Mannheim. Mit verschränkten Armen stand Denis Reul in der Mixed Zone. Der Kapitän der Adler Mannheim hätte sich Angenehmeres vorstellen können, als über die 1:3-Niederlage gegen den ERC Ingolstadt zu sprechen. Vor der Partie war der Verteidiger für sein 750. Profispiel im blau-weiß-roten Trikot geehrt worden, doch dieses Jubiläum rückte in den Hintergrund. „Der Frust ist riesengroß“, sagte Reul. „Wir hatten so viele Chancen, haben das Ding aber nicht über die Linie gebracht. Wenn du nur einen Powerplaytreffer erzielst, hast du nicht mehr verdient.“
32:15 Schüsse zählten die Statistiker für die Adler, allerdings überwand nur Ryan MacInnis Ingolstadts Torhüter Michael Garteig zum 1:1 (25.). Sowohl beim 3:2 nach Penaltyschießen gegen die Nürnberg Ice Tigers m Freitag als auch zwei Tage später gegen die Schanzer Panther gelang den Mannheimern kein Tor bei Fünf gegen Fünf. Nur weil die Überzahl funktionierte, blieben am Wochenende zwei Punkte in Mannheim - selbst die waren viel zu wenig. Bei den Zielen, die die Adler haben und den Ansprüchen des Clubs.
Adler-Trainer überrascht mit Analyse der Niederlage gegen den ERC Ingolstadt
Einmal mehr lieferte die Konkurrenz eine Steilvorlage. Statt diese zu verwerten, lehnten die Adler dankend ab. Schwenningen hatte am Nachmittag mit 1:2 gegen den Tabellenzweiten Bremerhaven verloren. Und da die Kölner Haie im Parallelspiel bei der Düsseldorfer EG nur zwei Zähler holten, hätte das Team von Trainer Dallas Eakins nicht nur an den Domstädtern vorbeiziehen, sondern auch mit dem sechsten Tabellenplatz nach Punkten gleichziehen können. Doch daraus wurde nichts. Viele Pässe wurden in den Schlittschuh des Teamkollegen gespielt, im Torabschluss war ordentlich Luft nach oben.
Eakins überraschte mit seiner Analyse in der Pressekonferenz. Er habe ein „exzellentes Spiel“ gesehen und sei „stolz auf die Art und Weise, wie wir gespielt haben. Im Vergleich zur Partie gegen Nürnberg war das ein Schritt in die richtige Richtung.“ Es bleibt zu hoffen, dass der Coach intern andere Worte findet.
Auch die Aufstellung des Amerikaners ließ Fragen offen. Nachdem am Freitag Jordan Murray eine Bewährungschance in der Abwehr erhalten hatte, war diesmal Max Gildon an der Reihe. In beiden Spielen blieb für Keaton Thompson, der erst kurz vor dem Transferschluss Mitte Februar nachverpflichtet worden war, nur ein Platz auf der Tribüne. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, den Amerikaner mit weiteren Einsätzen an die im Vergleich zu Nordamerika größere europäische Eisfläche heranzuführen? Eakins entschied anders, weil er Murray und Gildon das Gefühl geben wollte, nicht abgeschrieben zu sein. Beide Verteidiger empfahlen sich jedoch nicht nachhaltig.
Pleiten, Pech und Pannen bei den Adlern Mannheim
Diese Personalien waren gegen Ingolstadt sicherlich nicht spielentscheidend. Nach dem 0:1 durch Marko Friedrich, der in der 16. Minute einen Lapsus von Fabrizio Pilu nutzte, übernahmen die Adler die Kontrolle über die Partie, Ingolstadt fand offensiv fast überhaupt nicht mehr statt. Dann schlugen die Gäste kurz vor Schluss entscheidend zu. Tyler Gaudet kassierte eine Strafe, Maurice Edwards traf zum 1:2 (58.).
„Das war ein bisschen Pingpong“, sagte Reul zur Szene, als er und seine Mitspieler fast die vollen zwei Minuten in Unterzahl auf dem Eis standen und die Scheibe einfach nicht aus der Gefahrenzone brachten. Stattdessen flipperte der Puck gegen das Außennetz, hinter das Tor, wurde dann vor den Kasten gespielt. Adler-Torhüter Arno Tiefensee war aus der Position, Edwards traf.
Dennoch bot sich den Mannheimern die große Chance, zumindest einen Punkt einzusacken. Tom Kühnhackl hätte die Scheibe nur noch im leeren Tor unterbringen müssen, traf aber den Pfosten (58.). „Vielleicht war er da ein bisschen überrascht“, sagte Eakins zur Szene unmittelbar nach dem 1:2.
Nur „solide“ ist zu wenig
„Wir haben solide gespielt, hinten wenig zugelassen“, sagte Reul. Und in der Tat: Positiv am Wochenende war, dass die Adler ihre Konteranfälligkeit im Griff hatten. „Die war in der bisherigen Saison ja immer wieder eine Schwachstelle“, konstatierte der Adler-Kapitän. Reul betonte, dass es nichts bringe, zu oft auf die Tabelle und auf die Ergebnisse der direkten Konkurrenten zu schauen. „Wir müssen unsere Spiele gewinnen und dann schauen, wozu das noch reicht.“
Beim Schlusslicht Augsburger Panther (Mittwoch, 19.30 Uhr) und im „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen die Schwenninger Wild Wings am Freitag (19.30 Uhr) zählen nur Siege. Vor allem vor dem Hintergrund, dass zum Hauptrundenausklang danach noch zwei schwere Auswärtsspiele in Bremerhaven und Köln anstehen.
Dass die Adler liefern müssen, war in dieser Saison schon oft der Fall. Zu häufig haben sie ihr Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt. Insofern war klar, dass Reul mit gemischten Gefühlen auf sein Jubiläumsspiel zurückblickte. „Es bedeutet mir sehr viel, so viele DEL-Spiele für ein und denselben Verein gemacht zu haben. Es war eine tolle, nicht immer einfache Zeit. Ich habe die Reise aber genossen.“ Das hört sich so an, dass Reuls am Saisonende auslaufender Vertrag nicht verlängert wird.
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