark Katic (39.) völlig verdient mit 1:0 in Führung. Einziger Vorwurf, den sich die Mannheimer gefallen lassen mussten, war die schwache Chancenverwertung. Wolfsburg war mit dem 0:1 gut bedient – und damit noch im Spiel. Den Grizzlys reichte eine kurze Phase der Adler, in der sie die zuvor an den Tag gelegte Disziplin über Bord warfen. Nicht zum ersten Mal schossen sie sich in dieser Saison ins eigene Knie. „Durch die beiden überflüssigen Strafen haben wir das Momentum verloren“, sagte Gross zum missratenen Start ins letzte Drittel. Sebastian Furchner glich in Überzahl aus (47.), danach bekamen die Grizzlys die zweite Luft, während die Adler die Energie verloren.

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„Wir sind in dieser Phase ungeduldig geworden“, bestätigte Desjardins, dem auch nicht verborgen geblieben war, dass die Niedersachsen in den 65 Minuten nur einmal in die Kühlbox wanderten. Das lag nicht etwa an Schiedsrichtern, die in der einen oder anderen Situation ein Auge zudrückten, sondern daran, dass die Mannheimer keine Wolfsburger Strafen erzwangen. „Ja, wir haben sie gar nicht erst in brenzlige Situationen gezwungen. Wir müssen mit dem Puck mehr laufen, damit sie uns halten und klammern müssen“, forderte Desjardins. Die Frage ist nur: Ist der Akku noch voll genug, um genau diese kräftezehrende Spielweise von der ersten bis zur letzten Minute umzusetzen? Es macht sich nun immer mehr bemerkbar, dass mit Verteidiger Joonas Lehtivuori sowie den Stürmern David Wolf und Tommi Huhtala drei Leistungsträger fehlen. Zudem ist es eher unwahrscheinlich, dass der am Mittwoch fehlende Florian Elias im dritten Duell mit Wolfsburg wieder spielen kann.

Es ist Zeit für den verständnisvollen, nicht für den strafenden Gross.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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