Mannheim. Am 7. Mai hat für Profi-Triathlet Florian Angert das Warten auf seine erste Ironman-Weltmeisterschaftsteilnahme ein Ende. 944 Tage werden dann nach seiner Qualifikation in Barcelona 2019 vergangen sein. Der inzwischen 30-Jährige kann endlich sein bisher größtes Rennen absolvieren. Nach der Absage 2020 und der Verschiebung der 2021er-Auflage findet nach zweieinhalb Jahren wieder eine WM statt – allerdings nicht wie traditionell auf Hawaii, sondern in St. George im US-Bundesstaat Utah.
„Vor zwei Jahren war es so etwas wie ein Schlag ins Gesicht, aber wir mussten alle damit kämpfen, dass wir von jetzt auf nachher vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Ich bin froh, dass die WM jetzt stattfindet. Noch mehr Verschiebungen kann sich der Veranstalter Ironman auch nicht erlauben. Irgendwann ist es dann auch sehr, sehr zäh vom mentalen Aspekt her“, sagt der Weinheimer.
Dass die WM nicht im Triathlon-Mekka Hawaii stattfindet, ist für Angert mit Abstrichen zu verschmerzen. „Hawaii bleibt Hawaii. Es wird dennoch eine große Aufmerksamkeit da sein, weil es die erste WM seit zweieinhalb Jahren ist, aber am Ende des Tages wird Hawaii noch den größeren Stellenwert haben. Für mich ist jedoch eine WM eine WM“, sagt Angert, dem bewusst ist, dass sein Hawaii-Debüt in nicht allzu weiter Ferne liegt.
Einmalige Gelegenheit
Denn auch für die zweite WM in diesem Jahr ist der Ex-Athlet des Soprema Triathlon Teams des TSV Mannheim qualifiziert. Diese soll dann am 8. Oktober wieder auf der Inselgruppe im Pazifischen Ozean stattfinden. „Es wird wahrscheinlich nie mehr vorkommen, dass es zwei Ironman-WMs in einem Jahr geben wird und ich habe die Chance, bei beiden Rennen zu starten. Das motiviert mich. Die Vorfreude steigt täglich, weil jetzt auch das Training ironmanspezifisch wird. Nicht mehr so intensiv, sondern mehr in die Länge“, fiebert Angert dem Start entgegen.
Den Feinschliff holte sich Angert Anfang des Jahres in einem Trainingslager auf Lanzarote. Beim Aufgalopp in seine Saison erreichte er am 19. März einen dritten Platz über die Mitteldistanz. Danach folgte ein weiteres dreiwöchiges Vorbereitungscamp im spanischen Girona, wo Angert in der gleichen Schwimmhalle wie Weltmeister Jan Frodeno trainierte, der seine Teilnahme kurzfristig verletzungsbedingt absagen musste.
Seit April stehen für den in Schwaigern lebenden Triathleten viele Trainingseinheiten in der Region Heilbronn auf dem Plan, ehe er in den letzten Wochen vor dem Abflug häufiger im Neckartal mit Trainer Philipp Seipp und Triathletin Laura Philipp auf dem Zeitfahrrad trainierte, um dann am entscheidenden Tag in Bestform zu sein.
„Ich will nichts riskieren“
Einzig eine Corona-Infektion könnte Angert vor dem großen Ziel noch ausbremsen, doch an seinen Gewohnheiten will er deshalb nichts ändern. „Ich lebe seit zwei Jahren mit einem relativ hohen Risiko, weil meine Freundin Grundschullehrerin ist. Es gäbe jetzt nichts Dümmeres, als eine Infektion zu bekommen, aber man kann es momentan nicht ausschließen. Ich werde mich jetzt nicht die nächsten zwei Wochen alleine in eine Besenkammer einschließen und vor mich hin trainieren, aber natürlich vermehrt auf die Hygieneregeln achten. Ich will da nichts riskieren“, lässt Angert Vorsicht walten.
Denn der gebürtige Weinheimer hat sich bei seiner WM-Premiere ambitionierte Ziele gesteckt. „Eine Top-Fünf-Platzierung wäre für die erste WM schon echt cool. Ich glaube, wenn alles zusammenläuft, kann das funktionieren. Aber in einem Rennen über acht Stunden kann so viel passieren. Wenn ich Achter werde und alles gegeben habe, dann bin ich damit auch zufrieden. An einem guten Tag ist viel möglich, aber genaue Prognosen sind schwer“, sagt Angert, der bei seinem Debüt auf der Langdistanz in Barcelona mit einer Jahresbestzeit aller Triathleten aufhorchen ließ. 944 Tage später kann Angert sich für seine Geduld belohnen und bei seinem erst vierten Start über die Langdistanz für den nächsten Paukenschlag sorgen.
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