Heidelberg. Der DJ musste nicht lange überlegen, welche Musik er auflegen sollte. Als am Montag im Olympiastützpunkt (OSP) Rhein-Neckar in Heidelberg der Startschuss für die Sommerspiele 2028 in Los Angeles gegeben wurde, lief im Hintergrund „Californication“ von den Red Hot Chili Peppers.
Bei typisch amerikanischem Essen blickten Macher, Sportler und Sponsoren noch einmal auf den überwältigenden Erfolg der Metropolregion bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris zurück, im Vordergrund stand aber das nächste Kapitel einer Erfolgsgeschichte: Was mit dem Team Peking der Metropolregion Rhein-Neckar in Vorbereitung auf die Sommerspiele 2008 begann, wird nun mit dem Team Los Angeles fortgesetzt.
„Uns war es mit unserem Modell wichtig, weg vom Kirchturmdenken zu gehen“, betonte Eckart Würzner am Montag. Der Heidelberger Oberbürgermeister und Vorsitzende der Sportregion Rhein-Neckar durfte im OSP nicht nur viele der zwölf Olympia-Medaillengewinner des „Team Paris“ begrüßen, sondern auch das Logo der neuen Kampagne begutachten. „Unser Ziel ist es, dem Sport seine ihm gebührende Gewichtung zu geben. Wir freuen uns auf LA“, sagte Würzner.
Vor Olympia 2028 in Los Angeles: Team Paris bildet den Grundstock der Athleten
Da nach den Sommerspielen 2024 bislang kaum Welt- oder Europameisterschaften stattfanden, über die sich die Sportlerinnen und Sportler für das Team Los Angeles hätten qualifizieren können, bilden momentan noch die Athleten des Team Paris den Grundstock.
So hatte am Montag der insgesamt dreimalige Olympiasieger Max Lemke (Kanu) seine Erfolgsgeschichte genauso zu erzählen wie Yemisi Ogunleye. Die Kugelstoßerin der MTG Mannheim hatte sich in der französischen Hauptstadt völlig überraschend die Krone aufgesetzt, als sie im letzten Versuch die Konkurrenz schockte.
Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht hatte den Coup der 26-Jährigen vor dem heimischen Fernseher verfolgt und mitgefiebert. „Zuvor hatte ich es für einen Tag zu den olympischen Leichtathletik-Wettbewerben ins Stade de France geschafft und konnte die besondere Atmosphäre aufsaugen“, sagte Specht, der sich keinen besseren Botschafter als Ogunleye für die Stadt Mannheim vorstellen kann: „Yemisi ist nicht nur eine sensationelle Sportlerin, sondern auch eine starke Persönlichkeit. Selbst nach ihrem Olympiasieg ist sie bodenständig geblieben und nimmt ihre Vorbildfunktion an.“
Doch nicht nur für Ogunleye ging in Paris ein Traum in Erfüllung, auch ihr Vereinskollege Simon Batz wuchs über sich hinaus. Für den Weitspringer war schon das Olympia-Ticket ein Erfolg, im Stade de France zog er aber als Krönung ins Finale ein und wurde starker Sechster. „Eigentlich wollte ich in Paris erstmal nur reinschnuppern. Dass es mehr wurde, war natürlich genial“, sagte der 22-Jährige, der in gut drei Jahren gerne eine Schippe drauflegen würde.
MTG-Sprinter Robin Ganter nimmt sich für Olympia 2028 in Los Angeles viel vor
Robin Ganter würde in Los Angeles gerne seine noch offene Rechnung mit Olympia begleichen. Der MTG-Sprinter war im vergangenen Jahr richtig durchgestartet, kurz vor den Sommerspielen zog er sich aber eine Oberschenkelverletzung zu – aus dem fast sicheren Staffeleinsatz wurde nichts. Auch der mögliche Start über 100 Meter blieb ein Traum.
„Ich glaube, es ist schlimmer, wegen einer Verletzung oder Krankheit die Olympischen Spiele zu verpassen, als es über die Leistung nicht zu schaffen. Wenn die Leistung nicht reicht, kann man das akzeptieren. Aber zu wissen, dass es gereicht hätte, hat es für mich sehr schwer gemacht. Olympische Spiele sind nun mal nur alle vier Jahre“, betonte Ganter, den zurzeit eine Schambeinentzündung außer Gefecht setzt.
Seit zwölf Wochen schuftet der 24-Jährige in der Reha für sein Comeback. Um noch eine ambitionierte Saison absolvieren zu können, sollte er spätestens sechs Wochen vor den Deutschen Meisterschaften in Dresden (31. Juli bis 3. August) wieder fit sein. Die WM in Tokio (13. bis 21. September) hat Ganter noch nicht abgeschrieben.
Über Sport hinaus: Was sich Mannheims Oberbürgermeister Specht von Olympia 2028 erhofft
Wie man mit – auch verletzungsbedingten – Rückschlägen umgeht, hat nicht zuletzt Yemisi Ogunleye gezeigt. Auch für Ganter kann ihre Geschichte ein Vorbild sein. „Der Olympia-Zyklus hat ja gerade erst wieder begonnen, Los Angeles ist zwar noch ein Stück weit weg, aber doch schon in meinem Hinterkopf. Ich will fit werden und bleiben“, sagte Ganter.
Mannheims Oberbürgermeister Specht unterstrich, dass Paris und Los Angeles nur schwer zu vergleichen seien. „Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, dass wir unsere amerikanischen Freunde nicht vergessen, wir teilen wesentliche Werte“, sagte er und betonte: „Ich hoffe, dass wir über den Sport wieder zu einem vernünftigen Austausch finden.“
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