Mannheim. Erfolgserlebnisse im Wettkampf sind das Lebenselixier eines Triathleten, bei dem sich sonst eine intensive Trainingswoche an die nächste reiht. Beim Weinheimer Florian Angert blieben die Ausreißer nach oben zuletzt aus. Die Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza am vergangenen Samstag fand nach Platz fünf und zwölf bei den letzten Titelkämpfen ohne den 31-Jährigen statt, der das Rennen während der Trainingsarbeit verfolgte. Doch viel Zeit zum Grübeln bleibt Angert zum Glück nicht. Denn auch im Triathlon gilt die Sportler-Weisheit: Nach der WM ist vor der nächsten WM.
Der in Schwaigern lebende Triathlet will am Samstag beim Ironman Italy gleich die erste sich bietende Gelegenheit beim Schopf packen und sich die Qualifikation für die 2024 wieder auf Hawaii stattfindende WM sichern. Dafür benötigt Angert nichts weniger als den Sieg. Eine schwierige, aber nicht unmögliche Mission. „Eine Woche nach der WM ist das Starterfeld vermeintlich etwas einfacher, was aber nicht heißt, dass das Rennen ein Selbstläufer wird“, erklärt Angert, den nach seinem 14. Platz bei den PTO Asian Open Mitte August eine Grippe zehn Tage lang außer Gefecht setzte. Hinzu kommt, dass die letzten Ergebnisse am Selbstvertrauen des Ausdauerathleten kratzten.
Immer Rennen zu machen und auf die Fresse zu bekommen, dann weiter zu trainieren und im nächsten Rennen das gleiche wieder – da neue Motivation zu finden und an das zu glauben, was man macht, ist schwierig.
„Es ist mental einfach eine schwierige Saison. Ein gutes Rennergebnis mit einem Podium oder einem Sieg schenkt einem von der Motivation her drei oder vier Wochen Training, weil man auf einem mentalen Hoch ist und alles leichter geht“, gesteht Angert, der die anvisierte Nizza-Qualifikation beim Ironman Hamburg im Juni als Elfter verpasste. „Im Endeffekt habe ich alles auf Hamburg gesetzt und damit gerechnet, dass es dort mit der Quali klappt“, erklärt der Weinheimer, der sich im Anschluss mit seinem Trainer Utz Brenner besprach und dazu entschied, die Saisonplanung zu überdenken. „Wir haben es nicht als realistisch gesehen, dass ich sowohl noch die Quali holen, als auch eine vernünftige Vorbereitung für die WM in Nizza haben kann. Deswegen habe ich entschieden, Nizza in Anführungszeichen sausen zu lassen und eine frühe Hawaii-Quali zu probieren“, fand Angert schnell ein neues Ziel, welches es aber nicht zwangsläufig einfacher macht, in einem Jahr, in dem der Erfolg nach jahrelangem, steilen Aufstieg bis in der Weltspitze, noch ausbleibt.
„Immer Rennen zu machen und auf die Fresse zu bekommen, dann weiter zu trainieren und im nächsten Rennen das gleiche wieder – da neue Motivation zu finden und an das zu glauben, was man macht, ist schwierig. Ich kann aber viel aus diesem Jahr lernen und mitnehmen“, sagt Angert und hofft, dass sich das Blatt durch kontinuierliche Trainingsarbeit zum Positiven wendet.
Eine gewisse Eingewöhnungszeit gestand sich der 31-Jährige nach dem Trainerwechsel Ende der vergangenen Saison und weiteren Veränderungen ohnehin ein. Doch er registriert auch die rasante Entwicklung der Konkurrenz. „Die Leute werden einfach immer besser. Ich entwickle mich weiter, aber es hilft mir nicht, wenn die anderen zwei Schritte nach vorne machen und ich gleichzeitig nur einen“, analysiert er und ergänzt: „Das Grundniveau ist deutlich höher geworden. Man muss inzwischen sehr ausgeglichen sein, um ein Rennen zu gewinnen.“ Die Chance dazu hat Angert bereits am Samstag. Ein Sieg würde seinen Erfolgshunger vorerst stillen.
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