Mannheim. Daniel Keita-Ruel ist ein Mann der klaren Aussagen. Das gilt auch, wenn es um eine selbstkritische Einschätzung seiner bisherigen Leistungen im Trikot des SV Waldhof geht. „Ich habe natürlich viel mehr von mir erwartet. Jeder, der mich kennt, weiß ganz genau: Am Ende zählt, was Schwarz auf Weiß steht. Und das war viel zu wenig. Ich habe ein Tor und eine Vorlage. Das ist nicht mein Anspruch, und auch nicht der Anspruch der Verantwortlichen“, sagt der 32-Jährige.
Keita-Ruels Anspruch ergibt sich aus seinen erfolgreichen Zweitliga-Jahren bei der SpVgg Greuther Fürth und dem SV Sandhausen, als er in 100 Partien 32 Treffer erzielte. Ein erfahrener, kompletter Mittelstürmer, der seine Stärken im gegnerischen Strafraum hat – genau diese Qualitäten des gebürtigen Wuppertalers bewogen den SVW, Keita-Ruel Mitte August unter Vertrag zu nehmen. Die Drittliga-Saison lief da schon mehrere Wochen, der Angreifer hatte sich seit seiner Vertragsauflösung in Sandhausen im Februar individuell fit gehalten. Aber die eigene Erwartung, schnell den Anschluss zu schaffen, erfüllte sich nicht.
„Ich habe es selbst auch unterschätzt und hätte gedacht, dass ich nach der längeren Pause etwas fitter bin. Aber man kann Einzeltraining nicht mit normalem Wettbewerbsfußball und dem zugehörigen Mannschaftstraining vergleichen“, sagt Keita-Ruel. Aus den geplanten vier oder fünf Wochen, bis er wieder voll im Rhythmus steht, wurden mehrere Monate – auch weil der Vollblut-Stürmer Knieprobleme bekam, die erst mit etlichen Extraschichten im Fitnessstudio verschwanden.
Basel-Test abgesagt
Selbst im Dubai-Urlaub nach dem letzten Liga-Spiel 2022 in Oldenburg (1:1) verbrachte Keita-Ruel fast genauso viel Zeit im Kraftraum wie am Strand. Jetzt will der Sohn eines Senegalesen und einer Korsin nach bisher durchwachsenen Leistungen (13 Einsätze/1 Tor/1 Vorlage) beweisen, dass er die erhoffte Verstärkung ist. Keita-Ruel fällt beim SVW in die Kategorie Hoffnungsträger für die Rückrunde. Wie Adrien Lebeau oder Marc Schnatterer. Spieler, die in dieser Saison ihr Potenzial noch nicht verlässlich abrufen konnten.
Den Feinschliff wollen sich die Mannheimer in der fünfwöchigen Vorbereitung in mehreren Härtetests holen – das erste geplante Testspiel beim FC Basel am Samstag wurde aber kurzfristig abgesagt. In der Nordschweiz hatte es einen Wintereinbruch gegeben. Nun freut sich Keita-Ruel darauf, dass mit Zweitliga-Aufstiegsaspirant 1. FC Heidenheim (17. Dezember) und dem Liga-Rivalen SV Wehen Wiesbaden (21. Dezember) noch zwei weitere schwere Testspiele warten. „Ich finde das besser, als Aufbaugegner aus unteren Klassen zu haben. Wir können uns mit Top-Mannschaften messen und die Vorbereitung dafür nutzen, die Dinge aus dem Training umzusetzen“, sagt der Stürmer, den sie beim SVW nur „Keita“ rufen.
Auch Trainer Neidhart hofft darauf, dass beim Torjäger im neuen Jahr der sprichwörtliche Knoten platzen wird. „Keita kam relativ spät dazu, die Einführungsphase war für ihn nicht ganz einfach. Jetzt hat er die Möglichkeit, eine komplette Vorbereitung mitzumachen. Wichtig ist, dass er gesund bleibt und mit der Vorbereitung seine Spielfitness bekommt“, sagt Neidhart, der die Anforderungen an den „Super-Typen“ Keita-Ruel klar formuliert: „Stürmer werden daran gemessen, dass sie Tore schießen. Keita ist ein Torjäger, und ich hoffe, dass er das bei uns mit der richtigen Fitness auch zeigen kann. Ich habe schon die Erwartung an ihn, dass er die Mannschaft mitführt und mit seiner Erfahrung mitreißt.“
Keita-Ruel nimmt diese Aussagen des Trainers als Ansporn, er will auch beim SVW zeigen, dass er vom Talent her durchaus auch in die Bundesliga hätte schaffen können, wie es der damalige Gladbacher Manager Max Eberl einmal gesagt hat. „Mir geht es gut, ich bin gesund und heiß. Ich weiß, woran ich arbeiten muss. Am Ende des Tages zählt, dass ich Tore mache und vorbereite. Das werde ich auch machen, daran habe ich keinen Zweifel“, sagt Keita-Ruel.
Einen Stürmer mit der nötigen Quote wird der SV Waldhof auch brauchen, wenn die geplante Aufholjagd in Richtung der Aufstiegsplätze Mitte Januar anrollen soll. Bisher ist Dominik Martinovic mit gerade einmal vier Toren der Topscorer der Kurpfälzer. Keita-Ruel zeigt sich optimistisch, dass die Saison bei sieben Punkten Rückstand auf den Zweiten Saarbrücken und fünf Zähler weniger als der Dritte Wiesbaden noch gute Perspektiven für den SVW bereithalten könnte. „Ich will jetzt nicht so stark ins Detail gehen und über den Aufstieg reden. Wir wollen in jedem Spiel an unsere Leistungsgrenze kommen, dann werden wir unsere Hausaufgaben auch erledigen und am Ende oben mit dabei sein. Ich glaube fest daran“, sagt er. Eine klare Aussage, die gut zu Daniel Keita-Ruel passt.
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