Kolumne

Schoner-Regel erregt die Gemüter

Die Tragepflicht besteht weiterhin

Von 
Claudio Palmieri
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Streitpotenzial: Schienbeinschoner tragen ja oder nein? © dpa

Ried. Mit Schienbeinschonern ist es wie mit Kondomen: Ohne macht es vielleicht mehr Spaß, mit ist es aber sicherer. Trotzdem stellen sich viele Männer eher peinlich an, wenn es darum geht, sie überzuziehen – selbst heutzutage, da sie aus einem Hauch von nichts bestehen. Zumindest beim Thema Schienbeinschoner hat der Hessische Fußball-Verband (HFV) jetzt interveniert – allerdings auf fragwürdige Weise.

Die bisher obligatorische Schienbeinschonerkontrolle fällt seit dieser Saison weg. Außerdem entfällt die Mindestgröße, die im Regelwerk festgelegt war. Die Neuerungen wurden auf den Vorrundenbesprechungen vorgestellt. Der Verband setzt fortan mehr auf die „Eigenverantwortlichkeit der Spieler“, wie es der neue Kreisfußballwart Martin Wecht formuliert. „Für die Schiedsrichter ist es jetzt einfacher“, sagt der Nachfolger von Reiner Held: „Sie mussten das sonst immer kontrollieren.“ Manche Spieler hätten die Schoner oft nur bei der Kontrolle getragen, weiß der Rimbacher: „Dadurch kam es zu Diskussionen und Unterbrechungen. Diese werden ein Stück weit unterbunden.“

„Sie verhindern nicht alles, nehmen aber einiges an Wirkung“

Ein Freund der neuen Regel ist Wecht nicht: „Man kann es kontrovers sehen. Ich habe meine Schienbeinschoner immer getragen, sogar relativ große. Sie verhindern nicht alles, nehmen aber einiges an Wirkung weg.“ Kurz vor Rundenstart unterstreicht er deshalb, dass die Tragepflicht immer noch besteht: „Schienbeinschoner gehören weiter zur Ausrüstung. Nur die Verantwortung, sie zu tragen, liegt jetzt ganz beim Spieler.“

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Auch der neue Kreisschiedsrichterobmann Andreas Weichert kann die Regeländerung nicht nachvollziehen. „Ohrringe sind wegen Verletzungsgefahr weiter verboten, aber jeder, der will, darf sich das Schienbein durchtreten lassen“, sagte er im Rahmen der Besprechungen. Im Gespräch mit dieser Redaktion legt der Bensheimer nach. „Es gibt ja auch Rote Karten wegen gefährlichen Spiels“, betont er: „Man ist als Schiedsrichter angehalten, sich auch um die Gesundheit der Spieler zu kümmern – und es gibt nun mal keine größere Gefahr als durch die scharfkantigen Stollen.“

Weichert appelliert an die Vernunft der Aktiven. „Es sollte jetzt vielleicht Aufgabe der Trainer sein, darauf hinzuweisen. Denn es ist unumstritten, dass der Gesundheitsschutz mit Schonern größer ist – und damit potenziell weniger Spieler ausfallen.“ Wecht stört sich indes auch daran, dass die Profis den Amateuren keine Vorbilder sind. „Ein Kai Havertz scheint kein Fan davon zu sein. Der kriegt aber Krankengeld, wenn was passiert“, meint der Kreisfußballchef.

Bei Amateurkickern könnte der Versicherungsschutz hingegen Auslegungssache werden, warnt Wecht: „Bei einem Krankenwageneinsatz auf dem Platz wäre das entsprechend nachvollziehbar. Spätestens, wenn es um Invalidität geht, ist die Frage aber eine andere, weil es da um ganz andere Kosten geht.

Freier Autor Geboren in Viernheim, aufgewachsen in Bürstadt. Freier Mitarbeiter seit 2009

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