Kolumne

Kapitänsregel: Jetzt sprechen die Vereine

Im Fußballkreis findet das Vorgehen kaum statt

Von 
Claudio Palmieri
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Ried. Die im Sommer eingeführte Kapitänsregel kommt nur langsam im Amateurfußball an. Das ist die Zwischenbilanz, die Kreisfußballwart Martin Wecht vor kurzem im Gespräch mit dieser Redaktion zog. „Es muss noch bei einigen ins Bewusstsein gelangen: Da muss mein Kapitän hin, nicht die halbe Mannschaft“, hielt Wecht unter anderem fest. Die generelle Wahrnehmung der Regel bezeichnete der Rimbacher aber als „positiv“.

Wie langsam die Kapitänsregel auf Amateurebene ankommt, zeigt sich in Gesprächen mit Vereinsvertretern. „Bisher hat das noch kein Schiedsrichter konsequent angewandt – zumindest nicht bei den Spielen, die ich verfolgt habe“, sagt Fabian Kreiling. Die Regel selbst hält der Betreuer der FSG Riedrode II für „gar nicht so verkehrt“. Der 31-Jährige stimmt Wecht jedoch zu: Die Einführung durch den DFB mitten in der Saisonvorbereitung kam überstürzt. „Bei der Rundenbesprechung für die A-Klasse wurde das Konzept vorgestellt“, erinnert sich Kreiling: „Da war es aber selbst für die Schiedsrichter neu.“

Dass letztlich die Vereine für die Aufklärung an der Basis zuständig waren, kann Kreiling nur bestätigen: „Nach den Rundenbesprechungen haben wir unsere Mannschaften und Trainer darauf hingewiesen. Die Trainer wurden auch auf den Trainerpassschulungen informiert.“ In der Abwälzung der Verantwortung auf die Vereine sieht Patrick Andres eine Schwachstelle. Nicht alle Sportlichen Leitungen seien gleich stark besetzt, bemängelt der Sportausschusschef des FC Olympia Lampertheim. „Die Sportlichen Leiter müssten mehr dazu beitragen, dies intern zu kommunizieren“, findet „Padde“, der auch als Referee unterwegs ist: „Manche Mannschaften, die ich gepfiffen habe, wussten gar nichts davon.“ Auch von den Übungsleitern würde sich Andres mehr Engagement wünschen: „Die Trainer, die bei der Trainerpassschulung waren, hat das gar nicht interessiert.“

FVB-Spielertrainer Torsten Schnitzer: „Das fand ich cool“

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Torsten Schnitzer hat die Umsetzung der Regel zweimal miterlebt. „Am fünften oder sechsten Spieltag hatten wir einen Schiedsrichter, der uns das alles einmal erklärt hat“, berichtet der Spielertrainer des FV Biblis. Beim jüngsten 0:2 des Kreisoberligisten gegen Lindenfels/Winterkasten stand der Unparteiische unter Aufsicht – und ging laut Schnitzer ebenfalls vorab auf die Mannschaften zu. „Er hat auch mich als Spielertrainer darauf hingewiesen, dass nur der Kapitän mit ihm reden darf“, meint der FVB-Coach: „Das fand ich cool.“

Nicht zuletzt diese klare Form der Kommunikation macht Schnitzer zu einem Befürworter der Kapitänsregel. „In beiden Spielen herrschte danach Ruhe“, erklärt er. Eine Regelkunde vor Saisonstart bekam Schnitzer übrigens nicht. Da er seine Trainerpassschulung vor dem EM-Sommer absolviert hatte, „war das Thema erst mal an mir vorbeigegangen“, räumt der 41-Jährige ein.

Thorsten Stalyga kann nur von einem Spiel erzählen, bei dem die Kapitänsregel zum Einsatz kam. „Der Schiedsrichter hat es in der Kabine angesprochen und dann rigoros durchgesetzt. Da waren die Jungs auch ruhig“, sagt der Co-Trainer des VfR Bürstadt. Der 43-Jährige hatte das Gefühl, „dass das in den Wochen nach der EM ganz gut von alleine funktioniert hatte“, holt er aus: „Wenn du aber von Spiel zu Spiel merkst, dass die Regel keine Anwendung findet, fängt das Meckern und Jammern wieder an.“ Stalyga hofft, dass sich die Regel noch durchsetzen wird: „Ich glaube, wir alle hätten dann mehr Spaß am Fußball.“ Denn: „Du hast immer einen Spieler, der seinen Mund nicht halten kann.“

Freier Autor Geboren in Viernheim, aufgewachsen in Bürstadt. Freier Mitarbeiter seit 2009

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