Fußball

Waldhof nach überraschendem Pokal-Aus in Osnabrück unter Druck

Bei seiner zweiten Reise in die Vergangenheit hofft Waldhof-Trainer Neidhart in Osnabrück auf drei Punkte. Dafür nimmt er in seiner Heimatstadt auch fliegende Bierbecher in Kauf

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Thorsten Hof
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Waldhof-Trainer Christian Neidhart hat enge Verbindungen nach Osnabrück. Beim Gastspiel in Niedersachsen sollen aber dennoch keine Geschenke verteilt werden. © Pix

Mannheim. Osnabrück ist für Christian Neidhart bekanntermaßen noch immer der Lebensmittelpunkt - auch wenn es ihn beruflich mittlerweile nach Mannheim und zum SV Waldhof verschlagen hat. Doch die ehemalige Hansestadt ist sein fester Wohnsitz, seine Frau Birgit lebt weiter dort und er selbst - in den 80er Jahren - wie auch sein Sohn Nico haben schon das Trikot des VfL getragen. Dass die Rückkehr zu den „Veilchen“ am Samstag (14 Uhr, Stadion Bremer Brücke) für ihn deshalb kein Spiel wie jedes andere ist, dürfte sich von selbst verstehen, doch Neidhart hat in dieser Saison bei seiner ersten Begegnung mit der Vergangenheit schon schlechte Erfahrungen gemacht. Entsprechend gibt es nicht viel Platz für Sentimentalitäten.

Kontakt zur Spitze muss bleiben

„Da werde ich lieber mit Bierbechern beworfen und wir nehmen dafür die drei Punkte mit“, erinnert sich der 53-Jährige nur ungern an die Partie bei seinem langjährigen Arbeitgeber SV Meppen, wo es Mitte August viel warmen Applaus - aber eben auch eine deftige 2:6-Klatsche setzte. Das soll sich am Samstag nun keinesfalls wiederholen, denn nach dem Pokal-Aus in Walldorf steht einiges auf dem Spiel.

Zum einen müssen die Mannheimer nach der auf sie eingeprasselten herben Kritik zeigen, dass sie es besser können, zum anderen soll der Kontakt zur Spitze nicht verloren gehen. „Deshalb ist es wichtig, dass wir als Mannschaft jetzt zusammenstehen, in Osnabrück etwas mitnehmen, was wir selbst in der Hand haben, und dann zuhause gegen Saarbrücken im Derby nachlegen können“, weiß Neidhart um den wegweisenden Doppelpack gegen zwei ebenfalls ambitionierte Gegner.

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Dass beim VfL Osnabrück mit bislang nur zwei Siegen und Platz dreizehn auch nicht alles nach Plan läuft, haben die Verantwortlichen am Alsenweg wahrgenommen, nach dem Pokal-Aus beim Regionalligisten taten die Mannheimer aber besser daran, erst einmal die eigenen Versäumnisse aufzuarbeiten.

„Natürlich war am Tag danach die Enttäuschung noch extrem“, berichtete Kapitän Marcel Seegert vom Innenleben des Teams, das sich laut Seegert in Walldorf zu sehr in ein unruhiges Spiel habe „reindrücken lassen“. Nach der Analyse sei der Blick dann aber wieder nach vorne gegangen. Und was für Osnabrück zählt, macht der Abwehrchef ebenfalls deutlich. „Wir müssen absolut kompakt und geschlossen auftreten und benötigen die absolute Mentalität, auch für den Nebenmann alles zu geben“, sagt Seegert.

Was das Taktische angeht, legt sich sein Chef Neidhart unmissverständlich fest. „Wir brauchen mehr Disziplin und Ordnung in den Positionen. Da sind wir noch nicht so gefestigt und das ist das größte Problem“, sagt Neidhart, dem nicht zuletzt der Waldhöfer Wellengang innerhalb der 90 Minuten bisher viel zu hohe Ausschläge hat.

Fans sollen Geduld mitbringen

„Wir haben Phasen, da ist es richtig gut. Aber wir haben auch Phasen, da ist es brutal schlecht - und es gibt irgendwie keinen Mittelweg. Das sind Dinge, die zu gravierend sind“, macht sich der Drittligist nach Ansicht seines Trainers das Leben auf - aber auch neben dem Platz immer wieder selbst schwer. „Das Schlimme daran ist, dass wir uns so regelmäßig selbst in Drucksituationen bringen. Diese Kritik müssen wir jetzt aushalten“, nimmt der Coach die Aufgabe an, warb aber zugleich um Geduld.

„Den Stil, den wir spielen wollen, hat sich zum letzten Jahr komplett verändert. Auch die Jungs, die jetzt mehr Verantwortung mit dem Ball haben, müssen sich da umstellen“, sagte Neidhart, der trotz der immer wieder eingeforderten Basistugenden wie Konzentration, Konsequenz und Zielstrebigkeit keine Einstellungsdefizite sieht. „Man sieht, dass die Jungs wollen und das Herzblut haben, alles zu geben. Das ist keine Einstellungssache, sondern es geht darum, die Disziplin und die Positionen zu halten“, verwies der 53-Jährige nochmals auf die festgestellten Mängel.

Weiterer Spieler verletzt

Was das Unterfangen nicht einfacher macht, ist die personelle Situation, da abgesehen vom schmerzlichen Ausfall des Mittelfeld-Leitwolfs Marco Höger weitere Leistungs- oder Hoffnungsträger wie Marc Schnatterer oder Daniel Keita-Ruel aufgrund ihrer Vorgeschichten noch nicht bei hundert Prozent sind. Zudem hat sich am Donnerstag Adrien Lebeau erneut eine Muskelverletzung zugezogen, was auch Neidhart irritierte. „Das ist zuviel an Verletzungen, da müssen wir mal der Ursache auf den Grund gehen“, sagte der Cheftrainer, dem Lebeaus Leidensgeschichte aus dem Vorjahr nicht unbekannt ist. Doch trotz allen Widrigkeiten soll jetzt endlich auch die schwarze Auswärtsserie enden - noch ein Grund, um ein paar Bierbecher über sich ergehen zulassen.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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