Tennis

Warum Grün-Weiss Mannheim so eine Zittersaison gespielt hat

Gerald Marzenell, Teamchef von Tennis-Bundesligist Grün-Weiss Mannheim, über eine nervenaufreibende Zittersaison und warum Mannheim trotzdem an den Meistertitel glauben darf.

Von 
Jörg Aberle
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Grün-Weiss Teamchef Gerald Marzenell war nach dem Klassenerhalt ein gefragter Mann für Fragen rund um die zurückliegende Saison © PIX-Sportfotos

Mannheim. Grün-Weiss Mannheim hat sich auf den letzten Metern der Saison erfolgreich gegen den Bundesliga-Abstieg gestemmt. Am letzten Spieltag siegten die Mannheimer mit 6:0 gegen den Gladbacher HTC und schickten damit Blau-Weiss Aachen in die 2. Liga. Damit können Gerald Marzenell und Trainer Daniel Steinbrenner schon bald die 24. Saison in Folge in der höchsten Spielklasse vorbereiten. Im Gespräch erklärt Mannheims Teamchef die Gründe für den Abstiegskampf und sendet eine ungewohnte Kampfansage an die Liga.

Herr Marzenell, wurde der Klassenerhalt gefeiert?

GeraldMarzenell: Ein Klassenerhalt ist auch etwas Besonderes, gerade wenn alles so am seidenen Faden hängt wie in dieser Saison. Die Feier ging schon in der Umkleide nach den Einzeln los.

Warum war es so eine Zittersaison?

Marzenell: Drei Wochen vor Beginn kam fast täglich eine Meldung von einem verletzten Spieler rein. Ich habe versucht Notlösungen zu finden, wenn die etablierten Spieler wie Pedro Martinez, Jaume Munar, Dominik Koepfer, Gerald Melzer und Max Rehberg nicht spielen können. Dann reißt sich Bernabé Zapata Miralles sonntags vor dem ersten Spiel auch noch die Bänder. Plötzlich waren keine Spieler mehr da. Die ganze Planung konnten ich und Daniel in den Mülleimer werfen.

Wurden dennoch Fehler gemacht?

Marzenell: Wir mussten die Meldeliste am 15. März abgeben, und da hatten wir den Kader im Vergleich zum letzten Jahr um eine Klasse verstärkt. Wir wollten am Anfang mit ganz starker Aufstellung spielen, damit wir viele Punkte sammeln. So wollten wir dann mit den jungen Spielern bis zum Ende oben mitspielen. Dann hat es uns jedoch die ersten vier Spieltage zerschossen. In der Zeit hatten die Talente bei Turnieren gemeldet, die sie nicht mehr absagen konnten, denn dann darfst du keine Liga mehr spielen. So musste einmal unsere Nummer zehn der Meldeliste, Adolfo Daniel Vallejo an eins spielen und wir mussten zudem drei Doppelspieler einsetzen. Wir haben nur noch von Spiel zu Spiel gedacht.

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Was hat Meister Bredeney besser gemacht als der Rest?

Marzenell: Sie haben mit einer konstanten Mannschaft auf einem ordentlichen Level gespielt, ohne Schwankungen. Oscar Otte hat kein Spiel verloren und der Niederländer Guy den Ouden war ein Glücksgriff. Dazu anfangs Jan-Lennard Struff und Yannick Hanfmann sowie Maximilian Marterer. Das war keine Übermannschaft, mit etwas Glück hätten wir einen Punkt gegen sie geholt. Sie sind aber verdient Meister geworden.

Zweiter, Fünfter, Achter. Wann geht es bei Grün-Weiss wieder bergauf?

Marzenell: Es wird keinen Abwärtstrend mehr geben. Was wir jetzt erlebt haben, werden wir zu 100 Prozent nicht mehr erleben. Das war den Umständen geschuldet. Die Qualität der jungen Spieler ist genial. Wir haben sie mit dem Ziel geholt, dass wir in den nächsten drei Jahren wieder Meister werden. Ich würde lieber auf Understatement machen, aber das Gefühl in der Umkleidekabine mit den Spielern nach dem Erlebnis Klassenerhalt ist der Anfang einer schönen Erfolgsgeschichte.

Ohne die eingesetzten Topspieler müsste es die günstigste Saison seit langem gewesen sein?

Marzenell: Nein, weil wir alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, um die gesunden Spieler, die wir hatten, aus Europa zu uns zu holen. Normal hat man vier Spieler plus Ersatzmann. Am letzten Doppelspieltag waren acht Mann da, um auswählen zu können, wer spielt. Den Etat, den wir hatten, haben wir mehr als ausgeschöpft.

Hätten Sie sich von den erfahrenen Spielern mehr erhofft?

Marzenell: Bernabé hatte verletzungsbedingt nicht trainieren können. Das Ziel war, ihn spielen zu lassen, damit er am Ende die Kastanien aus dem Feuer holt. Ihm hat zudem das Selbstvertrauen gefehlt. Bei Andrea Pellegrino bin ich nicht unzufrieden. Er hat meistens an eins und zwei gespielt, da gewinnt man nicht jedes Match. Was ich ihm hoch anrechne, ist sein Einsatz gegen Aachen. Uns zur Liebe hat er seinen Flug verschoben, damit er das entscheidende Spiel da ist. Er hat dann Einzel und Doppel gewonnen.

Welche Rolle hat das Publikum gespielt?

Marzenell: Das war gigantisch. Die 48 Stunden der letzten beiden Heimspiele hintereinander habe ich in der Form in meinen 28 Jahren nicht erlebt. Die Zuschauer haben von der ersten Sekunde an gewusst, wir müssen der Mannschaft helfen, die Spieler zum Sieg tragen, sonst findet hier im nächsten Jahr keine 1. Liga statt.

Redaktion

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