Mannheim. Seit Christian Neidhart wieder in der 3. Liga auf der Trainerbank sitzt, hat er in Diensten des SV Waldhof schon einige Begegnungen mit der eigenen Vergangenheit erleben dürfen. Erst ging es zu seinem langjährigen Ex-Club SV Meppen, vor drei Wochen war der 54-Jährige dann in seiner Heimat Osnabrück zu Gast. Vor der am Samstag (14 Uhr, Carl-Benz-Stadion) anstehenden Partie gegen Rot-Weiss Essen (RWE), wo Neidhart von 2020 bis 2022 das Sagen hatte, ist dem Waldhof-Coach allerdings zu wünschen, dass das nächste Rendezvous mit der eigenen Biografie nicht noch einmal so brutal daneben geht wie Mitte August im Emsland (2:6) oder beim VfL an der Bremer Brücke (0:5).
Hoffen auf Sieg im Carl-Benz-Stadion
Angesichts der eigenen Ambitionen und des mittlerweile auf sieben Punkte angewachsenen Rückstands auf Platz zwei wäre alles andere als ein Heimsieg gegen den Aufsteiger zudem eine weitere herbe Enttäuschung, was auch dem Coach der Mannheimer bewusst ist. „Jeder kennt unsere Ziele und jeder weiß auch, welcher Druck im Moment auf dem Kessel ist. Aber dennoch stellen wir uns natürlich unserer Rolle und wollen zu Hause gegen einen Aufsteiger gewinnen“, sagt Neidhart, der die Favoritenrolle gar nicht erst wegschieben, sondern selbstbewusst annehmen will.
Revanchegelüste liegen dem Fußball-Lehrer dabei fern, obwohl sie nachvollziehbar wären. Schließlich musste Neidhart bei RWE Anfang Mai zwei Spieltage vor Saisonende gehen, weil ihm die Club-Führung den Aufstieg nicht mehr zutraute. Das Ende der Geschichte ist bekannt: Essen stieg mit Sportchef Jörn Nowak und U-19-Coach Vincent Wagner auf und fordert am Samstag den SV Waldhof.
Bis zu 2000 Gästefans aus Essen in Mannheim erwartet
„Das Ende war nicht so schön, aber ich hatte zwei richtig gute und erfolgreiche Jahre in Essen und hege da keinen Groll“, sagt Neidhart, der die Partie wie jede andere angehen will und der mit einer stimmungsvollen Kulisse rechnet.
Nach SVW-Angaben darf mit bis zu 2000 Fans aus dem Ruhrgebiet gerechnet werden. „Da wird wieder eine ähnliche Stimmung sein wie am Dienstag im Pokal - und das sind Spiele, auf die wir uns freuen“, sagte Neidhart auch schon im Hinblick auf die Begegnung gegen Dresden eine Woche später.
Vorrang hat aber zuerst die Partie gegen den Aufsteiger, dessen Entwicklung Neidhart als „ganz klar nach vorne“ bezeichnet. Der Aufsteiger untermauerte diese Einschätzung in den vergangenen vier Ligaspielen mit Siegen gegen Saarbrücken und Freiburg sowie einem 1:1 gegen Zweitliga-Absteiger Dresden.
Laut Neidhart habe RWE den Kader nach dem Aufstieg sinnvoll ergänzt und nannte dabei etwa Rechtsverteidiger Andreas Wiegel und Felix Götze. „Beide Spieler sind am Wochenende aufgrund von Sperren nicht dabei. Deshalb ist es interessant, wie Essen das lösen wird“, so Neidhart.
Neonazi-Eklat kein großes Thema in der Mannschaft
Was die eigene Mannschaft betrifft, ging es nach dem intensiven Pokalspiel zuletzt darum, die Müdigkeit aus den Beinen zu bekommen. Ansonsten sollte sein Team Selbstbewusstsein aus dem 0:1 gegen die Nürnberger gezogen haben. „Wir konnten ein Spiel gegen einen Zweitligisten auf Augenhöhe gestalten. Das sollte uns Mut für die nächste Aufgabe geben“, sagte Neidhart, der mit der Vorstellung seines Teams trotz der Niederlage einverstanden war und mit Ausnahme von Bentley Baxter Bahn auf den Kader aus dem Pokalspiel setzen kann. „Bax liegt seit Mittwoch mit Grippe im Bett. Das könnte richtig eng werden“, berichtete der SVW-Coach.
Stadionsprecher-Eklat kein Thema i der Mannschaft
Die Turbulenzen rund um den Stadionsprecher-Eklat seien in der Mannschaft kein großes Thema, sagte Neidhart. „Wir haben das alles erst im Nachgang am Mittwoch mitbekommen und können uns alle nur der Mitteilung des Clubs anschließen, wonach wir uns von solchen Vorgängen distanzieren“, stellte Neidhart klar.
Was eventuelle Aktionen am Samstag im Stadion betrifft, wollte sich der Trainer nicht an Spekulationen beteiligen. „Das sind Dinge, die wir nicht beeinflussen können und die wir ausblenden müssen“, sagt Neidhart, der sich mit seinem Trainerteam und der Mannschaft ganz auf den Sport konzentrieren will.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Nach Neonazi-Eklat: Rücktritt des Waldhof-Stadionsprechers war alternativlos