Mannheim. Zum dritten Mal in dieser Saison hat Dreispringerin Ruth Hildebrand von der MTG die Norm für die U-20-WM (12,95 m) gepackt und mit 12,99 m auch den Wettkampf bei der Bauhaus-Juniorengala gewonnen. Dennoch war die 17-Jährige zunächst nicht ganz zufrieden. Erst nach der Siegerehrung und der Doping-Kontrolle konnte sie lachen. „Manchmal weiß man als Athletin nicht sofort, dass man nicht ganz so schlecht war“, sagte die Elftklässlerin des Ludwig-Frank-Gymnasiums. „Natürlich wäre es schöner gewesen, die 13 vor dem Komma zu haben. Aber die dritte Norm vor den Augen des Bundestrainers zu springen, war ziemlich gut.“
Unterstützt von einer kleinen, aber immer hörbaren Fan-Gemeinde setzte sie sich mit 12,99 m schon im ersten Versuch an die Spitze des kleinen Feldes und gab die Führung nicht mehr ab. „Die Anfeuerung war sehr schön, man braucht so eine Unterstützung“, fühlte sie sich im heimischen Stadion gut aufgehoben und überzeugte mit Konstanz. Alle sechs Versuche waren gültig. „Auch ihre schlechten Sprünge sind noch weit“, unterstrich Trainer Thorsten Brendel. Von zwei Dritteln des zweiten Durchgangs schwärmte der Coach geradezu: „Hop und Step waren so gut wie nie zu vor“, beschrieb er die beiden ersten Phasen des Dreisprungs. Doch den Jump, das letzte Drittel, brach Hildebrand ab. „Der wäre es gewesen“, wusste sie im Nachhinein. „Aber ich hatte das Gefühl, dass ich zu viel Vorlage habe.“ Sie fürchtete, mit dem Gesicht im Sand zu landen.
Im dritten Durchgang hätte sie ihre Bestmarke von 13,16 m steigern können, doch sie verschenkte vor dem Brett 30 Zentimeter, in die Wertung kamen 12,88 m. „Danach war die Spannung raus“, analysierte sie die folgenden 12,63 m, 12,64 m und 12,49 m. „Das Niveau war nicht ganz so hoch. Schade dass Anna Keyserlingk gefehlt hat, wir hätten uns sicher gepusht“, vermisste Hildebrand die zweitbeste Deutsche. Denn die Aufholjagd der Rumänin Jennyfer Dossey kam zu spät, sie landete erst im sechsten Versuch bei 12,96 m. „Das hätte sonst noch mal spannend werden können.“
Für die deutschen Titelkämpfe in zwei Wochen in Ulm hat sich Hildebrand den Sieg „mit über 13 Metern“ zum Ziel gesetzt. „Bis zu 13,40 m sind drin“, vertraut sie auf ihre Wettkampfstärke und weiß, was in ihr steckt. „Im ersten Saisonwettkampf bin ich 13,13 m gesprungen, aber ohne Brett.“ Da verschenkte sie viele Zentimeter.
Oladejo im Pech
Auf dem Weg zur Junioren-WM nach Cali ist sie bei der Juniorengala ein gutes Stück weitergekommen, „aber das Ticket ist noch nicht sicher. Ich habe zwar ganz gute Karten, aber ich muss auch auf den Deutschen bestehen“, will sie sich auf keinen Fall zu sicher fühlen.
Während Hildebrand letztlich mit ihrem Auftritt zufrieden war, erlebte ihre MTG-Kollegin Fehintola Oladejo einen Tag zum Vergessen. Obwohl im Stadion den ganzen Tag über höchstens mal ein leichtes Lüftchen wehte, erwischte die 18-Jährige im ersten Versuch eine Gegenwind-Bö von über 4 m/sec. „Das war brutal“, bedauerte Coach Brendel. „Aber die Zeit lief herunter, sie musste starten.“ Eine leichte Verletzung und insgesamt nur ein ordentlicher Versuch von 12,32 m brachten ihr am Ende Platz fünf ein.
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