Mannheim. Wenn Boris Scheuermann die Meisterschale von 1949 dabei hat, steht der Präsident des VfR Mannheim schnell im Mittelpunkt. Jeder möchte die „Salatschüssel“ mal aus der Nähe sehen, sie bestenfalls berühren dürfen und das Selfie mit der Trophäe des deutschen Fußball-Meisters ist ohnehin obligatorisch.
Zwar ist die Schale „nur“ eine Replik, die sich der VfR Mannheim anlässlich des 65. Jahrestags der Meisterschaft vor zehn Jahren mittels einer Spendenaktion für eine stolze Summe anfertigen ließ, das silberne Schmuckstück übt dennoch eine ungebrochene Anziehungskraft aus.
Tradition hilft dem VfR Mannheim im Tagesgeschäft nicht immer weiter
So auch an diesem Juli-Tag in Scheuermanns Büro, wo bei den Kollegen des 53- Jährigen schnell die Neugier geweckt ist. Dass der Titelgewinn der Rasenspieler mittlerweile 75 Jahre her ist, erscheint dabei zweitrangig. Wenn Tradition so handfest greifbar ist, lässt das keinen Fußball-Interessierten kalt. Was das Tagesgeschäft des Oberligisten betrifft, sieht das mit der Tradition allerdings schon etwas anders aus.
„Da zahlt das natürlich nicht immer direkt ein und spielt eine eher untergeordnete Rolle. Wegen des Titels 1949 kommt jetzt kein Zuschauer oder Jugendspieler mehr zu uns“, gibt sich der VfR-Chef keinen Illusionen hin. „Aber die erste Meisterschaft in der Bundesrepublik mit über 300 000 jubelnden Menschen auf den kaputten Mannheimer Straßen am Tag danach war sicher ein Höhepunkt der Mannheimer Sportgeschichte - und darauf sind wir natürlich immer noch stolz und wollen diese Tradition pflegen. Entsprechend heißt es auf der Homepage der Rasenspieler schon länger: „Zukunft machen wir aus Tradition“ und den Worten sind in den vergangenen Jahren auch Taten gefolgt.
Neue Infrastruktur beim VfR Mannheim sorgt für Masse - und nun auch Klasse
Mit 23 Mannschaften - mittlerweile auch im Mädchen- und Frauenbereich - ist der VfR nicht nur mit Blick auf die Quantität Spitze im Fußballkreis Mannheim, sondern ebnet über die U 19 in der Verbandsliga und die souverän in die Landesliga aufgestiegene U 23 nach und nach auch den Weg für Talente Richtung Oberliga. Schließlich soll sich die Nachwuchsarbeit auch irgendwann auszahlen.
„Hier haben wir eine stetige Weiterentwicklung“, spricht Scheuermann von einer durchaus nachhaltigen Entwicklung - selbst wenn ab und an ein Talent oder ein Trainer von höherklassigen Clubs abgeworben wird: „Aber auch das ist ein Fingerzeig, dass wir einiges richtig machen. So etwas war lange Zeit undenkbar.“
VfR Mannheim ist zufrieden mit erstem Oberliga-Jahr - Regionalliga als Ziel
Mit dem ersten Oberliga-Jahr ist der VfR zufrieden, auch wenn sich die Rückrunde laut des Präsidenten „holpriger als gewünscht“ gestaltete. Doch die zweite Saison soll in ruhigeren Bahnen verlaufen, die Mannschaft homogener und verjüngter zusammengestellt werden - mit ein paar prominenten Namen wie Ex-Waldhof-Profi Gianluca Korte als Anführer.
Schließlich ist die Regionalliga Südwest mittelfristig das Ziel, denn die Oberliga ist zwar sportlich herausfordernd, mit Clubs wie Bissingen, Backnang, Essingen Gmünd oder Hollenbach ist die 5. Liga in Baden-Württemberg schwäbisch-südbadisch geprägt und aus nordbadischer Sicht von vielen Namen her eher unattraktiv.
„Man muss sich ja Ziele setzen“, bestätigt Scheuermann und ist davon überzeugt, dass mit Namen wie Stuttgarter Kickers, Hessen Kassel, FSV Frankfurt und vielleicht auch mal wieder Wormatia Worms die Attraktivität steigen würde. „Das sind Vereine, die in Mannheim ziehen“, sagt Scheuermann. Und gegen die Offenbacher Kickers, den Halbfinalgegner von 1949, hätten die Blau-Weiß-Roten dann gleich den nächsten Grund, mal wieder die MeisterSchale hervorzuholen.
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