Fußball

Waldhof besteht den Mentalitätstest im Derby gegen Saarbrücken

Mit dem engagierten 1:0-Derbysieg gegen Saarbrücken rückt der SV Waldhof die jüngsten Eindrücke wieder gerade. Auch Präsident Bernd Beetz freut sich über das Auftreten der zuletzt kritisierten SVW-Profis.

Von 
Thorsten Hof
Lesedauer: 
Zuhause weiter eine Macht: Die Waldhof-Profis durften mit ihren Fans bereits den sechsten Liga-Heimsieg in Folge bejubeln. © Ebner/Imago

Mannheim. Ungewöhnliche Umstände erfordern manchmal ungewöhnliche Maßnahmen - so auch beim SV Waldhof vor dem Drittliga-Derby gegen den 1. FC Saarbrücken. Dort standen am Samstag vor dem Anpfiff plötzlich zwei Vertreter der Ultras im Mannschaftskreis und gaben dem Team noch ein paar zusätzliche Wort mit auf dem Weg. Was gesprochen wurde, blieb intern, doch der Anstoß, die treuesten Fans in der zuletzt schwierigen Situation offensiv einzubinden, kam offenbar auch von der Teamleitung selbst.

„Wir wussten einfach, was dieses Spiel den Fans bedeutet. Deshalb bin ich sehr stolz, dass wir ihnen etwas zurückgeben konnten. Das war schon ein Zeichen“, war das 1:0 (1:0) im Derby nicht zuletzt für Sieg-Torschütze Dominik Martinovic mehr wert als die drei Punkte und den Ausbau der Heimserie auf nun sechs Siege aus sechs Liga-Spielen. „Gerade vor dem Hintergrund, was vergangene Woche in Osnabrück passiert ist“, meinte der Angreifer.

Was dort passiert war, hatten mit Blick auf das 0:5 schließlich alle noch im Hinterkopf. In Verbindung mit dem vorangegangenen Aus im Landes-Pokal stand für die Mannheimer ausgerechnet im Derby nicht weniger als ein echter Mentalitätstest an - den die Blau-Schwarzen dann aber mit Bravour bestanden.

Wie hoch die Ansprüche an sich selbst waren, räumte nach dem Abpfiff auch Trainer Christian Neidhart ein. „Wir haben schon darüber gesprochen, dass wir uns gerade vom Auftreten her anders präsentieren müssen. Du kannst nicht zehn Spieltage hinter dir haben und musst dich auswärts schon zwei Mal bei den Fans am Zaun für deine Leistung entschuldigen“, blickte der Coach zurück. Er sah nach 90 umkämpften Minuten dann aber ein Waldhof-Team, das die so oft beschworenen Grundtugenden auf den Platz brachte, zusammenhielt und sich letztlich dafür belohnte.

Beetz: „Das, was ich sehen wollte“

„Bei uns ging es vor allem darum, Mentalität auf den Platz zu bringen und alles zu investieren. Das haben wir heute gemacht und nach einer unruhigen Woche mit einem Derby-Sieg für einen tollen Abschluss gesorgt“, freute sich der Coach über die erhoffte Reaktion, die auch Präsident Bernd Beetz wohlwollend zur Kenntnis nahm.

Der Clubchef hatte noch vor der Partie von einem „Lackmus-Test“ gesprochen, hätte nach den 90 Minuten aber sogar mit einem anderen Ergebnis leben können„Das war genau das, was ich sehen wollte. Selbst wenn wir verloren hätten - das war das, was ich mir gewünscht hatte“, sagte der 72-Jährige mit Blick auf die kämpferische Einstellung und fügte an: „Natürlich sind wir auch mit dem Ergebnis zufrieden, Saarbrücken ist schließlich nicht irgendwer.“

Dass die spielerischen Elemente in diesem Duell zweier zuvor durchaus verunsicherten Teams Mangelware blieben und der SVW zudem nicht davon ausgehen konnte, die mit der Ingolstadter Defensive bislang sattelfestete Hintermannschaft der Liga auseinanderzuspielen, war dann auch zu vernachlässigen. Bezeichnend war eher, dass die 1:0-Führung durch Martinovic (33.) aus dem ständigen Anlaufen, einem abgefangenen Pass und einem hellwachen Umschaltmoment resultierte, nachdem die Mannheimer zuvor nicht allzu viel mit ihrer Dominanz anfangen konnten.

Am Ende wäre sogar ein Unentschieden nicht das völlig falsche Ergebnis gewesen, weil Marvin Cunis Kopfball an den Pfosten (43.) und die große Möglichkeit durch Lukas Boeder (87.) noch klarer waren als Martinovic’ Versuch aus 15 Metern. „Aber den Rest haben wir gut verteidigt, und am Ende brauchst du dann eben auch mal Glück und einen Torwart, der den Sieg dann mal festhält“, blickte Trainer Neidhart auf die Partie, in der sich der SVW vor allem über die Bereitschaft klare Vorteile erarbeitete.

Schwere Zeiten für Koschinat

„Der Schlüssel zum Erfolg war unsere Mentalität“, bilanzierte Mittelfeldspieler Stefano Russo, während sein Mittelfeld-Kollege Fridolin Wagner die taktische Disziplin in den Vordergrund stellte. „Da haben wir den Plan gut umgesetzt und hatten durch unser gutes Anlaufen auch gleich die ersten Erfolgserlebnisse. Damit kam dann auch das Selbstvertrauen zurück“, meinte Wagner, während Saarbrückens Trainer Uwe Koschinat diesem Umstand ebenfalls einräumen musste.

„Aufgrund des Muts und der Intensität eine verdiente Führung“, ordnete der FCS-Coach bereits das Halbzeitergebnis entsprechend ein. „Zwischen den Strafräumen war das einfach zu wenig“, erkannte der 51-Jährige, während sich bei den mitgereisten Fans der Frust in „Uwe Raus“-Rufen und ungezügeltem Vandalismus in den Sanitäranlagen entlud. Von einem Schulterschluss, wie ihn die Mannheimer vor dem Anpfiff demonstrierten, scheint man an der Saar meilenweit entfernt.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

Thema : SV Waldhof Mannheim

  • SV Waldhof SV Waldhof Mannheim-Neuzugang Masca: Die große Lust, sich zu beweisen

    Der portugiesische Angreifer kam in der vergangenen Saison immer weniger zum Einsatz, suchte eine neue Herausforderung und fand sie beim SV Waldhof Mannheim.

    Mehr erfahren
  • SV Waldhof Nach Fan-Ausschreitungen: SV Waldhof zu hoher Geldstrafe verurteilt

    Das DFB-Sportgericht verurteilt Waldhof Mannheim wegen Vorfällen beim Dresden-Spiel zu rund 90.000 Euro Strafzahlung.

    Mehr erfahren
  • Schwetzingen SV Waldhof Mannheim: Ex-Waldhöfer Bartels findet neuen Club

    85 Spiele hatte der 26-Jährige für den SV Waldhof Mannheim absolviert, bevor sich die Wege im Sommer trennten. Wo er ab sofort als Torhüter auf dem Feld stehen wird.

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen