Fußball - Nach dem bitteren 0:1 in Ingolstadt spitzt sich die Situation beim SV Waldhof weiter zu, doch Trainer Glöckner darf vorerst bleiben

Zuspruch und Rückendeckung

Von 
Thorsten Hof
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Auch von seinem ehemaligen Mitspieler und Trainerkollegen Thomas Oral (links) bekam SVW-Coach Patrick Glöckner aufmunternde Worte mit auf den Weg. © Pix

Mannheim. In einer prekären Lage ist das Mitleid eines Kollegen so ziemlich das Letzte, was sich ein Fußball-Trainer wünscht. Doch wer um die engen persönlichen Verbindungen von Waldhof-Coach Patrick Glöckner, SVW-Sportchef Jochen Kientz und Ingolstadts Übungsleiter Thomas Oral aus gemeinsamen Frankfurter Tagen weiß, wird die aufbauenden Worte Orals in Richtung seines einstigen Teamkollegen beim FSV Frankfurt nicht als nur Worthülsen abtun. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Waldhöfer wieder schnell die Kurve kriegen und – wenn sie die Nerven bewahren – in den Spielen belohnt werden. Es gilt, Ruhe und Seriosität zu bewahren und an den Dingen festzuhalten, die in der Vergangenheit richtig gut waren. Da wirst du nicht immer Pech haben“, gab der 47-Jährige den Mannheimern am Samstagnachmittag mit auf den Heimweg, die nach dem 0:1 (0:1) bei den „Schanzern“ nun schon seit sieben Spielen auf den nächsten Sieg warten.

Eine Bilanz, bei der andere Clubs trotz des Zuspruchs aus dem gegnerischen Lager vielleicht schon lange die Reißleine gezogen hätten. Doch „Ruhe und Seriosität“ war beim SVW dann auch die Leitlinie über das Wochenende, wobei sich Sportchef Kientz bereits in der Halbzeit der Partie beim Tabellendritten festgelegt hatte. „Ich stehe voll hinter dem Trainer. Daran ändert auch das heutige Spiel nichts“, ging der Ex-Profi nach zuletzt vagen Erklärungen erstmals in die Offensive und erläuterte seine Sichtweise gegenüber dieser Redaktion auf der Rückfahrt aus Bayern. „Ich habe eine Mannschaft gesehen, die intakt ist, und ich muss auch die anderen Inhalte bewerten. Wie wird trainiert? Wie ist das Klima?“, sagte Kientz und kam (noch) zu einer positiven Bewertung, anhand derer Trainer Glöckner den Mannheimer Drittligisten in der nun anstehenden Länderspielpause auf die nächste ultimative Heim-Nagelprobe am 3. April gegen den FSV Zwickau vorbereiten soll.

Kein Veto im Aufsichtsrat

Auch aus dem Aufsichtsrat der Spielbetriebs-GmbH kam dahingehend kein Veto. Zwar wollten auf Anfrage weder Aufsichtsratschef Christian Beetz noch Mäzen und Club-Chef Bernd Beetz nach einem internen Telefonat eine Stellungnahme zur aktuellen Situation abgeben, doch dem Vernehmen nach werden die Erklärungsansätze für den Sturzflug seit Anfang Februar im von der Familie Beetz geprägten Kontrollgremium nicht grundlegend anders eingeschätzt, als das Kientz öffentlich tat.

Ein Freifahrtschein für die Sportliche Leitung ist das allerdings nicht, alles wird jetzt davon abhängen, ob es Trainer Glöckner gelingt, die klare Leistungssteigerung bei der Niederlage an der Donau zu konservieren und endlich auch in Ergebnisse umzusetzen. Angesichts von Platz 13 und nur noch vier Zählern Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz weiß das natürlich auch der Coach selbst. „Letztendlich musst du Punkte holen“, gab sich der 44-Jährige keinen Illusionen hin, sah aber noch keine Zeichen dafür, dass die Sieglos-Serie am Selbstvertrauen seiner Profis nagt. „Daran hat es nicht gelegen“, konnte der Coach in Ingolstadt eine spielerisch und auch vom Engagement her stark verbesserte Waldhof-Mannschaft beobachten, die sich mit ihren Schwächen beim Abschluss und bei der Verteidigung von Standards aber einmal mehr selbst im Weg stand. „Die Erreichbarkeit ist immer noch gegeben. Das ist das Entscheidende für einen Trainer“, sieht Glöckner die Voraussetzungen weiter vorhanden, den „Bock endlich umzustoßen.“

Vor allem ohne Ball bewegten sich die Blau-Schwarzen ganz anders als zuletzt, das Flügelspiel machte Fortschritte und Spielmacher Arianit Ferati setzte im Zentrum Impulse. Hinzu kamen zwei Schiedsrichter-Entscheidungen, die zumindest umstritten waren. So war der Abseits-Pfiff bei Feratis Treffer (52.) noch halbwegs nachvollziehbar, weil Marcel Costly wohl FCI-Keeper Fabijan Buntic irritierte. Den Ingolstadter Siegtreffer durch (41.) Caniggia Elva sah dagegen nur der Schiedsrichter-Assistent völlig eindeutig über der Linie.

„Wir bleiben eine Einheit“

„Das ist sehr, sehr bitter, dass wir so ein Tor fressen“, haderte daher auch Angreifer Dominik Martinovic mit dem Verlauf der Partie, in der die Mannheimer nach dem Seitenwechsel klar dominierten und nur noch durch Konter in Gefahr gerieten – am Ende aber wieder mit leeren Händen nach Hause fuhren. „Das ist eine sehr schwierige Situation für uns. Aber wir stehen weiter hinter dem Trainer. Ich denke, das hat man auch gesehen. Wir müssen jetzt einfach mal die Tore machen und verhindern, um die drei Punkte einzufahren“, nahm der Angreifer vor allem sich und seine Kollegen in die Pflicht, was der für den verletzten Anton Donkor auf die linke Abwehrseite gewechselte Marcel Costly aufnahm. „Einfach ist das nicht. Klar, tut das weh. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen und bleiben eine Einheit“, betonte der 25-Jährige.

3. Liga

Trotz guter Leistung: Nächster Rückschlag für Waldhof Mannheim

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FC Ingolstadt: Buntic – Heinloth, Schröck, Keller, Kurzweg – Gaus (74. Kotzke) – Bilbija (63. Preißinger), Stendera, Elva (88. Krauße) – Kutschke (88. Butler), Kaya (74. Caiuby).

Waldhof: Königsmann – Marx (83. Lee), Just, Verlaat, Donkor (29. Kwadwo) – Schuster (90. Gouaida), Saghiri – Garcia, Ferati, Costly (90. Boyamba) – Martinovic.

Tor: 1:0 Elva (41.).

Karten: Buntic, Preißinger, Krauße / Donkor, Garcia, Königsmann.

Beste Spieler: Buntic, Stendera / Saghiri, Verlaat.

Schiedsrichter: Jonas Weickenmeier (Frankfurt).

Zuschauer: keine zugelassen.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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