Radsport

Was ein 16-jähriger Mannheimer mit dem Rad anstellen kann

Auf Paletten in Höhe von 1,20 Meter zu springen, schaffen die wenigsten. Nikas Pfeffer aus Käfertal kann genau das mit dem Fahrrad. Der 16-Jährige betreibt die Sportart Bike Trial - und ist damit sogar international vertreten

Von 
Christian Gerards
Lesedauer: 
Beim Trial sind Sprungkraft und Balance gefragt. Nikas Pfeffer ist darin so gut, dass er am Sonntag gute Chancen bei der Süddeutschen Meisterserie hat. © pfeffer/red

Mannheim. Der Mannheimer Nikas Pfeffer hat sich einem Sport verschrieben, der mit Fug und Recht als Randsportart bezeichnet werden kann. Er springt und balanciert mit seinem Rad über Hindernisse. Und das macht der 16-Jährige so gut, dass er am Sonntag die Süddeutsche Meisterschaftsserie im Bike Trial für sich entscheiden kann. Erst vor wenigen Wochen trat Pfeffer bei den Weltjugendspielen seiner Sportart im spanischen Durana an - und das alles, obwohl er im MSC Ziegelhausen aktuell der einzige jugendliche Trial-Fahrer ist und jeden Samstag auf dem Trial-Gelände des Vereins in Dossenheim unterhalb der Schauenburg quasi nur mit seinem Vater Frank Pfeffer trainiert.

„Ich habe vor wenigen Jahren ein Video von Danny MacAskill gesehen und sofort gewusst, dass ich das auch machen möchte“, blickt Nikas Pfeffer zurück. Zu Weihnachten 2017 bekam der damals Zehnjährige daher von seinen Eltern sein erstes Trial-Rad geschenkt.

Zwei Minuten Zeitlimit

  • Trial ist ein Geschicklichkeitswettbewerb, bei dem Nikas Pfeffer mit dem Rad Hindernisse überwinden muss. Dabei dürfen weder die Streckenmarkierungen noch die Begrenzungen berührt werden. Für eine Sektion mit sechs Hindernissen gibt es ein Zeitlimit von zwei Minuten.
  • Für die Teilnahme an Wettbewerben und Meisterschaften ist eine Lizenz des Bunds Deutscher Radfahrer erforderlich. Zur Weltmeisterschaft oder zum World Cup muss man sich zusätzlich qualifizieren.
  • Übliche Trial-Räder wiegen etwa sieben bis acht Kilogramm (Aluminium) oder sechs bis sieben Kilogramm (Carbon). 

Vor dem elterlichen Haus in Käfertal stehen nun etliche Paletten, die einen kleinen Parcours darstellen, damit Nikas auch in Mannheim trainieren kann - mitunter unter einer kleinen Flutlichtlampe. Zudem übt der Radsportler im Käfertaler Wald oder auch mal im Odenwälder Felsenmeer, wie auf seinem Youtube-Kanal zu sehen ist. Das Rad, so berichten seine Eltern, geht auch in jeden Urlaub mit, denn über Hindernisse zu springen, ist eigentlich überall möglich.

Sprünge aus dem Stand

Los ging es für Nikas Pfeffer, der die elfte Klasse des Johanna-Geissmar-Gymnasiums besucht, zu Beginn des Jahres 2018 zunächst mit Sprüngen auf eine Palette, wenig später auf zwei. Heute springt er bereits auf acht Paletten, die sich auf bis zu 1,20 Meter Höhe türmen. Doch mit dem Springen ist es nicht getan. Beim Wettbewerb gibt es sechs Sektionen mit jeweils sechs Hindernissen, die auf einem festgelegten Weg überwunden werden müssen. Jeder Wettbewerb kommt dabei mit unterschiedlichen Schwierigkeiten daher, denn alle Materialien sind möglich - von der natürlichen Umgebung bis hin zu eigens aufgestellten Hindernissen.

