Fußball - Krisenstimmung auf der Führungsebene des SV Waldhof droht die Weiterentwicklung des Drittligisten zu hemmen

SV Waldhof: Eiszeit zwischen Geschäftsführer Kompp und Sportchef Kientz?

Von 
Alexander Müller und Thorsten Hof
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Das Verhältnis vom Sportchef Jochen Kientz (li.) und Geschäftsführer Markus Kompp soll mehr als unterkühlt sein. © Michael Ruffler

Mannheim. Sportlich knirscht es in der Offensive, atmosphärisch funkt es offenbar in der Führungsebene des Fußball-Drittligisten SV Waldhof. So soll die Chemie zwischen Geschäftsführer Markus Kompp und Sportchef Jochen Kientz wie berichtet schon seit längerem nicht mehr stimmen. Nach dem exklusiven Bericht dieser Redaktion über das Nicht-Verhältnis zwischen den beiden leitenden SVW-Angestellten wurde Kientz nach „MM“-Informationen noch am Donnerstag zu einem Krisengipfel mit Kompp und Aufsichtsratschef Christian Beetz einbestellt. Aus dem Gespräch entwickelte sich offenbar ein Rapport: Kompp und Beetz sollen dem Sportlichen Leiter unmissverständlich klargemacht haben, dass er sich nicht öffentlich zu den Spannungen und Problemen auf der Mannheimer Führungsetage äußern darf - sonst drohe ihm der Rauswurf.

Bei dem Treffen soll es von beiden Seiten äußerst emotional zugegangen sein, auch zwei weitere Vereinsangestellte kamen dazu. Eine Lösung des eskalierenden Konflikts wurde wohl nicht gefunden. Eine arbeitsrechtlich gültige Abmahnung soll Kientz zwar nicht erhalten haben, die weitere Zusammenarbeit steht aufgrund des beschädigten Verhältnisses aber unter Vorbehalt. Ein gut informierter Insider hält es fast für ausgeschlossen, dass Kientz über das Ende der laufenden Saison hinaus unter Kompp als Kaderplaner in Mannheim arbeiten wird.

Kompp dementiert Zerwürfnis

Auf den Krisengipfel angesprochen verneinte Geschäftsführer Kompp allerdings, dass es einen Rapport oder gar einen Eklat gegeben habe. „Wir haben uns bisher regelmäßig online abgestimmt, jetzt hat sich Gelegenheit ergeben, das mal wieder persönlich zu tun“, erläuterte der 38-Jährige das Zusammentreffen. „Wir diskutieren immer wieder offen über Themen, aber wir sind alle erwachsen genug, um mit Diskussionen umzugehen. Ich lasse es nicht zu, dass von außen ein Problem daraus gemacht wird“, betonte Kompp, der von einer weiteren Zusammenarbeit mit Kientz auch über die Saison hinaus ausgeht. „Wir haben beide einen Vertrag.“

Die Unstimmigkeiten werfen auch ein Schlaglicht auf die herrschenden Machtstrukturen beim SVW: Christian Beetz, Sohn des Waldhof-Präsidenten Bernd Beetz (70) und seit Ende 2018 Chef des Kontrollgremiums der Mannheimer Spielbetriebs-GmbH, gilt als loyaler Unterstützer des Geschäftsführers. Der 44-Jährige und Kompp bilden mit der Prokura von Investor Bernd Beetz, der sich kaum ins Tagesgeschäft einmischt, das eigentliche Machtzentrum an der Spitze der Profiabteilung.

Christian Beetz hat als Aufsichtsratschef laut Quellen aus dem Vereinsumfeld mehr Ambitionen als sein Vater, auch im sportlichen Bereich mitreden zu wollen. Nach der Ergebniskrise vor Weihnachten zählte er nach Informationen dieser Redaktion intern Trainer Patrick Glöckner an, Kientz verteidigte jedoch die Arbeit des neuen Coachs und setzte sich letztlich durch.

Bei Kritik an Kompp hat sich der Beetz-Sohn bisher immer vor den Chef der Spielbetriebs-GmbH gestellt. Während dem Geschäftsführer bei seinen Kernaufgaben wie Finanzen und Sponsoring oder der juristischen Aufarbeitung des Uerdingen-Skandalspiels im Umfeld des Clubs weitgehend gute Arbeit attestiert wird, sickern seit Kompps Amtsantritt 2016 immer wieder Beschwerden über Schwächen bei der Kommunikation und in der Mitarbeiterführung durch.

Spekulationen um Balitsch

Teile der organisierten Fanszene sind generell nicht gut auf den 38-Jährigen zu sprechen. Zudem klagten mehrere ehemalige SVW-Mitarbeiter nach Informationen dieser Redaktion in der jüngeren Vergangenheit gegen ihre Kündigung. Bei „Kununu“, der größten Arbeitgeber-Bewertungsplattform im Internet, wird der SV Waldhof aktuell nur mit 1,8 von 5 Punkten beurteilt. Die (anonymen) Kommentare zum Betriebsklima am Alsenweg fallen teilweise äußerst negativ aus.

Wie geht es weiter beim Mannheimer Drittligisten? Im Umfeld wird bereits spekuliert, dass Ex-Waldhof-Profi Hanno Balitsch auf Kientz als Sportlicher Leiter folgen könnte. Eine Rückkehr nach Mannheim reizt den 40-Jährigen zwar grundsätzlich, ist nach Informationen dieser Redaktion in der aktuellen personellen Konstellation aber unwahrscheinlich. Der Bensheimer hatte schon im Sommer 2016 mit Mäzen Bernd Beetz über eine leitende Aufgabe am Alsenweg verhandelt, fühlte sich damals aber durch die nicht mit ihm besprochene Verpflichtung von Trainer Gerd Dais vor vollendete Tatsachen gestellt und sagte ab.

Balitsch gilt als meinungsstarker Fachmann mit Gestaltungswillen, der eine klare Agenda zur weiteren Professionalisierung des Vereins mit zum SV Waldhof bringen würde. Ob das in einer Kombination neben oder unter Kompp funktionieren könnte? Äußerst fraglich.

Der frühere SVW-Kapitän legt zurzeit die Prüfungen zum Fußballlehrer ab und arbeitet als Co-Trainer im DFB-Nachwuchs sowie als ZDF-Experte. Und abseits aller Balitsch-Spekulationen: Momentan heißt der Sportliche Leiter in Mannheim weiterhin Jochen Kientz.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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