Fußball

Waldhofs Torwart Hanin startet von Null auf Hundert

Omer Hanin empfiehlt sich bei seinem Debüt im Tor des SV Waldhof als Kandidat für weitere Einsätze. Im Winter kam er auf den letzten Drücker, nun könnte der Israeli sogar die neue Nummer eins des Drittligisten werden

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Thorsten Hof
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Torhüter Omer Hanin bedankte sich nach seinem gelungenen Debüt im Waldhof-Trikot gegen Arminia Bielefeld ausgiebig bei den Fans. © Lukas Adler/Pix

Mannheim. Es war sein Debüt für den SV Waldhof, doch wo im Carl-Benz-Stadion nach einem Sieg die Party steigt, wusste Omer Hanin schon ganz genau. Als sich seine Teamkollegen am Freitagabend nach dem so eminent wichtigen 1:0-Zittersieg gegen Arminia Bielefeld langsam zum Mannschaftskreis versammelten, jubelte der Torwart der Mannheimer noch immer ausgelassen mit den SVW-Fans vor der Otto-Siffling-Tribüne - und diese Momente des persönlichen Glücks waren dem 25-Jährigen sicher von allen gegönnt.

Schließlich schrieb der Israeli im Kasten der Mannheimer an diesem Abend eine ganz besondere Geschichte, die wohl nur die wenigsten so erwartet hatten. Vielleicht nicht einmal Hanin selbst.



Seine Karriere in Deutschland schien seit dem vergangenen Sommer schließlich so gut wie beendet, nachdem sich der Stammtorwart des Regionalligisten FSV Frankfurt vom Bornheimer Hang verabschiedet hatte. Eine neue Herausforderung im Profi-Fußball jenseits der 4. Liga stand im Raum, doch als sich dieser Plan zerschlug und Hanin ohne Club da stand, trat er wieder den Weg in die Heimat an, um sich dort fit zu halten. Praktisch im letzten Moment der Winter-Transferperiode kam dann der Anruf aus Mannheim, wo angesichts der Verletzung von Jan-Christoph Bartels dringend ein erfahrener Mann als Backup für Lucien Hawryluk benötigt wurde.

Antwerpens Leistungsprinzip

Der hatte im Dezember 2023 Bartels abgelöst und war die neue Nummer eins bei den Mannheimern, im Normalfall wäre für Hanin erst einmal kein Vorbeikommen an seinem Kollegen gewesen, ein ständiges Wechselspiel auf der sensiblen Torhüterposition ist eher die Ausnahme als die Regel. Doch da der neue Waldhof-Trainer Marco Antwerpen hier weniger Scheu hat, schlug plötzlich die Stunde Hanins.

„Wir brauchen alle Spieler bei hundert Prozent. Da nehmen wir den Torwart nicht aus“, sah Antwerpen bei Hawryluk nicht nur die beiden Patzer, die in Aalen gegen Ulm und bei Viktoria Köln Punkte kosteten, sondern offenbar noch mehr Defizite, die dem 23-Jährigen nun nicht nur den Stammplatz, sondern sogar ein Ticket für den Spieltagskader kostete. Am Tag vor dem Bielefeld-Spiel wusste Hanin dann, dass es ausgerechnet im ersten Abstiegs-„Endspiel“ auf ihn ankommen würde. „So schnell geht es manchmal im Fußball“, sagte der Schlussmann. „Aber es hatte sich über die Woche etwas angedeutet“, kam diese Entscheidung für den Mann mit der Nummer zwölf nicht ganz überraschend.

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„Ich habe jede Woche im Training meine Leistung gebracht, war vorbereitet, konzentriert und wusste, dass ich meine Chance ergreifen muss, wenn sie kommt. Jetzt freue ich mich natürlich, dass das geklappt hat und ich der Mannschaft helfen konnte“, strahlte Hanin nach dem Abpfiff - und seine Hilfe hatte der SVW schließlich mehr als nötig.

So verhinderte der ehemalige Frankfurter mit einer starken Fußabwehr beispielsweise einen frühen Rückstand gegen Merveille Biakandi (11.), war gegen Louis Oppie aus spitzem Winkel präsent (37.) und entschärfte auch den Dropkick des Bielefelders aus der Distanz (55.). Auch sonst bewies Hanin Ruhe bei hohen Bällen und erlaubte sich fußballerisch keine Patzer. „Wenn du so gut ins Spiel kommst, tut das natürlich gut“, sagte Hanin nach dem Abpfiff. Und da er offenbar auch einen Pakt mit dem Aluminium geschlossen hatte, stand am Ende das erste Zu-Null-Spiel des SV Waldhof seit dem 20. Dezember (1:0 gegen 1860 München). Dieser Fakt war dann auch der entscheidende, als Coach Antwerpen die Leistung seines jüngsten Griffs in die Trickkiste bewerten sollte. „Zu Null gespielt, alles in Ordnung“, wollte der 52-Jährige kein größeres Aufhebens machen, während die Laufbahn Omer Hanins damit vielleicht an einem neuen Wendepunkt angekommen ist.

2019 von Hadera nach Mainz

2019 kam er das erste Mal nach Deutschland, Spähern des FSV Mainz 05 war der 1,92 Meter große Keeper bei seinen Einsätzen in den israelischen U-Mannschaften aufgefallen, wofür sich der in Rishon leZion südlich von Tel Aviv geborene Hanin bei seinen Clubs Hapoel Petah Tikva (2. Liga) und dann beim Erstligisten Hapoel Hadera empfohlen hatte. „Omer hat uns darüber hinaus in mehreren Trainingseinheiten vor Ort in Mainz begeistert und in den persönlichen Gesprächen gezeigt, dass er ein sehr klarer, ehrgeiziger und lernfreudiger Charakter ist“, urteilte der damalige Mainzer Sportvorstand Rouven Schröder über das Torwart-Talent, das gleich mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet wurde und sich als dritter Torhüter in der U 23 beweisen sollte.

Zum Einsatz kam er dann vorwiegend in der Regionalliga, die er bei seinem Wechsel 2022 nach Frankfurt daher bestens kannte. „Omer ist ein bestens ausgebildeter und sehr talentierter Torhüter. Neben seinen Stärken auf der Linie verfügt er sowohl mit Ball in der Hand als auch am Fuß über einen guten Spielaufbau“, hieß es damals beim FSV über den multikulturell geprägten Keeper, der neben der israelischen auch noch die portugiesische Staatsbürgerschaft besitzt und gerne nach den Rezepten seiner marokkanischen Oma kocht. Nun will sich Hanin weiter in der Kurpfalz einleben, der Abstiegskampf der Mannheimer schreckt ihn dabei nicht.

„Das habe ich schon beim FSV Mainz erlebt und ich freue mich, dass wir nun einen Fortschritt gemacht haben“. Dass ihm die fehlende Spielpraxis seit Ende Mai 2023 im Weg stehen könnte, glaubt Hanin nicht. „Die kann ich mir ja hier holen“, sagt der 25-Jährige mit einem Augenzwinkern. „Ich würde auf jeden Fall gerne weiterspielen“ - und dann wohl auch wieder mit den Fans feiern.

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Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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