Mannheim. Nur wer bittere sportliche Enttäuschungen und Rückschläge erlebt hat, kann auch die errungenen Erfolge in vollem Maße genießen. 2022 hielt für die Profi-Triathletin Laura Philipp vom Soprema Team TSV Mannheim gleich zwei solche bitteren Rückschläge bereit: Neben der wegen einer Corona-Infektion verpassten Ironman-Weltmeisterschaft in Utah im Mai bremste die 35-Jährige bei der zweiten WM des Jahres auf Hawaii eine fünfminütige Zeitstrafe auf der Radstrecke aus und verhinderte eine Podiumsplatzierung. Philipp kämpfte sich dennoch durch das Rennen und wurde noch Vierte, haderte aber lange mit der Entscheidung gegen sich.
In der Vorbereitung auf die neue Saison schöpfte sie aber wieder neue Kraft und Motivation und lieferte gleich in ihrem ersten Rennen am 5. März eine Klasse-Leistung ab: die Triathletin aus Neckargemünd gewann den Ironman Südafrika und sicherte sich damit früh die erneute Hawaii-Qualifikation. Ein Sieg, der nach den Rückschlägen besonders süß schmeckte. „Zum Glück hat es mit der Qualifikation geklappt. Jeder Ironman ist etwas Besonderes. Mit so einem Sieg das Jahr zu beginnen, ist einfach der beste Start und man nimmt den Schwung mit in die Saison“, erklärte Philipp, die nach Platz eins wieder allen Grund zur Freude hatte und den Triumph in Port Elizabeth in vollen Zügen und mit einer Sektdusche auf dem Podest genoss.
Der verspätete Lohn für die harte Arbeit und ein Erfolg, der ihr Planungssicherheit für die restliche Saison gibt. Als großen Höhepunkt im Sommer hat Philipp die Challenge Roth fest eingeplant und will dann – nach zwei vierten Plätzen – am 14. Oktober bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii endlich den ganz großen Wurf landen und den Frust von 2022 abbauen.
„Hawaii war wegen der unberechtigten Zeitstrafe, die ich erhalten habe, sehr enttäuschend. Es war ein super schwerer Prozess, das abzuhaken, weil es immer noch in mir rebelliert hat und ich mich so ungerecht behandelt gefühlt habe. Mir wurde die Chance auf ein gutes Ergebnis genommen“, erläuterte Philipp, die wochenlang damit zu kämpfen hatte. Einzig positiv: Danach trat die 35-Jährige mit Veranstaltern und Kampfrichtern in den Dialog, um das Regelwerk zu präzisieren und zu vereinfachen. Es wurden Veränderungen angestoßen, die dem Triathlon-Sport in der Zukunft helfen sollen.
Auch in anderen Bereichen denkt Philipp bereits an morgen. Mit ihrem Ehemann und Trainer Philipp Seipp gründete sie die Firma KickAss Sports, die Trainingspläne für Altersklassen-Athleten anbietet. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir auch Education-Seminare anbieten, wo wir den Sportlern Lauf-, Rad- und Schwimmtechnik sowie Krafttraining beibringen“, erklärt Philipp, die mit ihrem Team Kurse in ganz Deutschland gibt.
„Uns ist es nicht nur wichtig, Menschen einen Trainingsplan in die Hand zu drücken. Uns ist auch die Bewegungsqualität wichtig und wie alles ausgeführt wird“, betont die Triathletin.
Nicht nur Wettkampfsportler sollen von den Erfahrungswerten und dem Fachwissen der Profis profitieren, sondern auch Sportbegeisterte, die aktiv sein wollen und einer bestimmten Struktur im Training folgen – und eben auch die Triathleten des TSV Mannheim, die ihre Trainingspläne inzwischen von Seipp geschrieben bekommen.
Noch läuft das Projekt bei Laura Philipp parallel zur aktiven Laufbahn , doch nach der Karriere will die zweifache Europameisterin auf der Langdistanz dann voll einsteigen und mit ihrem Projekt KickAss Sport durchstarten. Ein weiteres Indiz dafür, mit welcher Leidenschaft sich Philipp dem Triathlon-Sport verschrieben hat. Gepaart mit dem Willen, nach Rückschlägen wieder aufzustehen, und ihrem Können wohl die ideale Mischung um weitere große Erfolge zu feiern und diese auszukosten.
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