Fußball

Waldhof-Trainer Bernhard Trares: "Haben viel dazugewonnen"

Bernhard Trares, Coach des SV Waldhof, zieht in einem großen Interview Bilanz nach dem Trainingslager, möchte den Kader zusammenhalten, würde sich aber auch über die Rückkehr von Arianit Ferati freuen.

Von 
Thorsten Hof
Lesedauer: 
SVW-Trainer Bernhard Trares beim Testspiel gegen Hannover 96. Rechts daneben Co-Trainer Benjamin Sachs. © Mehmet Dedeoglu

Belek/Mannheim. Das Wintertrainingslager des SV Waldhof Mannheim in Belek ist Geschichte, eine ganze Woche hatte der Mannheimer Drittligist in der beliebten Urlaubsregion an der türkischen Riviera Zeit, um sich auf die schon am nächsten Sonntag beginnende Rückrunde vorzubereiten. Auch hinter Trainer Bernhard Trares liegen intensive Tage. Immer wieder korrigierte der Coach Kleinigkeiten auf dem Platz, suchte Einzelgespräche, bekam neue Eindrücke vom Mannschaftsgefüge und nahm die Erkenntnisse aus zwei Testspielen mit nach Hause. Im Gespräch mit dieser Redaktion zog der 59-Jährige Bilanz und blickte auf die anstehende Rückrunde voraus.

Die Karriere von Bernhard Trares

Bernhard Trares (59) wurde am 18. August 1965 in Bensheim geboren. Er begann seine Karriere beim SV Kirschhausen.

Als Spieler lief Trares in der Bundesliga 183 Mal für 1860 München und Werder Bremen auf. Hinzu kamen bis 2004 275 Zweitligaspiele für Darmstadt 98, Alemannia Aachen, SV Waldhof (2001/02) und den Karlsruher SC.

Als Chefcoach betreute der Südhesse bislang Wormatia Worms , die zweiten Mannschaften des FSV Frankfurt und des FC Schalke 04 sowie in der Saison 2020/2021 zeitweise die Würzburger Kickers.

Unter Bruno Labbadia war er Co-Trainer beim Hamburger SV und beim VfB Stuttgart bis April 2023.

Er übernahm den SV Waldhof erstmals in der Winterpause 2017/18 und führte den Club in der Saison 2018/19 als Meister in die 3. Liga.

Sein Vertrag beim SVW lief im Sommer 2020 aus, beide Seiten konnten sich nicht auf eine Verlängerung einigen.

Sein Comeback beim SVW gab Trares in dieser Saison nach fünf Spieltagen als Nachfolger von Marco Antwerpen.

Herr Trares, das Trainingslager in der Türkei ist absolviert. Freuen Sie sich darauf, die heimische Bergstraße wiederzusehen, und wie geht es in Mannheim nächste Woche weiter?

Bernhard Trares: Ja, klar ist es schön, wieder zu Hause zu sein. Das reicht jetzt auch. Wir hätten jetzt so oder so eine Pause gebraucht. Du kannst ja nicht immer weiter obendrauf trainieren. Wir haben nach der Rückkehr das Wochenende freigegeben und steigen dann am Montagmittag wieder ein. Und weil wir die lange Woche bis zum Spiel am Sonntag gegen Ingolstadt haben, werden wir auch am Donnerstag noch mal frei machen. Dabei müssen wir aber auch schauen, wie die Wetterverhältnisse sind. Es ist Frost angesagt, so dass wir eher mittags trainieren werden. Vielleicht müssen wir da vormittags auch mal eine oder zwei Video-Einheiten einstreuen oder in den Kraftraum ausweichen.

Mehr zum Thema

Fußball

Waldhof-Verteidiger Hoffmann: 194 Zentimeter gute Laune

Veröffentlicht
Von
Thorsten Hof
Mehr erfahren
Fußball

Seyhan Yigit genießt Heimatgefühle im SVW-Trainingslager

Veröffentlicht
Von
Thorsten Hof
Mehr erfahren
Fußball

SV Waldhof zum Abschluss torlos aber nicht trostlos

Veröffentlicht
Von
Thorsten Hof
Mehr erfahren

Wie fällt Ihre Bilanz von sieben Tagen Trainingsarbeit aus, wenn Sie rein auf das Sportliche schauen?

Trares: Erst einmal sind wir durch dieses Trainingslager richtig gut durchgekommen, obwohl wir teilweise auch hart trainiert haben. Keine größeren Verletzungen, keine Muskelthemen - was man ja auch immer irgendwie einkalkulieren muss. Wir hatten gutes Wetter, einen guten Platz und beide Spiele waren vor dem Hintergrund der jeweiligen Voraussetzungen sehr ordentlich. Im taktischen und spielerischen Bereich haben wir ebenfalls einiges dazugewonnen, das müssen wir jetzt aber noch stabilisieren, damit wir nicht wieder in die alten Muster fallen. Aber das Trainingslager hat im Spiel gegen und mit dem Ball sehr, sehr viel gebracht. Das konnten wir aufarbeiten und da ist die Bilanz einfach gut.

In einem Trainingslager nimmt man die Mannschaft zudem auch immer noch etwas intensiver wahr als im Alltag. Wie ist da Ihr Eindruck vom Gefüge des Teams?

Trares: Ich denke, die Mannschaft ist nochmals ein Stück weiter zusammengewachsen, weil alle auch abends immer zusammengesessen haben, mal Karten gespielt oder sich unterhalten haben. In jedem Zimmer war immer die Tür auf, es gab immer Austausch. So lernt man sich auch untereinander nochmals besser kennen, wenn du merkst, wie einer tickt oder reagiert, wenn man mal einen Spaß macht. Aber über den Charakter der Mannschaft kann ich sowieso nichts Schlechtes sagen, der ist einfach gut.

Und über die Bedingungen? Sie kannten mit dem SVW bisher die Anlage in Side?

Trares: Ich fand es in Belek jetzt fast etwas besser, weil der Platz eben vor Ort war. Die kurzen Wege waren ideal und man konnte flexibler agieren, ohne dass gleich der Bus abfährt. In Side hatten wir damals zwei Plätze und was hier so ein bisschen gefehlt hat, war eine weitere Fläche, auf der die Torhüter etwas separat hätten üben können oder wir die athletischen Aspekte da hätten konzentrieren können. Da wurde der Platz dann schon ziemlich belastet, aber das war jetzt kein Problem für uns, sondern wohl eher für den Veranstalter und nachfolgende Mannschaften. Bei uns war der Platz auf jeden Fall noch top.

Es wurde viel im taktischen Bereich gearbeitet, immer wieder unterbrochen, erklärt, im Detail gearbeitet, wie es im Wettkampfrhythmus vielleicht nicht immer möglich ist. Haben Sie den Eindruck, dass das Grundlegende angekommen ist?

Trares: Ja, da ist schon viel angekommen und wir haben jetzt auch viel Video-Material, mit dem wir weiterarbeiten können. Mit den eigenen Bildern ist es immer besser, als wenn du das am Beispiel von Bayern München zeigst. Wir haben in Belek gesehen, dass wir es einfacher haben, Ballgewinne zu erzielen, wenn wir eng und in unserer Formation bleiben. Auch mit dem Ball haben wir viele Räume gesehen, in denen wir uns bewegen wollen, um Chancen zu kriegen. Aber wie gesagt, müssen wir da ständig dranbleiben.

Betrachtet man die beiden Tests, gab es ein sehr ansprechendes Spiel beim 1:0 gegen Hannover. Gegen Oberhausen bekamen dann von Beginn an eher Spieler aus der zweiten Reihe eine Chance. Sprach etwas dagegen, die Startformation gegen Hannover sich weiter einspielen zu lassen - oder wollten Sie einfach mal auch die anderen unter Wettkampfbedingungen sehen?

Trares: Ja, wir haben schon gesehen, dass ein bestimmter Stamm schon gut harmoniert, was auch in der Schlussphase beim 0:0 gegen Oberhausen zu sehen war. Jetzt kommen auch Gelb-Sperren wie gegen Marcel Seegert und Maximilian Thalhammer im ersten Spiel dazu, andere haben ebenfalls schon Karten gesammelt. Deshalb ist es wichtig, dass wir breit aufgestellt sind und Spieler Eins zu Eins ersetzen können.

Sie müssen zum Start gegen Ingolstadt gleich den gelb-gesperrten Kapitän Marcel Seegert ersetzen und haben in der Türkei deshalb mit Lukas Klünter in der Innenverteidigung agieren lassen. Ist das auch eine wahrscheinliche Variante gegen Ingolstadt?

Trares: Ja, sicher, da Lukas sehr flexibel ist. Dazu haben wir neben Malte Karbstein jetzt auch noch Niklas Hoffmann, der zurückkommt und eine Option sein kann.

Für Klünter rückte dann Seyhan Yigit nach außen, Henning Matriciani gab wie schon phasenweise zum Ende der Hinrunde den linken Außenverteidiger. Wie haben sich die beiden geschlagen?

Trares: Sehr gut. Über die Qualitäten von Seyhan ist ja schon alles gesagt und Henning Matriciani ist im Vergleich zu Sascha Voelcke wahrscheinlich eher die defensivere Variante, wobei er auch das eine oder andere Mal vorne ankommt und eine Flanke schlagen kann.

Außenverteidiger Sascha Voelcke überzeugte in der Hinrunde mit wichtigen Toren und Assists. © PIX-Sportfotos/Lukas Adler

Wäre Matriciani mit Tim Sechelmann als Backup auch eine Lösung für den Fall, dass sich das Werben von höherklassigen Clubs um Sascha Voelcke massiv konkretisieren würde?

Trares: Sascha hat schon seine Offensiv-Qualitäten, eine wahnsinnige Schnelligkeit und hat uns bereits das eine oder andere Tor geschossen oder vorbereitet. Damit ist er natürlich ein idealer Spieler für eine Dreier-Kette. Dass solche Spieler immer schnell das Interesse von anderen Clubs wecken, ist klar. Aber dass da nun eine ganz konkrete Anfrage vorliegt, wäre mir neu.

Den Kader von Belek würden Sie also generell schon gerne zusammenhalten . . .

Trares: Ja, klar.

Was Verstärkungen betrifft, ist der Waldhof im Vergleich zu anderen Clubs noch etwas zurückhaltend. Spricht das mehr für das Vertrauen in den eigenen Kader oder sind die Möglichkeiten eben eingeschränkt?

Trares: Nein, die Möglichkeiten wären da, aber wir haben jetzt nicht den wahnsinnigen Druck, weil wir auch sagen, dass mit Felix Lohkemper, Niklas Hoffmann und Tim Sechelmann sozusagen drei Neue dazukommen. Wir haben also schon einen Kader, der gut gefüllt ist. Wenn der eine oder andere geht, werden wir vielleicht noch etwas tun - oder auch unabhängig davon. Aber da sind wir eigentlich entspannt.

Ari ist ein fantastischer Fußballer. Also wenn er auf der Autobahn die falsche Ausfahrt erwischen sollte, kann er gerne nach Mannheim weiterfahren.
Bernhard Trares, Trainer SV Waldhof Mannheim

Aber jemanden wie Arianit Ferati, den Sie aus ihrer ersten Zeit beim SVW kennen, würden Sie jetzt nicht gerade wegschicken, wenn er an der Umkleide am Alsenweg klopft?

Trares: Natürlich kennen wir ihn und wissen, wie er spielt. Ari ist ein fantastischer Fußballer. Also wenn er auf der Autobahn die falsche Ausfahrt erwischen sollte, kann er gerne nach Mannheim weiterfahren (lacht). Aber im Ernst: Er ist auf jeden Fall ein Spieler, der immer sehr interessant ist.

Die größte Baustelle dürfte es werden, den Ausfall von Terrence Boyd bis weit ins Frühjahr zu kompensieren. Kann das über das Team und eine entsprechend angepasste Spielweise gelingen, die nicht nur den einen Zielspieler sucht?

Trares: Ja, wir haben uns da ja auch schon ein bisschen von der Strategie her umgestellt und müssen da etwas anders auftreten. Wir haben uns zuletzt auch deutlich mehr Chancen und Abschlüsse herausgespielt, aber noch nicht den gefunden, der den Ball dann auch mal über die Linie bringt. Da war die Partie gegen Oberhausen leider beispielhaft. Aber vielleicht hatten wir da jetzt genug Fehlschüsse, so dass es am Sonntag gegen Ingolstadt klappen muss.

Und dann kehrt ja auch Felix Lohkemper zurück. Ihn gilt es nun so schnell wie möglich zu integrieren, oder?

Trares: Auf jeden Fall und wir sind sehr dankbar dafür, dass Felix jetzt wieder zurückkommt. Die lange Pause mit der zusätzlichen Zeit nach der Hinrunde hat ihm sicher gutgetan, um seine Verletzung richtig auszukurieren. Das Thema werden wir in der anstehenden Woche nun intensiv angehen.

Mit noch einmal 21 Punkten wie in der Hinrunde würde der SVW sogar unter der Ausbeute aus dem Vorjahr landen, wo es gerade so zum ersten Nichtabstiegsplatz gereicht hat. Wo sehen Sie im weiteren Saisonverlauf Potenzial, die Ausbeute zu verbessern? Gerade der Saisonstart mit zwei von möglichen 15 Punkten vor Ihrer Amtsübernahme ging ja komplett daneben . . .

Trares: Über die ersten fünf Spiele kann ich wenig sagen und will auch nicht allzu weit zurückschauen. Aber natürlich wollen wir von Anfang an dabei sein und Spiele gewinnen, weil wir auch mit der jüngsten Ausbeute überhaupt nicht zufrieden sind. Deshalb müssen wir gar nicht auf den Saisonstart und was da liegengeblieben ist, schauen. Da sind wir schon selbstkritisch genug, um zu sagen, dass es zuletzt spielerisch gut, aber von den Punkten einfach zu wenig war. Auch in Unterhaching hätten wir mutiger sein dürfen und dann kam noch die eine oder andere Schiedsrichterentscheidung dazu, die Punkte gekostet hat. Da werden wir in der Rückrunde auf jeden Fall zulegen müssen.

Wenn sich Präsident Bernd Beetz etwas für 2025 wünschen dürfte, wäre es, dass der SVW sich vielleicht sogar noch weiter nach oben heranrobben könnte. Wie sieht das bei Ihnen aus? Oder ist Profi-Fußball eben einfach kein Wunschkonzert?

Trares: An den Wunsch könnte ich mich auf jeden Fall anschließen. Es ist ja immer schön, wenn Du frühzeitig deine nötigen Punkte holst und nicht bis zum Schluss zittern musst. Aber das wünscht sich ja jeder und dazu ist ein hartes Stück Arbeit gefragt. Aber da lassen wir nicht nach und dass wir nicht nachlässig werden, kann ich auf jeden Fall versprechen. Dazu sind wir einfach zu lange dabei, um zu wissen, wie wichtig es ist, konsequent dranzubleiben.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke