Mannheim/Wetzlar. Die große Handball-Welt ist am Ende doch immer wieder ein Dorf und dass man sich im (Sportler-)Leben meistens zwei Mal trifft, ist mehr als nur eine alte Binsenweisheit. Bestes Beispiel ist das Duell der HSG Wetzlar gegen die Rhein-Neckar Löwen am Sonntag (14 Uhr, Buderus-Arena), in dem die in den Tabellenkeller der Bundesliga abgestürzten Mittelhessen versuchen werden, den Trend mit einem neuen Mann an der Seitenlinie zu stoppen: Mit Hrvoje Horvat hat die HSG am vergangenen Montag den aktuellen kroatischen Nationaltrainer als Coach präsentiert, der nun parallel in der deutschen Elite-Liga arbeiten wird. Und dort war der heute 45-Jährige vor fast 19 Jahren im Trikot der Löwen-Keimzelle SG Kronau/Östringen am Ball.
Einer, der sich noch gut daran erinnern kann, ist Rolf Bechtold. Das Urgestein der „Kröstis“, das heute immer noch im Internat des Bundesligisten tätig ist, musste allerdings auch erst zwei Mal hinschauen als vergangene Woche die Meldung aus Wetzlar kam. „Als ich dann das Bild gesehen habe, hat es ’klick’ gemacht“, sagt Bechtold, der zu dieser Zeit gemeinsam mit Michael Roth als Trainer für den Bundesligisten tätig war. Allerdings waren das keine einfachen Zeiten für die Kraichgauer, die am Ende der Saison 2003/2004 in der Relegation scheiterten und gleich wieder in die 2. Liga absteigen mussten. In der Winterpause versuchten die Vorgänger der heutigen Löwen deshalb personell nachzusteuern und verpflichteten Horvat, der zuvor in der Regionalliga bei DHK Flensborg auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Doch der Durchbruch gelang dem Sohn der gleichnamigen Trainer-Legende bei der SG nicht. „Er hatte wenig Einsatzzeiten und kam nicht an unseren Leistungsträgern im Rückraum vorbei“, erinnert sich Bechtold an den Neuzugang, den es nach dem Abstieg der Badener in die Schweiz weiterzog. „In der Bundesliga hat er jedenfalls keinen bleibenden Eindruck hinterlassen“, sagt Bechtold, der den Rechtshänder dann auch aus den Augen verlor, während sich Horvats Erinnerungen etwas schillernder darstellen. „Als Spieler habe ich bereits die Erfahrung gemacht, in der stärksten Liga der Welt zu spielen“, sagte der neue Coach in Wetzlar bei seiner Vorstellung.
Doch Horvat scheint eher die Trainer-Gene seines Vaters statt das Spieler-Talent geerbt zu haben, denn an der Seitenlinie gestaltete sich die Karriere des heute 45-Jährigen eindrucksvoller. Über die Station beim RK Dubrava in Zagreb, wo Horvat seine aktive Karriere ausklingen ließ und wo er seit 2008 acht Jahre Verantwortung trug, ging es für den ehemaligen Profi über die Junioren-Auswahl und als Co-Trainer bei den Herren in die Verbandsarbeit. Beim aktuellen kroatischen Tabellenführer RK Nexe Nasice coachte Horvat dann von 2016 bis Januar 2021 zeitweise auch Löwen-Neuzugang Halil Jaganjac und im Januar 2021 übernahm er nach der enttäuschenden WM das Amt des Nationaltrainers von seinem legendären Vorgänger Lino Cervar.
Nun geht es also parallel zurück in die Bundesliga, worauf sich Horvat sichtlich freut. „So, wie es mein Traum war, eines Tages einmal die kroatische Mannschaft zu führen, war es auch ein großes Ziel von mir, Cheftrainer in der Bundesliga sein zu dürfen“, sagte der Nachfolger von Benjamin Matschke, der nach seinem Wechsel von den Eulen Ludwigshafen nach nur fünf Monaten wieder gehen musste. Ob Horvart in der Bundesliga nun als Trainer größere Spuren als in seiner aktiven Karriere hinterlassen kann, muss sich zeigen. Ein Auftaktsieg gegen seinen Ex-Club wäre aber sicher eine erste Duftmarke.
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