Mannheim. Christian Hofsäß spürt den Druck. Die Erwartungen, die Sehnsüchte, die Hoffnungen eines Mannheimer Traditionsvereins. Seit dieser Saison trainiert der 43-Jährige den Fußball-Kreisligisten SC Rot-Weiß Rheinau und hat schnell erkannt: Hier geht es anders zu.
„Das sind schon andere Verhältnisse wie in meiner Station zuvor in Sandhofen. Mehr Zuschauer, mehr Meinungen – das muss dir als Trainer klar sein. Am Ende ist es auf der Rheinau wie überall im Fußball: Nach 90 Minuten hat der Trainer alles richtig oder eben alles falsch gemacht“, sagt Hofsäß. Aktuell macht der SC-Coach offenbar alles richtig. Mit 9:1 setzten die Rheinauer zuletzt eine torreiche Duftmarke gegen den heillos überforderten SV Enosis.
Die Rot-Weißen sind in der Spur, als Dritter fehlen fünf Punkte zum Aufstiegsrelegationsplatz. Doch dieses vermeintlich sorglose Trainer-Dasein erlebte Hofsäß bei den Rheinauern nicht von Beginn an. Zum Saisonstart gab es erst einmal Druck. „Wir sind schwierig in diese Spielzeit gestartet, haben früh Spiele gegen Lindenhof oder Pfingstberg verloren. Fairerweise muss man aber sagen: Wir haben eine komplett neue Mannschaft, einen neuen Trainer – das musste sich erst finden“, weiß Hofsäß, dem Jens Batzler, Abteilungsleiter Sport bei den Rheinauern, ein positives Zwischenzeugnis ausstellt: „Wir merken schon in den letzten zwei Monaten, dass die Leistungen unserer Jungs immer besser werden, da zeigt die Kurve sehr deutlich nach oben. Aktuell läuft es also.“
Rheinau vor Schlüsselspiel beim Tabellenzweiten Ilvesheim
Dieses Momentum wollen die Rot-Weißen bis zur Winterpause auf ihrer Seite halten. Am Sonntag treffen sie auswärts auf den Tabellenzweiten Ilvesheim. Die Insulaner spielen bisher eine überragende Runde, konnten die letzten sieben Saisonspiele allesamt gewinnen. Gewinnt der SC dieses Aufeinandertreffen, schmilzt der Abstand zum Aufstiegskontrahenten auf zwei Zähler. Geht die Partie verloren, dürfte der stille Traum vom direkten Wiederaufstieg frühzeitig begraben sein.
Hofsäß sieht das anders: „Unser klares Ziel ist es, gegen Ilvesheim zu gewinnen – das vorweg. Selbst bei einer Niederlage ist das Buch für mich aber nicht zu. Ich gehe nicht davon aus, dass Ilvesheim oder Spitzenreiter Käfertal ihre bisherige Punkteausbeute so halten können – wir werden also auch in der Rückrunde unsere Chancen bekommen. Meine Mannschaft ist jederzeit in der Lage, eine Serie zu starten.“
Gegen das Spitzenteam aus Käfertal verlor die Hofsäß-Elf vor wenigen Wochen unglücklich mit 0:1, zeigte sich nicht zwingend genug vor dem gegnerischen Tor. Genau das soll sich am Sonntag ändern. „Ilvesheim hat einen sensationellen Lauf, die stehen nicht umsonst auf Platz zwei. Wir haben uns aber gefunden und haben das Selbstvertrauen zu sagen: Wir nehmen da etwas mit. Gegen Käfertal kann man uns schon vorwerfen, dass wir unsere Hochkaräter nicht genutzt haben – genau die müssen Ilvesheim drin sein.“
Hofsäß will vor dem Topspiel den Druck von seiner Mannschaft nehmen. Der Trainer stellt sich lieber selbst in den Fokus, auch weil er weiß, wie er mit Druck umgehen muss. „Das Schöne am Fußball ist ja: Man kann sehr viel darüber reden und diskutieren. Über Taktik, Startaufstellungen oder Wechsel. Ich habe aber genug Erfahrung, um externe Einflüsse auszublenden.“
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