Mannheim. Ljubomir Vranjes hat seine Koffer für den Flug in die schwedische Heimat schon gepackt. Noch steht aber eine letzte Dienstreise für den scheidenden Trainer der Rhein-Neckar Löwen an. Am Sonntag (15.30 Uhr) spielt der Handball-Bundesligist beim neuen deutschen Meister SC Magdeburg und wird dann eine Saison beenden, die nicht nur als die schlechteste seit dem Aufstieg 2005 in die Club-Geschichte eingeht, sondern wieder von einigen Turbulenzen geprägt war. Zum Beispiel durch den Trainerwechsel, den die Badener im Januar vollzogen, als Klaus Gärtner seinen Platz als Chef für Vranjes räumen musste. Wesentlich besser wurde danach die Punktausbeute zwar auch nicht, Vranjes blickt aber dennoch „zufrieden“ auf sein fünfmonatiges Intermezzo zurück. Er weiß, dass die Umstände schwierig waren und dass er nach Gärtner nur die nächste Lösung auf Zeit war, steht doch mit Sebastian Hinze bereits der Trainer zur neuen Saison seit mehr als einem Jahr fest. Schon am 13. Juli wird sich der künftige Coach bei einer Pressekonferenz vorstellen – und eine veränderte Mannschaft vorfinden.
Vom polnischen Serienmeister Vive Kielce kommt Halil Jaganjac – wenn auch nur auf Leihbasis. Der Champions-League-Halbfinalist hat den Rückraum-Rechtshänder mit einem langfristigen Vertrag ab Juli ausgestattet, verleiht ihn aber direkt an die Löwen. Jaganjac war zuletzt für RK Nexe am Ball und spielte sich dort in den Vordergrund. Er erreichte mit dem kroatischen Club überraschend das Final Four der European League und wurde sogar Torschützenkönig in diesem Wettbewerb. „Halil ist genau der Spieler, den wir gesucht haben. Er passt perfekt ins Profil, seine Athletik ist beeindruckend“, sagt Sportkoordinator Oliver Roggisch über den neuen Mann, der nicht nur für Tore aus der Distanz sorgen kann, sondern auch Abwehrqualitäten mitbringt und entsprechend ein Gesamtpaket anbietet. Was auch für Olle Forsell Schefvert gilt. Der Schwede kommt vom Ligarivalen HSG Wetzlar und soll künftig eine tragende Rolle im Deckungszentrum und im Umschaltspiel einnehmen. „Er hat auf beiden Seiten des Feldes große Stärken“, freut sich Geschäftsführerin Jennifer Kettemann.
Keine Frage: Mit der Verpflichtung von Jaganjac und Schefvert zeigten die Löwen, dass sie zumindest ihre Schwachpunkte erkannt haben. In der Mannschaft standen zuletzt zu viele Spezialisten, von denen nun einige gehen müssen. Abwehrkante Ilija Abutovic zieht es zum französischen Erstligisten Chartres Metropole, wo man sich bereits auf ihn freut. „Ilija ist ein Spieler, der andere in der Verteidigung anführt“, sagt Chartres-Trainer Toni Gerona, der Abutovic aus der serbischen Nationalmannschaft kennt.
Fast ausschließlich in der Deckung kam bei den Löwen auch Mait Patrail zum Einsatz. Den Esten holten die Badener vor zwei Jahren, nun verlängerten sie sein Arbeitspapier zwar nicht, waren mit seinen Leistungen aber dennoch zufrieden. „Mait hat die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt“, sagt Kettemann. Doch auch bei ihm gilt eben: In der Offensive kann er dieser Mannschaft nicht helfen. Wo der 34-Jährige künftig spielen wird, ist noch offen.
Einen neuen Verein hat bereits Nikolas Katsigiannis. Der Torwart wird ab Juli bei Erstligaabsteiger TuS N-Lübbecke zwischen den Pfosten stehen. „Ich bin jetzt 39 Jahre alt und habe noch immer Bock, Handball zu spielen“, sagt Katsigiannis, den die Löwen im Herbst 2020 holten, um auf die schwere Verletzung von Mikael Appelgren zu reagieren. Nun ist der Schwede wieder fit – und Katsigiannis wird nicht mehr benötigt.
Während die Abgänge von Abutovic, Patrail und Katsigiannis sowie die Leihe von Lion Zacharias (Eulen Ludwigshafen) verkraftbar sind, schmerzt der Verlust von Andy Schmid. Der Mittelmann prägte zwölf Jahre lang das Spiel der Löwen, wird künftig aber für den HC Kriens-Luzern spielen und in seine Fußstapfen soll nun der 2021 geholte Juri Knorr treten. „Juri ist nicht Andy und es wird dauern, den Verlust von Andy zu kompensieren“, sagt Vranjes, der selbst auch schon eine neue Aufgabe gefunden hat. Der Schwede wird in der nächsten Saison den französischen Erstligisten USAM Nimes trainieren. Er selbst und auch der Verein wollen das bislang zwar noch nicht bestätigen. Doch ziemlich bald wird Vranjes schon wieder seine Koffer packen.
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