Mannheim. Mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt stand Felix Brückmann noch lange in den Katakomben der Mercedes-Benz Arena. Der Torhüter der Adler Mannheim unterhielt sich am Donnerstagabend noch lange mit Co-Trainer Marcel Goc und Markus Flemming, der als Sportpsychologe für die Eisbären Berlin arbeitet. Der Titelverteidiger hatte gerade das entscheidende fünfte Halbfinalduell in der Deutschen Eishockey Liga mit 3:0 für sich entschieden und war damit in die Endspielserie gegen München eingezogen.
Stolz auf die eigene Leistung
Obwohl die Schlusssirene bereits mehrere Minuten zurücklag, war Brückmann noch voll in der Partie drin. „Es war ein typisches letztes Spiel einer Serie“, setzte der 31-Jährige zu einer Analyse an und ergänzte: „Im ersten Drittel haben sich beide Teams neutralisiert, entscheidend war schon fast das frühe Gegentor zu Beginn des zweiten Drittels. Je länger es 0:0 steht, desto größer werden in so einer Begegnung die Chancen der Auswärtsmannschaft.“ Manuel Wiederer spielte jedoch nicht mit. Der Berliner Stürmer, der bereits das erste Duell in der Verlängerung zugunsten der Eisbären entschieden hatte, überwand Brückmann im Nachschuss aus kürzester Distanz. „Unterm Strich hat Berlin das Weiterkommen verdient“, betonte der Adler-Goalie, der aber zurecht stolz auf die eigene Leistung und die seines Teams sein konnte: „Es hat doch niemand damit gerechnet, dass wir nach einem 0:2-Serienrückstand noch einmal so stark zurückkommen würden.“
Gleiches lässt sich über Brückmann sagen. Nachdem der in Breisach am Rhein geborene Linksfänger die Endphase der Hauptrunde angeschlagen verpasst hatte, überraschte es ein wenig, dass er zu Beginn der Play-offs den Vorzug vor Dennis Endras erhielt. Brückmann rechtfertigte das Vertrauen, in drei der fünf Halbfinalspielen machte er den besseren Eindruck als sein Gegenüber Mathias Niederberger. Nur beim Berliner 6:3-Erfolg in Mannheim im zweiten Vergleich und bei seinem Zu-Null-Sieg am Donnerstag zeigte Niederberger, warum er bei der WM im vergangenen Jahr zum „Kraken von Riga“ avancierte.
Brückmann teilte die Meinung vieler Experten, die nicht in der Niederlage im fünften Spiel die Ursache für das Mannheimer Aus gegen die Eisbären sahen. Die Adler hätten eine der ersten beiden Partien für sich entscheiden müssen: Im ersten Duell mussten sie sich erst in der Verlängerung geschlagen geben, im zweiten lagen sie bis in die 48. Minute mit 2:1 in Führung, um dann noch einzubrechen. „Das Aus im Halbfinale tut weh. Ich spüre aber schon jetzt wenige Minuten nach der Niederlage die Motivation, im nächsten Jahr voll anzugreifen“, betonte Brückmann, der am Samstag bei der Saisonabschlussfeier des Clubs in der SAP Arena frenetisch gefeiert wurde.
WM in Helsinki ohne Brückmann
In die Bilanz der Spielzeit bezog der 31-Jährige aber nicht nur die Play-offs ein, die die Saison zu einem versöhnlichen Ende brachten. Auch die Hauptrunde, die Ende März in der Entlassung von Chefcoach Pavel Gross und Co-Trainer Mike Pellegrims gipfelte, bezog er in sein Fazit ein: „Es war eine schwierige Saison. Es ist nie leicht, wenn dein Trainer vorzeitig gehen muss. Jeder weiß ja auch um meine gemeinsame Vergangenheit mit Pavel in Wolfsburg. Das hat mir schon sehr wehgetan, irgendwo sind das aber auch die Mechanismen des Geschäfts.“ Eine Verlängerung wird Brückmanns Saison wohl eher nicht erfahren – und das aus einem freudigen Grund. „Meine Frau ist im neunten Monat schwanger. Ich werde das mit ihr noch einmal besprechen, mit Bundestrainer Toni Söderholm habe ich aber schon bei den Olympischen Spielen in Peking informiert“, betonte der Goalie. Will heißen: Die WM in Helsinki wird im Mai ohne Brückmann über die Bühne gehen. „Ich möchte für meine Frau da sein“, betonte er. Und im Sommer wird er dann wieder voll angreifen, damit die kommende Saison nicht wieder wie die beiden vorangegangenen im Halbfinale endet. Das Bier, mit dem die Adler am Donnerstag den ersten Frust runterspülten, soll in einem Jahr am liebsten aus dem DEL-Pokal fließen und ein Feier-Bier sein.
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