Kattowitz. Auf der Trainerbank sitzt Heiner Brand, die Mitspieler heißen Oliver Roggisch und Lars Kaufmann. Das hört sich nicht nur nach einer anderen Zeit an, es ist auch eine andere Zeit. Als Patrick Groetzki im Juni 2009 gegen Belarus sein Debüt in der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) bestreitet, kann niemand erahnen, welch großartige Laufbahn der damals 19-Jährige von den Rhein-Neckar Löwen noch hinlegen wird. Mittlerweile hat der Rechtsaußen nicht nur 158 weitere Einsätze im DHB-Dress absolviert, sondern am Freitag im WM-Auftaktspiel gegen Katar auch einen Rekord aufgestellt. Er bestreitet gerade seine siebte Weltmeisterschaft, das hatte als einziger Deutscher bislang nur Silvio Heinevetter geschafft. Der Linkshänder bildet sich auf seine Bestmarke „nichts ein“, eine „schöne Geschichte“ sei das aber schon, meint der Mann, der seit 2007 das Löwen-Trikot trägt. Im Gespräch mit dieser Redaktion blickt der 33-Jährige auf seine WM-Geschichte.
2011 in Schweden
Ein enttäuschender elfter Rang, bis dahin das schlechteste Ergebnis in der deutschen WM-Geschichte, läutet das Ende der Ära Brand ein. „Ich erinnere mich mit gemischten Gefühlen an das Turnier“, sagt Groetzki. Das große Ganze stimmte nicht, für ihn persönlich aber eine Menge: „Ein Turnierdebüt ist ein cooles Erlebnis. Ich war in den ersten Partien nicht im Kader, bekam danach aber Spielzeit.“
2013 in Spanien
Die Deutschen trumpfen zunächst auf, besiegen sogar Topfavorit Frankreich. „Wir waren nach der Vorrunde die Überraschung des Turniers“, erinnert sich Groetzki, der im Viertelfinale gegen den späteren Weltmeister Spanien einige klare Chancen auslässt. Das bringt ihm viel Kritik unter der Gürtellinie ein, die er aber wegsteckt. „Insgesamt war die WM cool, aber am Ende eben bitter.“
2015 in Katar
Nur dank einer Wildcard startet die DHB-Auswahl in der Wüste. „Das war ein wenig seltsam“, sagt Groetzki und spricht von einer „neuen Zeit“, die damals angebrochen sei. Da Martin Heuberger die sportliche Qualifikation für das Turnier verpasste, wurde er als Bundestrainer durch Dagur Sigurdsson ersetzt. „Mit ihm haben wir in Katar viele gute Leistungen gezeigt“, sagt Groetzki. Im Viertelfinale ist aber gegen den Gastgeber Schluss.
2017 in Frankreich
Wenige Tage vor der WM erschüttert eine Schocknachricht die Mannschaft. Völlig überraschend stirbt der Vater von Kapitän Uwe Gensheimer, der seit Jahren ein enger Freund von Groetzki ist. „Das war im Vorfeld alles nicht einfach“, blickt der Rechtsaußen zurück. Im Turnier spielen die Deutschen zunächst brillant. „Wir gehörten zu den Favoriten“, legt sich Groetzki fest. Doch im Achtelfinale ist sensationell Schluss. Wieder gegen Katar.
2019 in Deutschland und Dänemark
Die Heim-WM bezeichnet Groetzki als „mega Erfahrung“, weil eine „brutale Euphorie“ in den Hallen zu spüren gewesen sei. 20 000 Zuschauer tragen die Deutschen in Köln bis ins Halbfinale, die WM endet unglücklich auf Rang vier. Doch nicht nur deswegen blickt Groetzki zweigeteilt zurück: „Ich konnte in diesem Turnier nicht zeigen, was ich drauf habe.“
2021 in Ägypten
Mittags ist Groetzki noch mit einem Kumpel auf einer Skitour im Schwarzwald, abends ruft Alfred Gislason an. Der Bundestrainer beordert ihn nach Ägypten, wo mitten in der Corona-Pandemie die WM ausgetragen wird. Einige Nationalspieler sagen deshalb im Vorfeld ihre Teilnahme ab. „Für mich war aber selbstverständlich, dass ich da hinfahre“, sagt Groetzki, der ohne Mannschaftstraining in den Beinen anreist: „Ich hatte zwei Wochen keinen Ball in der Hand. Es war schwierig, da reinzukommen.“
2023 in Polen und Schweden
Groetzki bestreitet seine siebte WM. Nach fast 14 Jahren im DHB-Dress ist er mit 33 Jahren der älteste Spieler in der deutschen Mannschaft, an dessen Stärken er glaubt: „Wir haben viel Potenzial.“
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