Hauptrunde

Handball-EM: Deutsche Handballer gewinnen Krimi gegen Island

Deutschland ringt Island im ersten EM-Hauptrundenspiel nieder. Vor allem in der Schlussphase wird Torhüter Andreas Wolff zur deutschen Lebensversicherung

Von 
Marc Stevermüer
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Nicht nur, aber vor allem auch in der Schlussphase war auf Torhüter Andreas Wolff Verlass. © Federico Gambarini/dpa

Die deutschen Handball-Nationalspieler schauten hoch auf die steilen Ränge der Kölner Lanxess Arena. Sie saugten alles auf. Und ließen sich feiern. Von frenetischen Fans, die das Team von Bundestrainer Alfred Gislason am Donnerstag bei der Heim-Europameisterschaft zu einem wichtigen und dramatisch erkämpften 26:24 (11:10)-Sieg über Island getragen hatten. Nach den ersten beiden Punktgewinnen lebt der Traum vom Halbfinale, das am Samstag (20.30 Uhr/ARD) noch ein wenig näher rücken soll. Dann trifft die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) auf die Überraschungsmannschaft Österreich.

„Das war ein Super-Spiel, eine ganz tolle Leistung von beiden Seiten“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason, der aber auch erst einmal kräftig durchpusten musste: „Das war für alle schon sehr anstrengend.“

Zähe erste Halbzeit

Vor 19 750 Zuschauern in der Kölner Lanxess Arena begann der Abend mit einer Musik-Panne: Beim Abspielen der isländischen Nationalhymne unterlief den Organisatoren ein Fehler, eine Wiederholung war notwendig. Die Hymne war zunächst aufgrund eines technischen Problems nur stotternd zu hören gewesen, laut Organisatoren war der Laptop hängen geblieben. Die isländischen Spieler blickten irritiert. Nach einer Pause von etwa einer Minute lief das Musikstück schließlich über die Lautsprecher.

Die Partie begann minimal verspätet - und die Deutschen starteten nervös mit einem technischen Fehler und einem Fehlwurf von Julian Köster in die Begegnung. Nach dem 0:2 (3.) wurde aber einmal mehr Torwart Andreas Wolff zum Retter in der Not. Er ebnete seiner Mannschaft den Weg diese Partie, die in der ersten Halbzeit von vielen Unterbrechungen geprägt war.

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Bundestrainer Gislason wechselte früh, brachte Martin Hanne, der sich gleich mit zwei Treffern bis zum 7:5 (16.) einbrachte - es danach aber mit seinen Abschlüssen übertrieb und drei Fehlwürfe aneinanderreihte. Dass daraus kein größerer Schaden entstand, lag an Wolff, der in der ersten Halbzeit acht Paraden zeigte und 44 Prozent der Würfe auf sein Tor abwehrte. Keine Frage: Er ist die Lebensversicherung der deutschen Mannschaft, bei der Hanne für Sebastian Heymann weichen musste.

Der wurfgewaltige Rechtshänder besorgte mit einem Doppelschlag das 9:7 (24.). Was der DHB-Auswahl aber einmal mehr fehlte, war Torgefahr von der halbrechten Position. Christoph Steinert hat seine Qualitäten in der Abwehr, U-21-Weltmeister Renars Uscins gelangt auf diesem Niveau ganz offensichtlich an Grenzen. Was nicht schlimm, sondern einfach nur normal ist. Und so verwunderte es nicht, dass Ende des ersten Durchgangs Routinier Kai Häfner aufs Feld kam und mithalf, dass sein Team ein 11:10 mit in die Pause nahm. Angesichts der Wolff-Gala zwischen den Pfosten war das aber eigentlich zu wenig. Auch wenn Islands Keeper Viktor Hallgrimsson (sechs Paraden, 35 Prozent) gut hielt.

Jedes Tor hart erkämpft

Direkt nach dem Seitenwechsel besorgte Johannes Golla das 13:11 (33.), Häfner vergab anschließend eine mögliche Drei-Tore-Führung. Da war es wieder, das Problem auf der halbrechten Position. Die Partie entwickelte sich zu einem intensiven Abnutzungskampf, in dem die Abwehrreihen dominierten und jedes Tor hart erkämpft werden musste. Umso schmerzhafter war es deshalb, dass Rune Dahmke beim 16:15 (43.) einen Gegenstoß und Knorr einen Siebenmeter (44.) ausließ.

Der DHB-Auswahl schlotterten nun die Knie. Oder besser gesagt: Die Hände zitterten. Und als Island mit 19:18 (50.) in Führung ging, wurde der Druck noch größer. Doch die Deutschen kämpften sich zurück, und als Lukas das 22:21 (53.) erzielte, flog nach dem Aufschrei der Fans fast das Arena-Dach weg, doch danach ließ Knorr den nächsten Siebenmeter und das mögliche 23:21 (55.) aus. Plötzlich Stille. Ohrenbetäubende Stille.

Der Krimi von Köln spitze sich immer weiter zu. Wieder gab es Siebenmeter. Diesmal trat Kastening an. Und er traf zum 23:21 (56.). Es folgte ein Strafwurf für Island - und Wolff hielt (57.). Doch Golla vergab danach die Drei-Tore-Führung, Knorr leistete sich ein Offensivfoul. Island konnte ausgleichen, erneut wehrte Wolff den Strafwurf ab (59.) Wahnsinn! Und dann machte Golla sein Tor zum 25:23 (59.). Die letzten 60 Sekunden spielte Deutschland in Unterzahl. Island verkürzte schnell, Deutschland geriet ins Zeitspiel - aber Köster brachte mit dem 26:24 Sekunden vor dem Abpfiff erneut zum Beben.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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