Leichtathletik

Robin Ganter von der MTG Mannheim träumt von Olympia 2024 in Paris

Robin Ganter zählt zu den größten Hoffnungen im deutschen Männersprint. Bei der Hallen-EM in Istanbul zog der 22-Jährige über 60 Meter ins Halbfinale ein. Ein Staffelplatz bei Olympia 2024 in Paris ist sein großes Ziel

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Christian Rotter
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Nimmt seine sportlichen Ziele ins Visier: Robin Ganter von der MTG Mannheim hat sich in der deutschen Sprintszene einen Namen gemacht. © Eibner/Imago
Ich hätte dem, der mir das vorhergesagt hätte, den Vogel gezeigt.
Robin Ganter über seine Sportlerkarriere

Robin Ganter gönnte sich nicht viel Zeit, um über den bislang größten Erfolg seiner Leichtathletik-Karriere zu sinnieren. Am Samstag war der Sprinter der MTG Mannheim bei den Hallen-Europameisterschaften in Istanbul ins Halbfinale über 60 Meter gestürmt, nach seiner Rückreise vom Bosporus am Montag ging er tags darauf schon wieder seinem Job nach. „Ich arbeite als Kfz-Mechatroniker in einem Heidelberger Autohaus und muss mit meinen Urlaubstagen sparsam umgehen“, erklärte Ganter.

Der 22-Jährige ist einer der Senkrechtstarter in der deutschen Sprintszene - und muss zusätzlich einem ganz normalen Werkstattsjob nachgehen? Ganter hat sich damit arrangiert, er kennt es auch gar nicht anders. In seinem Sportlerleben ist momentan aber einiges im Fluss, über seinen Verein hat er einen Sponsor gefunden. Wenn er sich so weiterentwickelt, wie in den vergangenen Jahren, kann da noch mehr gehen.

Um den Fokus verstärkt auf seine Leichtathletik-Karriere zu richten, könnte sich Ganter vorstellen, seine Stunden im Autohaus zu reduzieren. „Gar nichts zu machen, kommt für mich aber auch nicht infrage“, betont der Modellathlet, der in Karlsruhe geboren wurde, in Neulußheim lebt und bereits im Alter von vier Jahren bei der DJK Hockenheim mit der Leichtathletik begann.

Sportliche Familie

Die Gene, schnell zu laufen, wurden ihm in die Wiege gelegt. Opa Peter machte sich über die 400 Meter einen guten Namen, Papa Haralds Disziplin waren die 400 Meter Hürden, Mama Claudia war im Kurzsprint zu Hause. „In die Leichtathletik hat mich aber keiner von ihnen gedrängt. Als ich mir einen Sport herausgesucht habe, gab es für mich eigentlich gar nichts anderes, weil ich gerne schnell renne“, betont Ganter.

Seit vielen Jahren hat er bei der MTG eine neue sportliche Heimat gefunden. Lange versuchte er sich auch im Hürdensprint, eher er nach einer Verletzung das Training mit den Hindernissen beiseitelassen musste und schnell erkannte, dass er auch ohne zu den schnellsten Männern in Deutschland zählt.

Sein Durchbruch im Erwachsenenbereich gelang Ganter auf nationaler Ebene im vergangenen Jahr. Bei der DM Ende Juni in Berlin belegte er über 100 Meter den sechsten Platz, einen Monat später steigerte er seine Bestzeit auf 10,32 Sekunden. Bei der Hallen-DM vor knapp drei Wochen gewann er in Dortmund drei Medaillen: Silber über 60 Meter und mit der MTG-Sprintstaffel, Gold über 200 Meter.

Bei der EM in Istanbul feierte er am vergangenen Wochenende seine internationale Bewährungsprobe - und wurde über 60 Meter auf Anhieb bester Deutscher. „Ich bin als Nummer 38 angereist und habe die Türkei als Nummer 17 verlassen - was will man mehr?“, blickt Ganter zufrieden auf die Titelkämpfe zurück. Im Vorlauf lief er in 6,67 Sekunden bis auf zwei Hundertstel an seine Bestzeit heran, im Halbfinale bestätigte er in 6,68 diese Zeit noch einmal. „Dieser Lauf war der Hammer, was für eine Konkurrenz!“, musste sich Ganter unter anderem dem späteren Europameister Samuele Ceccarelli (Italien/6,48) geschlagen geben.

U-23-EM als Ziel

Für die anstehende Sommersaison hat sich Ganter die U-23-EM im finnischen Espoo Mitte Juli zum Ziel gesetzt. Bis dahin will er im Training alles geben, damit die Form stimmt. Zwei Stunden täglich, sechs Tage die Woche arbeitet er mit seinem Vater Harald an allen Bereichen, die einen guten Sprinter auszeichnen. Marlon Odom, der ehemalige deutsche Hürdensprint-Bundestrainer, stellt die Trainingspläne zusammen und hilft immer wieder mit Feedback weiter.

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Vor allem an der Technik gilt es in den nächsten Wochen zu feilen, um ein mittelfristiges Ziel zu erreichen. „Olympia 2024 in Paris schwirrt in meinem Kopf herum“, betont Ganter. Dass es nahezu unmöglich ist, die Einzelnorm des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) zu erreichen, weiß der 22-Jährige. Ein Platz in der deutschen Sprintstaffel ist jedoch nicht ausgeschlossen.

Insofern kann es nicht geschadet haben, dass sich Ganter in Istanbul zum ersten Mal das Nationaltrikot übergestreift hat. Noch vor einem Jahr hätte niemand damit gerechnet - nicht einmal die deutsche Sprinthoffnung selbst. „Ich hätte dem, der mir das vorhergesagt hätte, den Vogel gezeigt“, betont der Mann, in dessen Sportlerleben sich momentan alles wie im Sprint entwickelt.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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