Dresden/Mannheim. Dominik Martinovic sah sich schon dem Wirken höherer Mächte ausgesetzt. „Der Fußballgott hat heute entschieden, dass Dynamo einen Heimsieg einfährt - auch wenn er unverdient ist“, sagte der Angreifer des SV Waldhof in den Katakomben des Rudolf-Harbig-Stadions zu Dresden. Wer in die frustrierten Mannheimer Mienen blickte, konnte erahnen, dass allen Protagonisten beim SVW die Konsequenzen der 1:2 (1:1)-Niederlage bei Dynamo Dresden bewusst waren.
Bei nun wieder fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und nur noch fünf ausstehenden Drittliga-Partien in dieser Saison kann der Waldhof seine Aufstiegshoffnungen realistisch betrachtet begraben. „Wir müssen dranbleiben und auf unsere Chance lauern. Es ist erst am 38. Spieltag vorbei, nicht vorher. Solange geben wir Gas“, sagte Angreifer Pascal Sohm, gestand jedoch auch ein: „Aber wir sind auch nicht blöd: Wir wissen die Tabellenkonstellation einzuschätzen.“
Besonders deprimierend machte die Niederlage in einer flirrenden Atmosphäre vor fast 30 000 Zuschauern, dass der SV Waldhof die ausgerufene Reifeprüfung mit einer der besten Auswärtsleistungen in dieser Saison eigentlich bestanden hatte. Wäre da nur nicht das Ergebnis gewesen. „Wir laufen einem 1:2 hinterher - und keiner weiß warum. Es ist unfassbar bitter, dass wir hier verloren haben“, meinte Sohm.
Nach Martinovics früher Führung (5.) benötigte Dynamo einen mehr als grenzwertigen Foulelfmeter, als Sohm und Dresdens Angreifer Stefan Kutschke bei einem Eckball im Nahkampf gemeinsam zu Boden gingen, um den Ausgleich zu erzielen. Ahmet Arslan verwandelte zum zwischenzeitlichen 1:1 (31.).
Vier von fünf Topspielen verloren
Auch in der zweiten Halbzeit hatten die Mannheimer deutlich mehr vom Spiel und mit Martinovics Lattentreffer (67.) eine Großchance auf das 2:1. Das Tor machte aber Dresden durch einen Kopfball des kantigen Mittelstürmers Kutschke (73.). „Ich weiß nicht, ob sie cleverer waren. Aber Dynamo hat die entscheidenden Situationen für sich genutzt. Dresden hat einfach auch eine Menge Qualität. Das ist eine Top-Mannschaft“, sagte Sohm, dem die Dynamo-Fans als ehemaligem Dresdner Aufstiegshelden einen freundlichen Empfang bereiteten.
Ein paar Meter weiter stand bei diesen Aussagen Trainer Christian Neidhart, nach eigenen Angaben „stinksauer und enttäuscht“ über das nächste Spitzenspiel, in dem seinem Team nur die letzten paar Prozentpunkte Effizienz, Klasse und Abgeklärtheit gefehlt hatten, um mindestens ein Unentschieden mitzunehmen. „Es reicht nicht für die Top Drei, weil wir weder in Wiesbaden noch in Saarbrücken oder hier in Dresden unsere Dominanz in Siege umwandeln konnten. Das ist das Ärgerliche“, so Neidhart.
Die Fakten sind im Ergebnissport Fußball aber bekanntlich unbestechlich: Von den fünf direkten Duellen gegen andere Teams aus dem oberen Tabellendrittel hat der SVW in den vergangenen sechs Wochen nur eines gewonnen (mit viel Glück 2:1 gegen den SC Freiburg II). Vier Topspiele gingen allerdings verloren. Das ist zu wenig, um am Ende oben um die richtig wichtigen Plätze mitspielen zu können.
Trudelt die Saison jetzt wie zu befürchten aus? Widerspruch zu dieser These kam nicht nur von Julian Riedel. „Es geht weiter. Wir haben noch fünf Spiele. Ob die jetzt 10, 15 oder zwei Punkte Vorsprung haben, ist egal. Wir versuchen, jedes Spiel zu ziehen“, betonte der Waldhof-Verteidiger.
Neidhart sekundierte mit Blick auf das anstehende Freitagabendspiel gegen den Halleschen FC: „Wir wollen unsere Leistungen aus Essen und jetzt Dresden bestätigen und zu Hause einen Dreier holen.“
Zumindest die beste Punkteausbeute seit dem Drittliga-Aufstieg ist noch möglich. In der vergangenen Saison holten die Mannheimer 60 Zähler, bekamen damals aber vier Punkte aus den Partien gegen Türkgücü München nach dem Rückzug des Pleitevereins wieder abgezogen. Aktuell steht der SVW als Siebter bei 54 Zählern. „Wir sind Fußballer, weil wir jedes Spiel gewinnen wollen. Und so müssen wir es auch angehen. Solange es rechnerisch möglich ist . . .“, sagte Martinovic, der sich dabei aber schon im Bereich der Durchhalteparole befand.
Selbst der Trostpreis Qualifikation für den DFB-Pokal, für den das Neidhart-Team in der aktuellen Tabellenkonstellation Fünfter werden müsste, scheint schwer zu erreichen. Weil von den vier Anwärtern auf den Relegationsplatz mindestens zwei im Endspurt erheblich schwächeln, und der Waldhof fast alle verbleibenden Spiele gewinnen müsste. Wenn das noch gelingen soll, muss wohl der Fußballgott höchstpersönlich ein weiteres Mal eingreifen.
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