Mannheim. Niemand wollte gehen. Nach dem sechsten Sieg im siebten Spiel im Monat Dezember blieben die Fans der Adler Mannheim auf den Plätzen, um ihre Mannschaft zu feiern und allen ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Unter anderem stimmten sie einen Gesang an, der nicht so oft ertönt wie „Oh, du Fröhliche“ an Heiligabend, sondern nur dann aus dem Repertoire geholt wird, wenn es sich die Blau-Weiß-Roten verdient haben. „Wir sind stolz auf unser Team, halleluja“, hallte es den Spielern nicht nur aus der Nordwestkurve entgegen.
„Leider ist mein Deutsch noch nicht so gut. Ich musste mir das erst noch übersetzen lassen, aber es freut mich natürlich sehr, dass die Fans mit uns zufrieden sind“, sagte Kristian Reichel, der die Adler mit seinem Treffer in der 52. Minute zum 2:1-Erfolg gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven geschossen hatte.
Damit überflügelten die Mannheimer das Team von der Nordseeküste und weisen in der DEL als Tabellendritter nur noch einen Punkt Rückstand auf die zweitplatzierten Eisbären Berlin auf, die gegen den ERC Ingolstadt mit 1:6 verloren.
SAP Arena eine (fast) uneinnehmbare Festung
Vor allem zu Hause bleiben die Adler eine Macht: 13 der 15 Spiele in der SAP Arena wurden gewonnen, Niederlagen setzte es nur gegen Ingolstadt und die Löwen Frankfurt. „Wahrscheinlich lieben wir es einfach, in unseren eigenen Betten zu schlafen“, sagte Reichel, um zu ergänzen: „Nein, im Ernst: Unsere Fans geben uns Kraft. Sie verleihen uns einen Extraschub, auch wenn es mal nicht so läuft - wie heute nach dem Rückstand. Klar ist jedoch auch: Wir müssen unsere Auswärtsbilanz aufpolieren. Am besten schon am Donnerstag in Augsburg.“
Dann geht es für die Mannschaft von Trainer Dallas Eakins gegen den Tabellenzwölften, der zuletzt bei der Düsseldorfer EG (2:7) und bei den Straubing Tigers (1:9) unter die Räder gekommen war.
Bis die Mannheimer am Mittwoch das Training wieder aufnehmen, um sich auf die Augsburger Panther vorzubereiten, dürfen die Spieler drei Tage lang abschalten. Reichel wird Heiligabend mit seiner Verlobten verbringen. „Wir werden es uns gemütlich machen, Weihnachtsfilme anschauen und Plätzchen essen“, gab der Tscheche mit deutschem Pass einen Einblick in seine Weihnachtsplanungen.
Reichels Weihnachtsfilm: „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“
Den ganz großen Familienansturm wird es im Hause Reichel nicht geben. Der Grund: Eishockey. Während Kristian ein wenig ausspannen kann, gilt das für seinen berühmten Vater Robert nicht. „Er zählt zum Trainerteam der tschechischen Junioren, die in Kanada die U-20-WM spielen“, erklärte Kristian Reichel. „Meine Mutter und viele Freunde werden ihn begleiten.“
Entsprechend wird der 26-Jährige, der in den vergangenen zehn Spielen sechsmal getroffen hat, die Ruhe und Besinnlichkeit daheim genießen. Und welcher Weihnachtsfilm soll nun unbedingt laufen? Reichel muss nicht lange überlegen und nennt einen Märchenklassiker aus dem Jahr 1973: „Tri oríky pro Popelku.“ Auf Deutsch: „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel.“
Bevor sich Reichel an die letzten Erledigungen für das Fest machte, analysierte er noch den Sieg gegen Bremerhaven und die starke Bilanz der Adler in den vergangenen Wochen. „Das Glück ist auf unserer Seite. Wir haben es uns erarbeitet“, sagte der Rechtsschütze, der damit wohl auch auf sein Siegtor anspielte: Matthias Plachta hatte in Überzahl einen Pass Richtung Pinguins-Kasten gespielt, von Reichels Schienbeinschoner sprang der Puck ins Netz.
Als der 26-Jährige das Eis betrat und Tausende rote Herzen blinken sah, spürte er die besondere Atmosphäre des „Spiels der leuchtenden Herzen“. „Das ist eine ganz tolle Aktion des Clubs. Ich freue mich, dass wir etwas Geld für Menschen gesammelt haben, die unsere Unterstützung nötig haben“, betonte Reichel. Nach der Partie waren 52 000 Euro zusammengekommen, die über den Verein „Adler helfen Menschen“ Bedürftigen in der Region zugutekommen werden.
Adler-Trainer Eakins denkt an die Menschen in Magdeburg
Eakins dachte in seinen Ausführungen zum Spiel in der Pressekonferenz auch an die Menschen in Magdeburg nach dem schrecklichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am vergangenen Freitag. „Das macht unsere Herzen schwer“, sagte der US-Amerikaner. „Ich bin dankbar für unsere Familien und die Menschen, die uns unterstützen.“
Zufrieden nahm Eakins den Schulterschluss zwischen Team und Fans zur Kenntnis. Denn auch in diesem Bereich hatten sich die Adler zum Ziel gesetzt, sich zu verbessern. „Wir haben uns die Frage gestellt: Können wir auf dem Eis die gleiche Leidenschaft zeigen wie unsere Fans auf den Rängen? Wir geben unser Bestes, diese Herausforderung zu meistern“, so Eakins.
Beschenken wollen die Mannheimer ihre Anhänger am Donnerstag mit dem nächsten Sieg. Allerdings war am Montag noch nicht klar, mit welchem Personal sie die Reise nach Augsburg antreten können. Plachta humpelte in die Kabine, nachdem er kurz vor dem Ende einen Schuss geblockt hatte, und beim Faustkampf nach der Schlusssirene erwischte Bremerhavens Christian Wejse auch noch Adler-Angreifer Luke Esposito übel am Augenbogen.
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