Fußball

Wieder Einschnitte bei der TSG

Weil der Hauptsponsor zum Saisonende aussteigt, muss Verbandsligist Weinheim seinen Etat eventuell halbieren

Von 
Christopher Frank
Lesedauer: 
Das Logo des Hauptsponsors prangt nur noch bis Saisonende auf dem Trikot der TSG Weinheim (rechts). © Katrin Oeldorf/WN

Weinheim. Es läuft eigentlich rund bei den Fußballern der TSG 1862/09 Weinheim. Die erste Mannschaft um ihren neuen Trainer Lukas Cambeis hat den personellen Umbruch in der Verbandsliga offenbar gut verkraftet. Vor dem vorletzten Spiel der ersten Saisonhälfte am Samstag gegen den 1. FC Mühlhausen rangieren die Zweiburgenstädter auf dem vierten Platz – nur einen Zähler hinter dem Zweiten, der U23 des Zweitligisten Karlsruher SC. So zeigt sich auch Cambeis mit dem bisherigen Saisonverlauf „absolut zufrieden“. Es sei „stark, was die Jungs nach dem Umbruch im Sommer geleistet haben“, konstatierte er im Gespräch mit dieser Redaktion. „Platz zwei bis zur Winterpause ist für mich realistisch“, sagt Cambeis

Kaum schlechter sieht es im sogenannten Unterbau aus: Die U23 hat sich unter Trainer Andreas Dörrlamm im oberen Tabellendrittel der A-Klasse etabliert, A-, B- und C-Junioren spielen in der Verbandsliga eine mehr als ordentliche Rolle und die U19 schickt sich an, den Sprung in die höchste Spielklasse Baden-Württembergs zu schaffen.

Vergleich zur Saison 2016/2017 drängt sich auf

Von großer Euphorie kann rund um das Sepp-Herberger-Stadion derzeit dennoch keine Rede sein. Denn nach dem Verzicht auf einen möglichen Oberliga-Aufstieg der ersten Mannschaft im Mai, dem personellen Umbruch im Sommer und dem Rücktritt des Sportlichen Leiters Peter Laudenklos Ende Oktober bestätigte Abteilungsleiter Tobias Apfel nun, was bereits am Wochenende auf einigen Sportplätzen der Region die Runde machte: Der bisherige Hauptsponsor „Altindal Group“ hat seinen Vertrag mit der Fußballabteilung bereits im September fristgerecht zum Ende der laufenden Spielzeit gekündigt, der TSG 1862/09 Weinheim drohen somit erhebliche finanzielle Einbußen. Das Budget der ersten Mannschaft für die Saison 2025/26 könnte demnach nahezu halbiert werden, prognostiziert Apfel – „sofern wir keinen neuen Hauptsponsor oder mehrere kleinere Sponsoren finden“.

Mehr zum Thema

Fußball-Verbandsliga

Waldhof II auf Kurs

Veröffentlicht
Von
bol
Mehr erfahren
Blick in die A-Klasse

Baumeister Bochinski

Veröffentlicht
Von
Andi Nowey
Mehr erfahren
Fußball-Verbandsliga

Fortuna lässt Chance liegen

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Geschichte wiederholt sich, könnte man nun meinen. In der Tat drängt sich der Vergleich zur Saison 2016/17 auf, als es sportlich sogar noch besser lief – die finanzielle Situation den Fußballern aber einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machte. Zur Erinnerung: Kurz vor dem Aufstieg in die Oberliga wurde seinerzeit das Budget deutlich gekürzt, dennoch wurde das Team um Trainer Dirk Jörns Meister.

Der Verein nahm anschließend das Aufstiegsrecht wahr, obwohl sich die Wege nahezu aller Spieler (darunter auch der heutige Trainer Lukas Cambeis), des Spielleiters David de Vega (heute als Teammanager ebenfalls wieder zurück) und des Übungsleiters trennten. In der folgenden Oberliga-Spielzeit war die junge Weinheimer Mannschaft unter Trainer Christian Schmitt kaum konkurrenzfähig, es ging direkt wieder runter in die Verbandsliga.

Ein sportlicher Abstieg soll dieses Mal allerdings tunlichst vermieden werden. „Wir werden auf jeden Fall das Budget haben, um auch in der kommenden Saison einen auskömmlichen Teil von gestandenen Verbandsliga-Spielern zur Verfügung zu haben. Ich sehe die Thematik deshalb vergleichsweise entspannt“, stellt Apfel klar, der zudem darauf verweist, dass die Fußballabteilung über einen breit aufgestellten Sponsorenpool verfüge.

„Es wird immer schwerer, größere Geldgeber für sich zu gewinnen. Die schlechte gesamtwirtschaftliche Entwicklung macht auch vor Sportvereinen nicht Halt“, führt er aus – und verweist unter anderem auf Eintracht Wald-Michelbach. Die Odenwälder zogen ihre Mannschaft im Sommer nach dem Wegfall des Hauptgeldgebers aus der Verbandsliga zurück und kämpfen nun in der Gruppenliga gegen den Abstieg.

Jugend soll von Kürzungen nicht tangiert werden

Die TSG 1862/09 verfolgt jedoch ohnehin das Ziel, künftig noch mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs bei den Aktiven zu integrieren, als dies zuletzt der Fall war.

Zur Information: Mit Tim Gärtner, Vincent Hilgert und Nick Walter gehören derzeit drei blutjunge Eigengewächse zum Verbandsliga-Kader von Lukas Cambeis, vor allem die U23 rekrutiert sich aber schon jetzt zu großen Teilen aus der TSG-Jugend. „Dieser Schritt wird nun natürlich zwangsläufig noch einmal forciert“, gibt Abteilungsleiter Tobias Apfel unumwunden zu.

Dass es nur mit Talenten aus den eigenen Reihen aber auch nicht funktionieren kann, weiß der Abteilungsleiter. „Aber schon jetzt verfügen wir über ein Budget, mit dem wir in der Verbandsliga an den Start gehen könnten. Es ist aber noch nicht so zusammengestellt, dass es den Wünschen der Sportlichen Leitung entspricht.“ Will heißen: Weitere finanzielle Mittel sind vonnöten, um Trainer Lukas Cambeis und Teammanager David de Vega zufriedenzustellen – und wahrscheinlich auch vom Bleiben zu überzeugen.

Die Jugendabteilung werde von einer möglichen Etatkürzung zur neuen Saison jedenfalls nicht tangiert. „Die Jugend stellt die große Mehrheit unserer rund 650 Mitglieder. Es wird nicht passieren, dass die Jugendbeiträge für die erste Mannschaft verwendet werden. Und es wird auch nicht passieren, dass wir Jugendmannschaften zurückziehen.“ Spätestens mit dieser Aussage ist klar, wo die Prioritäten bei den Fußballern der TSG Weinheim künftig liegen werden – sofern nicht doch noch irgendwo eine Schatulle geöffnet wird.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen