Köln. Die 19 750 Zuschauer erhoben sich von ihren Sitzen und verabschiedeten die deutschen Handballer nicht nur, sondern freuten sich auf ein Wiedersehen. Denn am Freitag spielt das Team von Bundestrainer Alfred Gislason wieder in der Kölner Lanxess Arena - und zwar das Halbfinale bei der Heim-Europameisterschaft gegen Weltmeister Dänemark. So richtig genießen konnten die Profis des Deutschen Handballbundes (DHB) den Moment allerdings nicht. Denn ihr letztes - wenn auch bedeutungsloses - Hauptrundenspiel verloren sie gegen Kroatien mit 24:30 (14:13). Eine erschreckend schwache Abschlussquote verhinderte einen perfekten Hauptrundenabschluss. Und wenn man ehrlich ist: So wird das nichts gegen Dänemark.
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„Wir wollten das Spiel gewinnen, haben aber unglaublich viele klare Chancen liegengelassen. Das ist natürlich nicht so schön und ein Zeichen von mangelnder Konzentration“, wollte sich deshalb auch Bundestrainer Alfred Gislason angesichts von 24 Fehlwürfen nicht mit dem Auftritt seines Teams zufrieden geben. Etwas entspannter sah es Torhüter Andreas Wolff: „24 Fehlwürfe sind natürlich zu viel, aber es zählt am Freitag“, blickte der Keeper bereits auf das Halbfinale.
Teilweise grob fahrlässig
Den letzten Schritt in Richtung K.o.-Runde musste die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason am Mittwoch gegen Kroatien schon gar nicht mehr selbst machen. Da zunächst Österreich gegen Island und dann Ungarn gegen Frankreich verlor, hatten die Deutschen Platz zwei in der Hauptrundengruppe 1 hinter Olympiasieger Frankreich schon vor dem Anwurf sicher.
Entsprechend gelöst kam Gislason in die Arena, schrieb Autogramme, machte Fotos mit den Fans. Und schickte dann trotz des feststehenden Weiterkommens seine vermeintlich beste Formation aufs Feld. „Es geht darum, sich einzuspielen“, sagte der Isländer.
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Getragen von den Zuschauern und einer Welle der Begeisterung erwischte die deutsche Mannschaft einen guten Start in die Begegnung und führte 5:3 (7.). Gerade in der Anfangsphase war aber auch zu sehen, dass beide Abwehrreihen in diesem „Freundschaftsspiel“ nicht mit letzter Konsequenz in die Zweikämpfe gingen. Und so hatten die Torhüter ausreichend Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Sowohl DHB-Keeper Andreas Wolff als auch sein kroatische Positionskollege Dominik Kuzmanovic waren in der ersten Viertelstunde mehrfach zur Stelle.
Wie die Deutschen allerdings mit ihren klaren Möglichkeiten umgingen, war teilweise schon grob fahrlässig. Rune Dahmke ließ einen Gegenstoß aus, Juri Knorr vergab einen Siebenmeter, der durchgebrochene Philipp Weber warf neben das Tor. Gegen Dänemark wird so etwas nicht nur bestraft. Es führt zum sicheren Ausscheiden.
Durchwechselnder Rückraum
Gislason wechselte früh im Rückraum durch, nahm die etablierten Kräfte Knorr, Kai Häfner und Julian Köster herunter. Dafür erhielt beispielsweise Sebastian Heymann mehr Einsatzzeit im Angriff - und nutzte diese wie schon gegen Ungarn. Der wurfgewaltige Rechtshänder übernahm Verantwortung und zog aus der Distanz ab. Mit drei Treffern in der ersten Halbzeit hatte der künftige Spieler der Rhein-Neckar Löwen einen riesigen Anteil daran, dass die DHB-Auswahl nach einem 10:13 (25.) ein 14:13 mit in die Pause nahm.
Heymanns baldiger Club-Kollege David Späth rückte zu Beginn der zweiten Halbzeit zwischen die Pfosten, für Furore sorgte aber weiterhin der kroatische Schlussmann Kuzmanovic. Jannik Kohlbacher, Lukas Mertens, Timo Kastening und Justus Fischer ließen die nächsten Hochkaräter aus. So holt man sich gewiss keine Sicherheit für ein Halbfinale. Und besonders die schwache Abschlussquote der Außenspieler bereitet ein paar Sorgen. Nach einem 15:17 (39.)-Rückstand wurde Gislason in der Auszeit sehr deutlich: „Wer sich nicht konzentrieren kann, muss sich melden und kommt raus.“ Es war wohlgemerkt eine Ansage an die zweite Reihe, die weiterhin auf dem Feld stand und sich versuchen durfte. Einzig Keeper Späth verrichtete seinen Job bis zu diesem Zeitpunkt mit der gefragten Ernsthaftigkeit und verhinderte Schlimmeres, während seine Kollegen - allen voran Fischer - im Angriff weiterhin beste Chancen vergaben. Die logische Folge waren das 19:25 (50.) und im weiteren Verlauf die erste Niederlage der deutschen Mannschaft in der legendären Kölner Arena.
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