Fußball

Wie Waldhof-Torjäger Terrence Boyd die Chancen in der neuen Saison einschätzt

Bei der offiziellen Pressekonferenz des DFB zum Drittliga-Start spricht Terrence Boyd, Angreifer des SV Waldhof Mannheim, über die möglichen Ziele - und kritisiert einige Schiedsrichter als "sehr arrogant"

Von 
Alexander Müller
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Waldhof-Mittelstürmer Terrence Boyd bei der erfolgreichen Generalprobe am Samstag gegen den belgischen Zweitligisten RW Molenbeek (2:0). Zum Testspielsieg steuerte der 33-Jährige einen Treffer bei. © Oliver Zimmermann/PIX

Frankfurt/Mannheim. Das Handybild wackelte teilweise ordentlich, im Hintergrund war unter strahlend blauem Himmel ein Golf Cart zu erkennen. Terrence Boyd, Mittelstürmer des SV Waldhof, hatte das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden. Bei der digitalen Pressekonferenz des DFB zum Saisonstart in der 3. Liga schaltete sich der 33-Jährige am Montagmittag von einer Golfrunde auf dem Platz im vorderpfälzischen Limburgerhof zu.

Sabrina Wittmann, die Trainerin des FC Ingolstadt - am Sonntag (19.30 Uhr) erster Gegner der Mannheimer in der neuen Spielzeit - nahm die Vorlage Boyds gerne an. „So viel Angst hast du offenbar nicht, du scheinst ja sehr entspannt zu sein vor dem Duell am Wochenende“, flachste Wittmann, die die PK im Presseraum des FCI verfolgte. Woraufhin Hobby-Golfer Boyd lässig konterte: „Ich mache hier nur Stressbewältigung.“

3. Liga startet am Freitag mit Traditionsduell

Mit dem Traditionsduell 1860 München gegen den 1. FC Saarbrücken geht die 3. Liga am Freitag (19 Uhr) in ihre 17. Saison. Grundsätzlich eine Erfolgsgeschichte, die zuletzt auch nicht mehr von Insolvenzen und Finanzproblemen einzelner Vereine beeinträchtigt wurde. „Das ist absoluter Profisport auf hohem Niveau“, sagte Tom Eilers, Vorsitzender des Drittliga-Ausschusses.

Mit den Aufsteigern Alemannia Aachen und Energie Cottbus seien zur neuen Saison zwei „Schwergewichte des deutschen Fußballs“ hinzugekommen, der Zuschauerschnitt könne möglicherweise erstmals die Schallmauer von 10 000 Fans durchbrechen. Dazu beitragen dürften mit Hansa Rostock und dem VfL Osnabrück auch zwei andere große Traditionsvereine, die aus der 2. Liga abgestiegen sind.

Zweifel an der Umsetzung der „Kapitänsregel“

Die große Neuerung in dieser Saison betrifft den Umgang mit dem Schiedsrichter. Die bei der Europameisterschaft erprobte „Kapitänsregel“ findet ab sofort auch in der 3. Liga Anwendung. Demnach darf nur noch der jeweilige Spielführer mit dem Unparteiischen über dessen Entscheidungen diskutieren - bei Nichtbeachtung droht eine Gelbe Karte. „Wenn andere Spieler als der Kapitän gestikulierend oder reklamierend auf Schiedsrichter oder Assistenten zulaufen, werden sie konsequent verwarnt“, sagte Florian Meyer, Sportlicher Leiter für die Schiedsrichter beim DFB. Dies sei ein Beitrag zu einem besseren Umgang und mehr Wertschätzung auf und neben dem Platz. Denn an der Seitenlinie darf künftig nur noch der jeweilige Cheftrainer mit dem vierten Offiziellen ausgiebiger diskutieren.

Terrence Boyd zeigte indes noch unsicher, wie die „Kapitänsregel“ in der Praxis funktionieren soll. „Ich bin mal gespannt, wie sich das auswirken wird“, sagte der Angreifer. „Wenn ich vorne bin und mich beschweren will, weil ich gefoult worden bin, dann muss ich den Marcel Seegert von hinten holen oder wie läuft das denn ab?“, fragte der US-Amerikaner. Um dann süffisant und lachend hinzuzufügen: „Dann muss der Cello ja nochmal zwei Kilometer mehr laufen als ohnehin.“

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Wieder ernsthaft gesprochen kritisierte Boyd die Spielleitungen einzelner, vor allem jüngerer Referees in der 3. Liga. „Ich muss ganz ehrlich sagen: Da kommen manchmal sehr junge Schiris in ihrer ersten Saison, die Karriere machen wollen. Die diskutieren gar nicht und wirken sehr arrogant.“ Schiedsrichter-Chef Meyer nahm Boyds Angebot, sich einmal in Ruhe mit den Profis zusammenzusetzen und über diese Probleme zu reden, sofort an.

Auch die sportlichen Perspektiven des SV Waldhof in der neuen Spielzeit sprach der Mittelstürmer am Montag an. „Es ist immer sehr schwer einzuschätzen. Ich gebe nicht viele auf die Ergebnisse der Vorbereitung. Ich habe ein gutes Gefühl, aber davon können wir uns alle nichts kaufen. Wir sind erst nach den ersten Spielen schlauer“, sagte Boyd. Nach dem dramatischen Kampf um den Klassenerhalt in der Vorsaison sei Zurückhaltung bei der Zielsetzung gefragt, so der 33-Jährige. „Ich gehe stark davon aus, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Ich will da gar nichts groß herausposaunen, wir müssen nach der letzten Saison ganz kleine Brötchen backen“, sagte Boyd. Um eine erfolgreiche Saison zu spielen, müssten die Mannheimer generell „defensiv und offensiv effektiver“ werden.

Ingolstadts Trainerin Wittmann traut dem SVW einiges zu. Es gebe bis zu zehn Mannschaften in der Liga, die die ersten drei Plätze angreifen könnten. Darunter auch die Mannheimer. „Waldhof hat eine super Truppe zusammengestellt“, sagte Wittmann.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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