Mannheim. Lukas Kälble hatte einen kleinen Vorteil. Der gebürtige Mannheimer konnte sich vor seinem Pflichtspieldebüt für die Adler Mannheim am Mittwochabend gegen die Nürnberg Ice Tigers Rat bei einem anderen gebürtigen Mannheimer holen. Die Rede ist von Marc Michaelis, der dieses Szenario bereits am 20. September beim Saisonauftakt gegen die Schwenninger Wild Wings erlebte. „Er hat mir gesagt, dass ich versuchen solle, es zu genießen. Denn bei solchen Spielen passiert es schnell, dass man sehr nervös ist oder zu viel nachdenkt“, sagte Kälble.
Die Augen des Verteidigers glänzen, als er über sein erstes Profispiel für seinen Heimatclub spricht. Dass es erst am vierten Spieltag der Deutschen Eishockey Liga so weit war - Kälble hatte sich im letzten Vorbereitungsspiel vor drei Wochen eine Beinverletzung zugezogen - tat dem Ganzen kein Abbruch. Im Gegenteil: Diese Partie war für den 26-Jährigen ein „ganz besonderer Moment“ gewesen, wie er betonte und schob hinterher: „Aber ich war eigentlich ziemlich entspannt, habe versucht, meinen Job zu machen und wieder meinen Rhythmus zu finden.“
Kälble: Haben es uns selbst ein bisschen schwergemacht
Alles andere als entspannt verlief dagegen das Geschehen auf dem Eis. Als Kälble nach 65 Sekunden zum ersten Mal eingriff, stand es bereits 1:1. Verteidiger John Gilmour schoss die Adler, die kurzfristig auf ihren verletzten Torhüter Felix Brückmann - und ab dem zweiten Drittel auch auf Stürmer Ryan MacInnis - verzichten mussten, bereits nach 42 Sekunden mit 1:0 in Führung. Nürnbergs Cole Maier egalisierte diese jedoch nur wenige Augenblicke später. Der Beginn eines wilden Scheibenschießens, das die Mannheimer zwar mit 5:4 (2:1, 3:2, 0:1) für sich entschieden und dabei nie in Rückstand gerieten, den Gästen allerdings auch immer wieder erlaubten, im Spiel zu bleiben. „Wir haben es uns selbst ein bisschen schwergemacht“, gab Kälble zu.
Die Mannheimer schafften es nicht, gerade in der eigenen Zone, genügend Druck auf ihre Gegenspieler auszuüben und ließen zudem viele Konter der Nürnberger in numerischer Überzahl zu. Fünf waren es alleine im ersten Drittel und damit mehr als in den drei vorangegangenen Saisonspielen zusammen. Adler-Cheftrainer Dallas Eakins wählte auf der Pressekonferenz nach der Partie das Bild einer Diskothek, auf deren Tanzfläche ständig im falschen Takt getanzt wird. „Unsere Reaktionszeit, unser Umschaltspiel, unser Spiel ohne den Puck, unser Spiel in der eigenen Zone waren nicht gut. Wir haben kein schreckliches Spiel abgeliefert, aber uns hat das richtige Timing gefehlt“, bemängelte der US-Amerikaner.
All diese Punkte sorgten dafür, dass sich die Adler trotz der Treffer von Markus Hännikäinen (8.), Tom Kühnhackl (24.), Daniel Fischbuch (27.) - die allesamt ihr erstes Saisontor erzielten - sowie Luke Esposito (36.) nie sicher fühlen konnten. „Vier Gegentore zu Hause sind ganz klar zu viel. Wir haben uns als Mannschaft vorgenommen, dass wir defensiv stabil stehen und dem Gegner nichts schenken“, sagte Kühnhackl und ergänzte: „Wir wollen eigentlich nicht so eine Mannschaft sein, die sich zu solch einem Spiel hinreißen lässt.“
Am Ende dieses Schlagabtausches durften die Adler aber dennoch jubeln. „Natürlich dürfen wir dem Gegner keine Chance geben, wieder ins Spiel reinzukommen. Da müssen wir noch ein paar Punkte abstellen. Aber letztlich haben wir drei Punkte mitgenommen und das war erstmal das Wichtigste“, bilanzierte Kälble. Der Debütant zeigte ohnehin eine ansprechende Leistung. Mit viel Übersicht und Sicherheit am Puck sowie einer konsequenten Zweikampfführung wusste der Nationalspieler vor 10 535 Zuschauern direkt zu überzeugen.
Spielt Lukas Kälble auch am Freitag gegen Augsburg?
Auch seine schlittschuhläuferischen Fähigkeiten sorgten dafür, dass der eine oder andere Nürnberger Konter nicht in etwas Zählbarem endete. Da war es nur folgerichtig, dass letztlich Kälble den Puck Sekunden vor dem Ende aus der Gefahrenzone klärte und so den zweiten Sieg im zweiten Heimspiel für die Blau-Weiß-Roten sicherstellte. „Für solche Momente lebe ich“, unterstrich der Verteidiger mit großen Augen und erläuterte: „Ein Tor vorne, in der letzten Minute auf dem Eis sein, das ist genau mein Ding. Wenn hinten viel Chaos ist, versuche ich Ruhe reinzubringen. Da hilft mir auch der Tobi (Verteidigerpartner Tobias Fohrler, Anm. d. Red.) viel.“ Zusammen mit diesem versucht Kälble in diesen Situationen vor allem physisch zu spielen und so das Spiel des Gegners „auszubremsen“, wie er sagt.
Da der 26-Jährige aber erst frisch aus einer Verletzung kommt, ist es fraglich, ob er auch beim Heimspiel am Freitag gegen Augsburg (19.30 Uhr) direkt wieder auf dem Eis stehen wird. „Ich fühle mich sehr gut, die Entscheidung fällt letztlich aber der Trainer“, sagte Kälble, der ohnehin zunächst einmal nur den gelungen Abend genießen wollte.

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