Mannheim. Wo andere demnächst vielleicht in Urlaub fahren, da kommt Rico Benatelli gerade her. Die vergangenen beiden Jahre hat der 32-Jährige schließlich beim SK Austria Klagenfurt am Wörthersee in Kärnten verbracht. Dort lässt es sich bestimmt gut leben und erfolgreich war der Sohn von Ex-VfL-Bochum-Profi Frank Benatelli dort auch. Zweimal mischte Klagenfurt zuletzt als Sechster am Ende in der Meisterrunde mit und die Erfahrung im Ausland, für die sich Benatelli vor zwei Jahren bewusst entschieden hatte, möchte er nicht missen.
„Das waren zwei gute Jahre, in denen ich meine Leistung zeigen konnte. Aber jetzt war der Wunsch wieder da, nach Deutschland zurückzukehren. Was man am meisten vermisst, sind eben schon die Fans“, sagt der Routinier, der von seinen Zweitliga-Stationen in Aue, Dresden oder St. Pauli ganz genau weiß, was ein volles Stadion im Rücken bewirken kann. In Österreich kommt diese Stimmung bis auf wenige Ausnahmen eher selten auf.
Dorian Diring besucht und Stadionatmosphäre geschnuppert
Was ihn in Mannheim erwartet, davon hat der zentrale Mittelfeldspieler durchaus eine Vorstellung - auch aus eigener Erfahrung vor Ort. „Ich habe mal Dorian Diring hier besucht, mit dem ich in Aue gespielt habe“, sagt Benatelli und dass die fast 1000 SVW-Fans am Sonntag zum Trainingsauftakt bereits die Stadionhymne kräftig mitgesungen haben, ist dem Rechtsfuß natürlich auch nicht verborgen geblieben. „Da kam schon ein bisschen Gänsehaut auf“, sagt Benatelli, der beim Waldhof die zuletzt etwas vakante Rolle eines echten Taktgebers übernehmen soll.
„Ich glaube, dass man ihn auch als eine Art Quarterback sehen kann - der einfach immer anspielbar sein möchte und auch sein wird“, beschreibt beispielsweise Waldhof-Sportchef Anthony Loviso die Erwartungen an den Neuzugang und betrachtet Benatelli als den Mann für den oft unterschätzten „vorletzten Ball“ - eine Rolle, die der beim VfL Bochum und Borussia Dortmund groß gewordene Mittelfeldmann gerne annehmen möchte. „Die Fitness habe ich noch, den Ehrgeiz auch“, sagt der 32-Jährige, der aus der vergangenen Saison starke Lauf- und Zweikampfwerte aus der österreichischen Liga mitgebracht hat und wegen seiner Lieblingsposition im Scharnierbereich zwischen Defensive und Offensive ohnehin immer im Zentrum des Geschehens steht.
Rico Benatelli will beim SV Waldhof Führungsspieler werden
„Das ist auch mein Anspruch: Führungsspieler und für den Spielaufbau zuständig zu sein. Ich bin jemand, der die Kugel haben möchte und von der Sechser-Position etwas nach vorne entwickeln will“, beschreibt der gebürtige Bochumer seinen Spielstil, mit dem er dazu beitragen möchte, dass der SVW nicht noch einmal so eine Zittersaison wie in der Spielzeit 2023/24 hinlegt. „Auch in den Gesprächen wurde vermittelt, dass hier noch einmal etwas angepackt werden möchte - und da möchte ich mithelfen“, machte Benatelli nach der Trainingseinheit am Dienstagmorgen deutlich.
Nach 189 Zweitligaspielen für Dynamo Dresden, Aue, Würzburg und St. Pauli ist die Kurpfalz für Benatelli eine neue Region, ein paar alte Bekannte wie Niklas Hoffmann aus gemeinsamen Hamburger Tagen oder Terrence Boyd werden ihm die Eingewöhnung aber sicher erleichtern. Boyd hatte zuletzt sogar ein zwölf Jahre altes Bild herausgekramt, als beide noch für Dortmund II am Ball waren und am Ende gemeinsam den Drittliga-Aufstieg feiern durften. Eine Ü-32-Gruppe wollen die beiden beim Waldhof aber noch lange nicht gründen“, wie Benatelli schmunzelnd betont. „Habe noch ein paar gute Jahre vor mir“, ist sich der Deutsch-Italiener sicher, der abgesehen vom Jugendbereich bislang von schwereren Verletzungen verschont geblieben ist und dessen Fitness neben harter Arbeit sicher auch diesem Umstand geschuldet ist.
Letzte offene Frage: Die künftige Rückennummer
Gleichzeitig ist der Schritt nach Mannheim auch eine Erleichterung für die Familie, die nun von Kärnten in die Region zieht, wenn eine passende Wohnung gefunden ist. Zudem können die Schwiegereltern aus der Nähe von Wiesbaden nun die Enkeltochter wieder öfter sehen und zur übrigen Familie in Bochum ist es auch nicht mehr so weit, wenn sich im Spielplan Freiräume ergeben sollten. Schließlich sind auch die „weichen Faktoren“ nicht unerheblich für einen Profi-Kicker.
Doch nun gilt es für den ehemaligen Leistungsträger der Klagenfurter, die Vorbereitung gut hinter sich zu bringen, sich schnell einzufinden - und noch die passende Rückennummer zu finden. In Klagenfurt hatte er die 20, beim FC St. Pauli die 26. „Ich konnte mich einfach noch nicht entscheiden“, lacht Benatelli, dessen Entscheidung für die Rückkehr nach Deutschland und den Schritt zum SVW zum Glück für alle Beteiligten etwas schneller fiel.
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