Will hoch hinaus: Trial-Sportler Nikas Pfeffer. © CG

Deswegen ist neben Sprungkraft auch Körperbeherrschung gefragt, um die Hindernisse zu überwinden. Schließlich ist eine Sektion vorzeitig beendet, wenn der Trial-Fahrer mit beiden Füßen den Boden berührt. Innerhalb einer Sektion darf der Fuß überhaupt nur viermal Bodenkontakt haben. „Sobald dies ein fünftes Mal geschieht, ist die Sektion ebenfalls vorzeitig beendet“, erklärt Nikas Pfeffer. Für jedes absolvierte Hindernis gibt es zehn Punkte, sobald der Fuß aber den Boden berührt, gibt es Punktabzüge für das jeweilige Hindernis. Im Idealfall ist pro Wettbewerb eine Gesamtpunktzahl von 360 möglich.

Eindrucksvolle Begegnungen in Spanien

Im aktuellen Klassement der Süddeutschen Meisterschaft der Jugendlichen steht Nikas Pfeffer auf Rang eins. Und laut seines Vaters müsste der 16-Jährige eigentlich schon die Teilnahme verpassen, um den Titel im Süden noch entrissen zu bekommen. Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Wiesloch-Schatthausen im Mai landete der Mannheimer in seiner Altersklasse auf Platz drei, was ihm das Ticket zu den Weltjugendspielen des Weltradsportverbands UCI einbrachte.

Mehr zum Thema

Sport

Mannheimer Yannick Nagel holt EM-Gold im Seil-Klettern

Veröffentlicht
Von
Ales
Mehr erfahren
Triathlon

Triathlet Florian Angert: Ein Schritt nach vorne reicht nicht mehr

Veröffentlicht
Von
Jörg Aberle
Mehr erfahren

„Das ist schwierig in Worte zu fassen“, sagt er rückblickend. Er habe dort Trial-Fahrer getroffen, die er vorher nur aus Instagram-Videos kannte. Immerhin 15 Nationen seien in Spanien vertreten gewesen. Sogar aus Japan waren Sportler am Start.

Nächste Schritte bei den Junioren

Der Druck sei - auch angesichts der größeren Zuschauerzahl im Vergleich zu den Wettbewerben in Deutschland - schon größer gewesen. Doch davon ließ sich der 16-Jährige nicht zu abschrecken und zog ins Finale ein - aufs Podium schaffte es der Mannheimer aufgrund der Dominanz des spanischen Teams allerdings nicht. Am Ende stand ein 17. Platz bei 41 Startern in seiner Klasse zu Buche.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Da die Weltjugendspiele nur für Kinder und Jugendliche zwischen neun und 16 Jahren gedacht sind, war es für Nikas Pfeffer ein einmaliges Gastspiel. Schließlich feiert er im Januar seinen 17. Geburtstag. Doch die nächsten Ziele sind schon gesetzt, denn er möchte seinen Sport trotz der nun mit Blick auf das Abitur steigenden schulischen Belastung weiter perfektionieren. Im nächsten Jahr dann eben nicht mehr in der Jugend, sondern bei den Junioren, was wiederum neue Herausforderungen mit sich bringt.

Mitstreiter gesucht

„Man braucht für meinen Sport Sprungkraft, Balance, Kraft und Ausdauer. Es gibt so viele Techniken, die man lernen muss, um unterschiedliche Höhen zu erreichen. Man muss eine Übung 1000 Mal probieren und dann schafft man Sachen mit dem Rad, die man eigentlich nicht schaffen kann“, sagt Nikas Pfeffer und klingt dabei, als ob Trial das Einfachste der Welt sei. Er ist dafür jeden Samstag für zwei, drei Stunden auf dem Dossenheimer Trial-Gelände zu finden.

Wenn er sich für die nahe Zukunft etwas wünscht, dann sind es Mitstreiter hier vor Ort, um sich auszutauschen und gegenseitig zu neuen Leistungen zu treiben.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen