Eppingen. Bayerns neuer Superstar Harry Kane hatte wenigstens eine Trainingseinheit mit den neuen Kollegen, bevor es am Samstagabend im Supercup gegen RB Leipzig ging. Für Kelvin Arase ging dagegen alles viel schneller. Denn während sich seine ehemaligen Mannschaftskollegen vom Karlsruher SC am Freitagnachmittag zum Pokalspiel nach Saarbrücken auf den Weg machten, bog der 24-Jährige Richtung Kurpfalz ab.
Der Vertragsunterschrift folgte ein Foto für die Pressemitteilung am Alsenweg, das Vormittagstraining des SV Waldhof war da bereits gelaufen. Und dennoch kam der fußballerisch bei Rapid Wien groß gewordene Österreicher beim 4:0-Sieg des SVW beim VfB Eppingen am Samstag gleich zu seinem ersten Einsatz. Nach der Halbzeit beackerte Arase 45 Minuten die rechte Außenbahn und trug seinen Teil dazu bei, dass die Mannheimer nun im Viertelfinale um den Landespokal stehen, das am nächsten Freitag ausgelost wird.
„So schnell geht das tatsächlich nicht jeden Tag“, schmunzelte der Rechtsfuß nach seinem Debüt, bei dem er mit der Nummer 36 noch als „Namenloser“ in der HWH-Arena auflaufen musste. Die Beflockungsmaschine für die Trikots war wohl schon im Wochenend-Modus. „Aber ich bin froh, dass mich der Trainer reingehauen hat, damit ich die Jungs gleich mal auf dem Platz kennenlerne und sehe, wie der Coach das Spiel haben will“, blickte der jüngste Zugang des SVW auf sein Debüt im Kraichgau.
„Das kannst du natürlich nur in so einem Pokalspiel machen“, erklärte Waldhof-Trainer Rüdiger Rehm Arases Einsatz von Null auf Hundert. Dass die Pokalpartie nach Toren von Pascal Sohm (6.,12., 42.) und Bentley Baxter Bahn (42.) zur Halbzeit schon entschieden war, senkte das Risiko dieser Personalentscheidung entsprechend auf Null. „Wir wollten schauen, dass Kelvin relativ früh rein- und in die Spielpraxis kommt. Er hat beim KSC die Vorbereitung ja komplett absolviert und ist deshalb in einer guten Verfassung“, sagte Rehm, der sich vom Kicker mit den nigerianischen Wurzeln zusätzliche Flexibilität im Offensivspiel erhofft. „Kelvin kann zentral hinter den Spitzen oder auf den Außenbahnen spielen“, schätzt Rehm die Vielseitigkeit seines zwölften Zugangs, der aber wohl in erster Linie auf der rechten Seite zum Einsatz kommen wird und in die Rolle des quirligen Ex-Waldhof-Profis Joseph Boyamba schlüpfen könnte.
Dass er dort ausgerechnet auf den zweiten Waldhof-Wiener Angelo Gattermayer als Konkurrenten treffen wird, birgt dabei durchaus eine gewisse Ironie. Zumindest kann sich das Duo aber im gewohnten „Schmäh“ der österreichischen Hauptstadt unterhalten. „Den Dialekt konnte ich mir erhalten, denn witzigerweise war in Karlsruhe mit Christoph Kobald ein Wiener und hier treffe ich jetzt Angelo. Der Wiener Schmäh wird also bleiben“, grinst Arase, der im Alter von sechs Jahren nach Österreich kam und seine Herkunft nicht verleugnen kann, wenn er über seine bisherige Karriere spricht.
Die geriet zuletzt allerdings ein wenig ins Stocken, da der Schritt nach Deutschland sich nicht so auszahlte wie gewünscht. Zwar stattete Zweitligist Karlsruhe den jungen Österreicher im vergangenen Sommer gleich mit einem Dreijahres-Vertrag aus und setzte Hoffnungen in den schnellen und dribbelstarken Nachwuchsmann, letztlich konnte sich Arase trotz seiner 76 Bundesliga-Spiele in Österreich aber nicht durchsetzen - auch weil er nicht zu hundert Prozent in das auf eine Mittelfeldraute angelegte 4-4-2-System von Trainer Christian Eichner passte. Nach nur sieben Einsätzen in der Liga wurde Arase deshalb im Winter zum KV Oostende nach Belgien ausgeliehen, wo er in zehn von 13 Spielen zum Einsatz kam, ein Tor erzielte, den Abstieg des KV in die 2. Liga aber nicht verhindern konnte.
Zuletzt im belgischen Oostende
„Das hatte fast etwas Britisches“, verbucht Arase das halbe Jahr an der Kanalküste nicht nur wegen des Wetters als interessante Erfahrung, will sich nun aber schnell wieder in Deutschland in den Vordergrund spielen. Die 3. Liga ist dabei zwar Neuland, aber außer ein paar Clubs aus dem Fernsehen kennt Arase natürlich die ehemaligen Zweitligisten Sandhausen, Regensburg und Bielefeld aus unmittelbarer Erfahrung.
„Gerade Bielefeld ist ein geiles Stadion“, sagt der 24-Jährige, der dem ersten Heimauftritt der Mannheimer gegen Aufsteiger VfB Lübeck am nächsten Samstag und der damit verbundenen Atmosphäre gespannt entgegenblickt. „Die Art, wie hier gespielt werden soll, passt jedenfalls zu mir“, sagt Arase. Und wenn es zu einem Platz im Kader reichen sollte, dürfte der Zugang dann im Vergleich zum Samstag in Eppingen auch deutlich mehr Trainingseinheiten in den Beinen haben.
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