Furchtlos beim Karaoke und an der Konsole

Waldhof-Neuzugang Niklas Sommer hofft auf viel Spielzeit in der 3. Liga

Von 
Thorsten Hof
Lesedauer: 
Den Ball in Reichweite, den Blick auf die möglichen Optionen: Niklas Sommer bei seinem Testspiel-Debüt gegen Darmstadt. © Pix

Mannheim. Wenn sich im Trainingslager beim Mannschaftsabend die Neuen vorstellen müssen, geschieht das meistens mit einem kleinen Liedchen. Beim SV Waldhof in den Tagen von Westerburg im Westerwald war das in der vergangenen Woche nicht anders. Mit ein bisschen Sprechgesang kann man es sich da relativ einfach machen, doch Niklas Sommer liebt offenbar die Herausforderung und wagte sich an „Someone Like You“ vom britischen Stimmwunder Adele. „Immer hoch greifen“, begründetet der 23-Jährige seine Wahl mit einem Augenzwinkern und fügte an: „So schlecht war es glaub’ ich gar nicht.“

Sommer scheint also ein Mann der vielseitigen Talente zu sein, denn neben Fußball spielen und singen verfügt der ehemalige U-16-Nationalspieler (vier Einsätze) offenbar auch noch über ziemlich flinke Finger, die er am liebsten bei der bekannten Fußball-Simulation „FIFA“ über die Steuerung sausen lässt. Und da Sommer seine Ausflüge in die virtuelle Fußball-Welt augenscheinlich entsprechend unterhaltsam gestaltet und auf der Gamer-Plattform „Twitch“ live hochlädt, hat er sich dort mittlerweile eine große Fan-Gemeinde erspielt: Fast 220 000 Follower schauen sich Sommers Konsolen-Kunststück regelmäßig an, auf Instagram kann der Rechtsverteidiger auf über 221 000 Fans zählen.

Überschaubarer Zeitaufwand

Niklas Sommer

Niklas-Wilson „Willy“ Sommer wurde am 2. April 1998 in Dessau als Sohn einer deutschen Mutter und eines portugiesisch-angolanischen Vaters geboren.

In seiner Kindheit lebte Sommer vier Jahre in Portugal sowie eine kurze Zeit in Angola, bevor er mit seiner Mutter nach Deutschland zurückkehrte und beim 1. FC Nürnberg fußballerisch ausgebildet wurde.

Weitere Stationen: VfB Stuttgart II, SG Sonnenhof Großaspach, DAC Dunajská Streda (Slowakei).

Doch trotz dieser imposanten Zahlen sollen die Aktivitäten in den sozialen Medien, wozu sich mittlerweile auch ein YouTube-Kanal gesellt, ein Hobby bleiben. „Ich bin Profi, der Fußball steht an erster Stelle. Instagram und die anderen Dinge sind ein Freizeit-Spaß“, betont Sommer. „Fußball ist mein Job. Ich habe nicht meine ganze Jugend geopfert, um damit aufzuhören.“

Mehr zum Thema

Bielefeld gegen Waldhof

Waldhof-Trainer Rehm erinnert sich an harte Zeit in Bielefeld

Veröffentlicht
Von
Alexander Müller
Mehr erfahren
Kolumne

„Burgio fragte, was mit mir los sei“

Veröffentlicht
Von
Claudio Palmieri
Mehr erfahren

Intensiviert hatte der junge Kicker mit dem Spitznamen „Willy“ seine Aktivitäten auf den sozialen Kanälen zu Beginn der Corona-Pandemie vor etwas über einem Jahr. „Ich spiele gerne FIFA wie vielleicht 90 Prozent aller Fußballer. Der einzige Unterschied ist, dass ich mir gesagt habe: Hey – ich bin vielleicht nicht so schlecht und ganz unterhaltsam. Warum sollte ich das nicht mit anderen Leuten teilen“, sagt Sommer. „Und ich habe eben das Glück, dass es andere Leute interessiert. Dafür bin ich dankbar.“ Den Zeitaufwand für Twitch, Instagram & Co. beschreibt der in den Jugendmannschaften des 1. FC Nürnberg ausgebildete Rechtsfuß dabei als überschaubar. „Am Wochenende spiele ich vielleicht mal zwei, drei Stunden – wenn ich Zeit habe. Für Instagram sind das vielleicht 15 Minuten am Tag. Ich nehme einfach die Momente in meinem Leben auf, ohne etwas groß zu inszenieren.“

„Physisch stark und schnell“

Diese Zahlen wird sicher auch Trainer Patrick Glöckner gerne hören, dem zwar der Internet-Hype um die Verpflichtung des ehemaligen Großaspachers nicht verborgen geblieben ist, der aber naturgemäß auf andere Dinge achtet.

„Mit Niklas haben wir einen physisch sehr starken, schnellen Spieler dazubekommen. Er kann uns sicher noch viel Freude bereiten – unabhängig vom Hype, denn wir bewerten nicht, wie gut er FIFA spielt, sondern wie er sich unten auf dem Rasen schlägt“, sagt Glöckner, der mit Blick auf Sommers Hobbys gelassen bleibt. „So lange er seine Leistung bringt, kann er so lange vor dem PC sitzen, wie er will“, lacht Glöckner. „Nur wenn er müde zum Training kommt, werden wir die Playstation abschließen.“

Dass diese Gefahr besteht, ist allerdings eher weniger zu befürchten, da Sommer klare Vorstellungen von seiner Zeit beim SVW hat. „Grundsätzlich will ich spielen. Das ist mein Anspruch“, sagt der dynamische Außenbahnspieler, der mit Dominik Martinovic und Onur Ünlücifci bereits zwei Waldhof-Profis aus gemeinsamen Tagen bei der SG Sonnenhof Großaspach kennt.

Nach dem Abstieg der Großaspacher im Sommer 2020 trennten sich dann allerdings die Wege. Während das SG-Duo Martinovic/Ünlücifci beim Waldhof anheuerte, versuchte sich Sommer beim slowakischen Erstligisten DAC Dunajská Streda, wo er zu zwölf Einsätzen kam. „Das war ein sehr interessantes Jahr, ich habe viele neue Eindrücke gesammelt und auch vom Fußballerischen einen Schritt nach vorne gemacht“, blickt Sommer auf die international angehauchte Zeit unter dem deutschen Trainer Bernd Storck zurück und schlug für das Engagement beim SVW auch Angebote aus der 2. Liga aus.

„Klar, kann man da auch mal reingeworfen werden, aber mein Ziel ist es, zu spielen“, sieht der 23-Jährige in der 3. Liga die Voraussetzungen für dieses Ziel besser gegeben und bleibt bodenständig – trotz seiner vielseitigen Talente.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

Thema : SV Waldhof Mannheim

  • SV Waldhof Was mit Rot-Weiss Essen auf den SV Waldhof zukommt

    Aufstiegskandidat Rot-Weiss Essen bringt eine genauso treffsichere wie breit aufgestellte Offensivabteilung zum Gastspiel gegen den SV Waldhof am Samstag in Mannheim.

    Mehr erfahren
  • SV Waldhof So will der SV Waldhof Mannheim wieder in die Erfolgsspur kommen

    Nach drei Niederlagen in Serie und vor dem schweren Heimspiel gegen Essen am Samstag setzt der Fußball-Drittligist SV Waldhof Mannheim an den Grundtugenden an.

    Mehr erfahren
  • SV Waldhof SV Waldhof gegen Rot-Weiss Essen: Die wichtigsten Infos

    In der 3. Fußball-Liga trifft der SV Waldhof Mannheim am Samstag (16.30 Uhr) zu Hause auf Rot-Weiss Essen. Wie ist das Team aufgestellt? Wo kann man Tickets kaufen?

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen