Leichtathletik

Die 29. Juniorengala: Ein Festival der Rekorde

Stimmungsvolles Ambiente und Juniorensport der Extraklasse bekamen die Zuschauer im Michael-Hoffmann-Stadion in Mannheim zu sehen. Die Bauhaus-Juniorengala bot zahlreiche Rekorde - darunter sogar eine Weltbestleistung

Von 
Sibylle Dornseiff
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Johanna Martin bei der 29. BAUHAUS Juniorengala 2023. © Michael Ruffler

Die 4x400-Meter-Staffeln waren der glanzvolle Abschluss der 29. Bauhaus-Juniorengala. Zuerst lief das männliche britische Quartett in 3:07,69 Minuten nicht nur Meetingrekord, sondern übernahm auch die Spitze der europäischen Rangliste. Dann setzten Paula Pelzer, Lena Leege, Anouk Krause-Jentsch und 400-Meter-Siegerin Johanna Martin noch einen drauf.

Denn drei Runden lang sahen die Britinnen wie die sicheren Siegerinnen aus. Bis Martin übernahm, der letzten Britin auf die Pelle rückte und unter dem Jubel der deutschen Fans 50 Meter vor dem Ziel an ihr vorbeizog. Nie war ein Quartett in Mannheim schneller und in dieser Saison sind die 3:35,17 Minuten auch europäische Bestzeit. Keine schlechten Voraussetzungen für die Junioren-EM in Jerusalem, denn die Vier vom DLV haben auch die Voraussetzung für den Start in Israel erfüllt.

Lasse Schulz (#442, TV Plieningen) bei der Juniorengala 2023. © Michael Ruffler

Das war aber nur eine von 50 erfüllten Normen, die im stimmungsvollen Michael-Hoffmann-Stadion gefeiert wurden. Mit weiteren 80 persönlichen Rekorden, 29 Saisonbestleistungen, drei nationalen Rekorden, insgesamt sieben Bestleistungen in Europa und eine in der Welt wurde das größte Leichtathletik-Meeting der U 20 wieder einmal seinem Ruf gerecht, die perfekte Vorbereitung für internationale Meisterschaften zu sein. Kein Wunder, dass 450 Talente aus 23 Nationen strahlten.

Richtige Athleten am richtigen Ort

So etwa der Ukrainer Mikhaylo Brudin, der mit 63,85 Metern die Führung in der Diskus-Weltrangliste übernahm. Kugelstoßer Lasse Schulz (TV Plieningen/20,48 m), die 4x100-Meter-Staffel der DLV-Juniorinnen (43,94 Sekunden), das Schweizer Quartett (39,99) und der britische Sprinter Teddy Wilson setzten sich auf Position eins in Europa. Außer der Staffel der Schweiz lief auch die aus Israel nationalen Rekord, was auch dem Litauer Lukas Sutkus über 400 Meter gelang (46,42 sec). Zudem sorgte Adia Budde (TSV Altenholz) über 3000 Meter Hindernis (10:23,28 Minuten) für den dritten Meetingrekord.

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„Die richtigen Athleten und Athletinnen waren am richtigen Ort. Es hat alles gepasst. Hunderte Zahnräder haben perfekt ineinandergegriffen“, lobte der beim DLV für den Nachwuchs zuständige Bundestrainer Dietmar Chounard die Organisation durch die MTG Mannheim als Veranstalter und Ausrichter.

Dramatischer Hürdensprint

Natürlich freute er sich auch über exzellente Leistungen. Ein richtiges Spektakel war der Hürdensprint, in dem Topfavorit Enzo Diessl aus Österreich im Vorlauf (13,28 Sekunden) an seine Bestzeit (13,11) anknüpfte. Da lag der Franzose Theo Pedre (13,55) noch deutlich zurück. Doch im Finale drehte die aktuelle Nummer drei in Europa auf, machte es dem von Beginn an führenden europäischen Ranglistenersten Diessl immer schwerer und wurde sogar auf der Ergebnistafel zunächst als Sieger genannt.

Einer der vielen Sieger von Mannheim: Lasse Schulz. © Michael Ruffler/Pix

Aber mitten im Jubel der französischen Delegation kam die Korrektur: Mit 13,42 sec gewann der Österreicher. Pedre durfte sich allerdings immerhin über einen persönlichen Rekord freuen (13,43).

Großes Dankeschön an 220 Helfer

Schade, dass bei den Juniorinnen der Rückenwind etwas zu stark blies. So gehen die starken 13,12 sec von Lia Flotow (1. LAV Rostock) und die 13,18 sec von Rosina Schneider (TV Sulz) nicht in die Bestenlisten ein. „Doch die Zeiten stimmen optimistisch. Die können sie auch mit erlaubtem Wind laufen“, beurteilte Chounard die Verbesserung der beiden um drei Zehntel.

„Wir freuen uns über Ergebnisse auf Weltklasseniveau, aber auch über die Atmosphäre, die beeindruckende Begeisterung im Publikum, die gegenseitige Anfeuerung der jungen Leute untereinander, das faire Miteinander der Nationen und die tolle Vielfalt“, sagte Cheforganisator Rüdiger Harksen, der mit seiner Crew von 220 meist ehrenamtlichen Helfern erst einmal feiern wollte. „Ohne das Team und dessen Flexibilität, ohne meinen Assistenten Andi Bayerl und ohne den DLV könnten wir das alles nicht leisten.“

Explodierende Kosten

Gleichwohl sieht Harksen angesichts explodierender Kosten bei der Versorgung, dem Transport und den Hotels bei gleichbleibenden Einnahmen nicht ohne Sorgen in die Zukunft. „Unsere finanzielle Situation ist angespannt.“ Harksen nannte einen „unteren sechsstelligen Betrag“ als Ausgabenposten. Aber auch die personelle Lage sei schwierig. „Die Ansprüche vor allem in Sachen Technik, TV-Livestream, Moderation und EDV sind gestiegen. Dafür brauchen wir Fachleute. Ehrenamtlich ist das nicht zu leisten.“

Eine bessere finanzielle Ausstattung könne natürlich helfen. Doch wollen er und sein Team alles daran setzen, dass 2024 ein doppeltes Jubiläum würdig gefeiert werden kann: der 125. Geburtstag der MTG und die 30. Juniorengala.

Freie Autorin Spezialgebiete Sport und Kultur:Sport: Turnen, Tanzen, Leichtathletik, Kanu, Eiskunstlauf, Short-Track, Curling, Judo, Triathlon, Rope Skipping, Turf, Reiten, Volleyball.Kultur: Theater/Schauspiel, Tanz, Ballett

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