Groß-Rohrheim. Fassungslos richtete sich der Blick nach der Schlusssirene auf die Anzeigetafel in der Bürgerhalle. 24:33 war dort zu lesen. Eine in dieser Deutlichkeit nicht zu erwartende Heimniederlage der Bezirksoberliga-Handballer des TV Groß-Rohrheim gegen den SV Erbach und damit gegen eine Mannschaft, bei der man im Hinspiel noch mit 33:26 gewonnen hatte. „Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt“, schüttelte TVG-Trainer Frank Herbert fassungslos den Kopf angesichts katastrophaler letzter zwölf Minuten.
„So schlecht, wie es das Ergebnis aussagt, waren wir nicht“, sagte der Coach. „Bis zum 22:23 war eigentlich alles drin“, meinte Herbert mit Blick auf den Spielstand in der 48. Minute. Dann gelang den Erbachern in sechs Minuten ein 6:0-Lauf – und beim 22:29 (55.) war die Messe gelesen.
Risiko wird nicht belohnt
„Es war heute nicht alles schlecht, das Ergebnis ist viel zu deutlich. Wir müssen uns den Vorwurf gefallen lassen, dass wir in der Schlussphase auseinandergebrochen sind“, ärgerte sich Herbert. „Da haben einige nicht mehr an sich geglaubt und haben zu früh resigniert.“ Gleichzeitig gab er aber auch zu, dass er mit seinen taktischen Maßnahmen volles Risiko gegangen ist, was diesmal nach hinten losging. Erbachs Co-Trainer Andreas Lulay stimmte Herbert zu: „Das Ergebnis spiegelt eigentlich nur die letzten Minuten wieder. Aber gleichzeitig hatten wir auch in der ersten Hälfte jede Menge gute Chancen, haben aber elf freie Würfe ausgelassen.“
Dass es zu einer solch deutlichen Niederlage kommen würde, daran war in der ersten Hälfte tatsächlich nicht zu denken. Groß-Rohrheim begann konzentriert, hatte in Alexander Wägerle einen gewohnt guten Rückhalt und führte 5:2 und 7:4 (12.). Doch schon danach verlor der TVG etwas den Zugriff, war in der Deckung häufig zu spät und geriet nach dem 8:7 (20.) mit 9:12 ins Hintertreffen. Bis zur Pause hatte die Herbert-Sieben das beim 11:12 aber schon fast wieder ausgebügelt.
Im zweiten Spielabschnitt entwickelte sich eine offene Partie, in der Erbach meist knapp vorlegte, Groß-Rohrheim aber bis zum 19:19 (42.) immer wieder egalisieren konnte. Doch dann sprang Erbach mit einem 3:0-Lauf zum 22:19 (45.) davon. Herbert reagierte mit einer Auszeit und stellte seine Deckung etwas um. Mit einer 5:1-Abwehr wollte er die Kreuzbewegungen des Gäste-Rückraums stören, was jeodch zu Räumen für die anderen Spieler führte. Immer wieder tauchten Erbacher Spieler frei vor dem TVG-Tor auf, wodurch die zuvor so gute Quote von Keeper Wägerle verhagelt wurde. „Wir haben den Hebel kollektiv nicht mehr umlegen können“, konstatierte der Trainer.
Das junge Gäste-Team spielte sich in einen Rausch, während die Groß-Rohrheimer die Köpfe hängen ließen und mit einer bitteren Schlappe das Parkett der Bürgerhalle verließen. „Das Ergebnis liest sich schon extrem bitter“, meinte Herbert, der nun auf eine Reaktion am nächsten Sonntag hofft. Dann gibt der TVG seine Visitenkarte beim Meisterschaftskandidaten MSG Roßdorf/Reinheim ab. „Vielleicht ist das genau das richtige Spiel jetzt. Da können wir ohne Druck aufspielen.“
TVG-Tore: Niklas Fries (8/2), Till Haas (6), Jan Fries, Fröhlich (je 3), Reis (2), Erlemann, Anthes (je 1). me
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