In der Rückrunde wollte der SV Waldhof bekanntlich noch mal angreifen, doch dem Aufschwung bis Mitte März folgte der allmähliche Sinkflug des Mannheimer Drittligisten. Vor allem in den Duellen gegen die direkte Konkurrenz konnte der SVW nicht zulegen, kam auswärts weiter nicht auf die Beine und schloss die Rückrundentabelle (8.) am Ende schlechter ab als die Hinrunde (6.). Das hatte auch damit zu tun, dass es individuell zu wenig Konstanz oder Alternativen gab, wie unser Blick auf die Saison-Einzelzeugnisse zeigt.
Torhüter
Jan-Christoph Bartels: Bartels sollte nach der Winterpause unter Beweis stellen, ob er dauerhaft 3. Liga kann. Grobe Patzer leistete sich der 24-Jährige nicht und konnte ab und zu sogar glänzen. Insgesamt stehen aber 1,6 Gegentreffer pro Spiel hinter einer löchrigen Abwehr.
Note: 3+ (keine Halbjahresnote)
Morten Behrens: Die Leihgabe von Darmstadt 98 kam nach der Winterpause nur im letzten Spiel zum Einsatz und stand sogar nur noch viermal im Kader. Das Kapitel Waldhof wird Behrens schnell abhaken.
Note: 3- (Halbjahresnote 3-)
Abwehr
Marcel Seegert: Einsatz und Identifikation – das sind Synonyme für Kapitän „Cello“ Seegert. Doch auch in der Rückrunde gelang es dem Innenverteidiger nicht, seine Abwehr zu stabilisieren. Dazu kamen ungewohnte individuelle Fehler von Mr. Zuverlässig.
Note: 4+ (Halbjahresnote 3-)
Malte Karbstein: Übernahm seine Rolle passabel, wenn Not am Mann war. In Saarbrücken der große Unglücksrabe bei der bitteren 1:2-Niederlage.
Note: 4 (Halbjahresnote 3-)
Julian Riedel: Der Neuzugang von Hansa Rostock deutete zu selten sein Potenzial an. Ein eingespieltes Duo mit Nebenmann Seegert konnte er nie richtig bilden. Hatte seine beste Phase, als im Saisonendspurt Fridolin Wagner den verletzten Seegert in der Innenverteidigung aushilfsweise ersetzen musste.
Note: 4+ (Halbjahresnote 3-)
Niklas „Willy“ Sommer: Fiel in der Rückrunde nur noch durch Internet-Auftritte, vier wackelige Kurzeinsätze und eine Suspendierung auf. Selbst als Laurent Jans auf Länderspielreise war, keine Alternative.
Note: 5 (Halbjahresnote 4+)
Laurent Jans: Der luxemburgische Nationalspieler war defensiv meist eine verlässliche Stütze, konnte sich aber zu selten offensiv einbringen. Gegen Ende der Saison spürte man auch bei Jans, dass die Luft raus war. Generell aber eine der besseren Verpflichtungen.
Note: 3 (Halbjahresnote 2-)
Alexander Rossipal: „Rossi“ ackerte auf links, versuchte sich in Abwesenheit von Marc Schnatterer an den Standards, wirkte am Ende der Saison aber auch komplett überspielt, weil es für ihn keinen Ersatz gab.
Note: 3- (Halbjahresnote 3+)
Mittelfeld/Angriff
Bentley Baxter Bahn: Der laufstarke Dauerbrenner machte fast alle Spiele und geht mit seiner offenen Art als echter Gewinn für dieses Team durch. Auf dem Platz zeigte Bahn viele solide bis gute Leistungen – gerade in den Heimspielen –, ging aber auswärts auch regelmäßig mit unter. Seine zweite Saison in Mannheim wird zeigen, ob er noch komplett in die ihm zugedachte Führungsrolle schlüpfen kann.
Note: 3- (Halbjahresnote 3)
Fridolin Wagner: Aus dem einstigen Ergänzungsspieler ist in dieser Saison eine unverzichtbare Stammkraft geworden, der zwischen Innenverteidigung und offensivem Mittelfeld praktisch jede Position spielen kann. Der Gesamteindruck dieser Saison zieht aber auch seine Note ein wenig nach unten.
Note: 3 (Halbjahresnote 3)
Stefano Russo: Mit dem Wechsel zu Viktoria Köln zog der Ludwigshafener die Konsequenz daraus, unter Trainer Christian Neidhart ein wenig aufs Abstellgleis geraten zu sein. Anfangs als defensiv denkender Sidekick des dann verletzten Marco Höger noch gesetzt, kam Russo in der Rückrunde kaum noch auf längere Einsätze. Der „Gattuso vom Waldhof“, dessen Anlagen unbestritten sind, braucht einen Neustart.
