Mannheim. Nach dem Abbruch-Skandal in der Aufstiegsrelegation gegen den KFC Uerdingen vor fünf Jahren war es im Carl-Benz-Stadion des SV Waldhof bis auf einige pyrotechnische Auswüchse und vereinzelte Böllerwürfe relativ ruhig geblieben. Der Sonntagnachmittag mit dem turbulenten 0:2 (0:1) gegen Aufsteiger SSV Ulm weckte allerdings ungute Erinnerungen an schlechte Zeiten.
Der Mannheimer Drittligist bewegte sich knapp an der Grenze zu einem weiteren gewaltigen Imageschaden, nachdem von der Osttribüne Gegenstände auf die Ulmer Auswechselspieler geworfen worden waren, SSV-Profi Nicolas Jann offenbar von einer kleinen Holzfigur am Kopf getroffen wurde und Schiedsrichter Timo Gansloweit die Partie für fast zehn Minuten unterbrach. Bei einem weiteren Vorfall hätte er die Partie sogar vorzeitig beendet. Die zuvor im Ulmer Block gezündeten schwarz-weißen Rauchtöpfe bildeten die düstere Kulisse für die Zwangspause auf dem Feld.
Am Ende ging die Partie zwar mit einer Nachspielzeit von 13 Minuten über die Bühne, die Vorkommnisse überschatteten allerdings das ohnehin turbulente Spiel, bei dem sich der SVW mit viel Leidenschaft am Ende trotz zwei Mann in Unterzahl lange gegen die Niederlage gestemmt hatte.
SV Waldhof äußert nach Spielunterbrechung Bedauern
„Wir bedauern die Vorkommnisse rund um die 53. Spielminute sehr und entschuldigen uns beim SSV Ulm und insbesondere bei dem getroffenen Spieler. Solche Szenen gehören bei allen Emotionen rund um ein hitziges Spiel nicht ins Stadion“, kommentierte der SV Waldhof am Montagmittag die Vorkommnisse und versucht nun, den oder die Täter mittels Video-Aufnahmen ausfindig zu machen. Unabhängig davon droht den Mannheimern, die bereits in der vergangenen Saison mit mehr als 95 000 Euro Bußgeldern auf Rang fünf der Sünder-Liste landeten, mal wieder eine saftige Geldstrafe.
Gleichzeitig setzte bereits unmittelbar nach dem Abpfiff eine Diskussion darüber ein, wie sinnhaft es ist, dass sich die gegnerischen Spieler in einer aufgeheizten Situation vor dem gegnerischen Block aufwärmen. Der Vorgabe nach sollen sich die Auswechselspieler an ihrem eigenen Tor aufhalten, um den gegnerischen Torwart nicht beeinflussen zu können. Bei einer flexibleren Handhabung hätte eine Eskalation wie am Sonntagnachmittag aber wohl vermieden werden können. „Da kann es sinnvollere Entscheidungen geben“, meinte auch Waldhof-Trainer Rüdiger Rehm.
Offenbar wurde schon in der Halbzeit angeregt, hier die Seiten zu tauschen. Das Schiedsrichter-Gespann bestätigte auf Anfrage dieser Redaktion aber lediglich, dass sich die Ulmer Spieler in der Nähe ihrer Bank aufwärmen wollten, wo sie allerdings dem Linienrichter in die Quere hätten kommen können. Entsprechend ging es dann eben vor den bereits aufgeheizten Fan-Block der Mannheimer.
Waldhof-Kapitän Seegert: „Das geht nicht. Fertig“
Dieses Hin und Her betrachtete auch Waldhof-Kapitän Marcel Seegert nicht unbedingt als glücklich. Eine Rechtfertigung, Gegenstände auf gegnerische Spieler zu werfen, sei das aber natürlich noch lange nicht. „Trotz alledem muss man sagen: Das ist eine Sache, die nicht geht. Fertig. Das ist unnötig wie ein Kropf“, sagte der Innenverteidiger im Club-TV.
Trainer Rehm atmete ebenfalls auf, dass die Partie regulär zu Ende gebracht werden konnte. „Ich bin froh, dass niemand verletzt wurde und das Spiel ordentlich zu Ende gegangen ist“, meinte der Waldhof-Coach nach den nervenaufreibenden 103 Minuten und verurteilte das Geschehen. „Ich kenne die Emotionen und bin in vielen Situationen auch brutal emotional. Trotzdem hoffe ich, dass die Zuschauer darüber nachdenken, dass das eine echte Gefahr ist“, sagte Rehm, für dessen Gegenüber Thomas Wörle ein vorzeitiges Ende des Spiels nicht zur Debatte stand. „Für uns war klar, dass wir weiterspielen wollten - wir sind Fußballer. Da gab es keine Zweifel“, sagte der Ex-Teamkollege von Rehm, der sich nach dem Erfolg in Mannheim mit seiner Mannschaft auf Platz drei wiederfand.
Dorthin hätte es auch den SV Waldhof mit einem Heimsieg spülen können, doch Innenverteidiger Julian Riedel erwies seinem Team schon nach 13 Minuten mit seinem überharten Einsteigen gegen Leonardo Scienza und dem folgerichtigen Platzverweis den berühmten Bärendienst. „Das darf ihm nicht passieren“, so Rehm, den diese Aktion ebenso nervte wie die Gelb-Rote Karte für Laurent Jans, der in der Endphase gefrustet den Ball weggeschlagen hatte. Beide Abwehrspieler werden dem SVW beim nächsten Spiel am Samstag in Saarbrücken fehlen.
„Es ist natürlich ärgerlich, dass wir durch so einen Standard und gar nicht mal durch eine herausgespielte Chance in Rückstand geraten“, sagte Kapitän Seegert mit Blick auf das 0:1 durch Lucas Röser (36.). Gleichzeitig merkte er an, dass der SSV mit seiner Überzahl lange nichts anfangen konnte und der SVW mit einer engagierten Leistung immer wieder dem Unentschieden näher war als die Schwaben dem zweiten Tor. Das gelang Ulm erst mit dem Schlusspfiff durch Tobias Rühle, als SVW-Torwart Lucien Hawryluk aufgerückt war - der Schlusspunkt eines in allen Belangen gebrauchten Sonntags für den SV Waldhof.
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