Note: 4 (Halbjahresnote 4+)
Marco Höger: Mit seinem zehnten Saisoneinsatz gegen den MSV Duisburg rutschte der Routinier am letzten Spieltag in die hier benoteten Ränge. Seriös bewerten kann man Höger aber nur für seine Auftritte vor dem Kreuzbandriss im September 2022. Da untermauerte er seine Ausnahmerolle im Schaltzentrum vor der Abwehr – mit einem fitten Höger wäre diese Saison womöglich anders gelaufen. Der 33-Jährige geht im Sommer zurück in seine Heimatstadt, wo er als Jugendtrainer beim 1. FC Köln beginnen könnte.
Note: 2- (keine Halbjahresnote)
Adrian Malachowski: Der Aufwärtstrend des Polen nach der Winterpause ist einer der wenigen Lichtblicke der Rückrunde. Malachowski erzielte mit seinem Seitfallzieher beim 3:0-Sieg in Essen nicht nur das vielleicht schönste Waldhof-Tor in dieser Saison, sondern stellte zuletzt auch seinen Wert als mannschaftsdienlicher Spieler heraus. Ihn kann man mittlerweile bedenkenlos reinwerfen.
Note: 3- (Halbjahresnote 4+)
Berkan Taz: Wenn der Knoten beim Feinfuß aus Berlin irgendwann platzen sollte, wird man den Knall vermutlich bis nach Karlsruhe hören. Nach einer katastrophalen Halbserie zeigte Taz in der Rückrunde mit vier Vorlagen und einem Tor ganz leichte Anzeichen einer Formverbesserung. Das ändert aber nichts daran, dass der als großer Hoffnungsträger für die Offensive (und Topscorer bei Borussia Dortmund II) geholte Taz insgesamt schwer enttäuscht hat.
Note: 4- (Halbjahresnote 5)
Marc Schnatterer: Die letzte Saison seiner aktiven Karriere schien für die Heidenheimer Ikone sehr unerfreulich zu enden. Teilweise stand der Heilbronner im Januar, Februar und März noch nicht einmal mehr im Spieltagskader. Doch in der letzten Saisonphase zeigte „Schnatti“ mit zwei Toren und zwei Vorlagen, dass er auch im gesegneten Fußballeralter von 37 nichts verlernt hat. Seine Persönlichkeit ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Er wird dem SV Waldhof fehlen, wenn er ab dem Sommer als Assistent bei der Heidenheimer U 19 seine Trainerkarriere startet.
Note: 3- (Halbjahresnote 4)
Adrien Lebeau: Zu Beginn des Fußballjahres 2023 sah es kurz so aus, als könne der hochbegabte Franzose ohne körperliche Anfälligkeiten endlich einmal über einen längeren Zeitraum Top-Leistungen abrufen, doch dann stoppten ihn beim 3:1-Sieg in Bayreuth Mitte März schon wieder muskuläre Probleme. Lebeau wird den Verein verlassen – mit ihm geht eine Attraktion, die aber in ihren zwei Jahren beim SVW leider zu oft verletzt war.
Note: 3- (Halbjahresnote 4)
Dominik Kother: Der Karlsruher SC versprach sich von dem Leihgeschäft mit dem Waldhof, dass der Bruchsaler in der 3. Liga Spielpraxis sammeln könnte und den nächsten Schritt in seiner Entwicklung geht. Doch die Formkurve zeigte in Kothers zweiter Saison in Mannheim eher nach unten. Der Treffer beim 3:1 gegen 1860 München im ersten Spiel nach der Winterpause sollte sein einziger bleiben. Dürfte wieder zurück zum KSC gehen.
Note: 4- (Halbjahresnote 3-)
Thomas Pledl: Die Winterverpflichtung begann mit einem Traumtor beim 3:1-Sieg in Duisburg im Januar stark, sortierte sich dann aber schnell in die Kategorie Mitläufer ein. Man kann hoffen, dass der zuvor vertragslose Bayer richtig ins Rollen kommt, wenn er eine komplette Sommervorbereitung in Mannheim absolviert hat. Mit seinen technischen Fähigkeiten kann er generell eine Note ins Waldhof-Spiel einbringen, die sonst eher weniger vorhanden ist.
Note: 4+ (keine Halbjahresnote)
Marten Winkler: Der 20-Jährige aus Frankfurt an der Oder benötigte ein bisschen Anlaufzeit – um dann so richtig durchzustarten. Winkler avancierte mit großartigen Leistungen wie seinem Dreierpack beim 4:1 gegen den Halleschen FC in der Rückrunde zum wichtigsten Spieler der Waldhof-Offensive. Mit seinem unwiderstehlichen Tempo und viel Zug zum Tor betrieb die Leihgabe von Hertha BSC so vehement Eigenwerbung, dass der Erstliga-Absteiger ihn für die neue Saison direkt zurück nach Berlin beorderte. Winkler besitzt das Zeug, um sich in der 2. Liga durchzusetzen – vielleicht sogar noch eine Etage darüber.
Note: 2 (Halbjahresnote 3)
Baris Ekincier: Der Junge aus dem Pott ließ sein Können auch in dieser Saison nur punktuell aufblitzen. Gegen Ende der Rückrunde sank der Stern des Flügelstürmers bei Neidhart komplett, als er bei Ligaspielen reihenweise auf der Tribüne Platz nehmen musste. Insgesamt konnte sich Ekincier in seinen zwei Jahren am Alsenweg trotz eines vielversprechenden Gesamtpakets nie richtig durchsetzen – und wird den SVW folgerichtig verlassen.
Note: 4 (Halbjahresnote 3-)
Dominik Martinovic: Mit elf Toren und sieben Vorlagen beendet der Schwabe mit kroatischen Wurzeln auch diese Saison als Mannheimer Topscorer. Das sagt viel über seinen Wert für den SVW aus – auch wenn sein Plan, den Verein mit Toren in die 2. Liga zu ballern, gescheitert ist. Martinovic sucht nun eine neue, höherklassige Herausforderung. Es wird spannend, zu sehen, ob zumindest er persönlich den Sprung nach oben schaffen kann.
Note: 2- (Halbjahresnote 2-)
Pascal Sohm: Der Spruch, dass Stürmer an Toren gemessen werden, gilt bei dem Modellathleten aus Künzelsau ausnahmsweise nicht. Sohm stellte sich als hängende Spitze oder Zehner im Mittelfeld in den Dienst der Mannschaft und leistete häufig wertvolle Zuarbeit. Bälle festmachen und ablegen, Kopfball-Duelle gewinnen. Darunter litt seine Quote von fünf Toren und drei Vorlagen. Wenn sich der SVW nun in der Offensive neu aufstellt, könnte er auch wieder häufiger in der Box auftauchen.
Note: 3 (Halbjahresnote 3)
Daniel Keita-Ruel: In der Winterpause sprach er in einem Interview mit dieser Redaktion davon, jetzt endlich bei 100 Prozent und topfit zu sein – doch den Worten folgten keine Taten. Keita-Ruel, mit seiner Vita in der 2. Liga als Torjäger-Hoffnung geholt und mit einem stattlichen Vertrag ausgestattet, spielte in der Rückrunde praktisch überhaupt keine Rolle mehr. So steht in der Bilanz nur das eine Törchen aus dem Spätsommer 2022 beim SC Freiburg II. Nach dieser Saison wird das Missverständnis Daniel Keita-Ruel beim SV Waldhof wieder vorbei sein.
Note: 5 (Halbjahresnote 4+)
Trainer
Christian Neidhart: Mit einem auf dem Papier verbesserten Kader machte der Waldhof unter Christian Neidhart in seinem vierten Drittliga-Jahr erstmals wieder einen kleinen Rückschritt – auch wenn er lange im Aufstiegsrennen dabei war. Das hatte sicher auch Gründe, die der Coach nicht beeinflussen konnte. Doch die eines Absteigers würdige Gegentorflut und die ständige Berg- und Talfahrt muss sich der Trainer ankreiden lassen. Dass der 54-Jährige zunächst die hohen Ziele mittrug, nach dem Scheitern dann aber auf die Clubspitze zeigte, ist mit Blick auf die internen Verhältnisse nachvollziehbar, beschädigte seine Position jedoch zusätzlich.
Note: 4- (Halbjahresnote 4)
Ohne Wertung
Dass sich eine weitere verlorene Saison und ein Wechsel in eine höhere Liga nicht widersprechen, zeigt das Beispiel Gerrit Gohlke (Halbjahresnote 3-). Eine in der Winterpause erlittene langwierige Schulterverletzung sorgte beim Innenverteidiger dafür, dass zu seinen sieben Spielen aus der Hinrunde keine weiteren mehr hinzukamen. Dennoch holt (Noch-)Zweitligist Arminia Bielefeld den gebürtigen Darmstädter.
Als große Enttäuschung zu verbuchen ist das Engagement von Johannes Dörfler in Mannheim. Der schnelle Mann für die Außenbahn war meistens verletzt und konnte bei seinen drei sporadischen Einsätzen nie überzeugen. Er wird den Verein wieder verlassen. Beim Waldhof bleiben darf dagegen Torhüter Lucien Hawryluk. Durch Unpässlichkeiten bei Bartels und Behrens kam der Dortmunder am 36. Spieltag zu seinem Drittliga-Debüt beim 1:3 bei 1860 München. In der kommenden Spielzeit bildet der 22-Jährige dann zusammen mit Bartels und dem Neuzugang Malwin Zok das Torhüter-Trio.
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