Fußball

Nationalspieler Hofmann aus St. Leon-Rot: "Es wäre schön, den Waldhof in der 2. Liga zu haben"

Von 
Marc Stevermüer
Lesedauer: 
Hat momentan allen Grund zur Freude: Jonas Hofmann. © GES

Jonas Hofmann aus St. Leon-Rot ist plötzlich Stammspieler in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Im Interview mit dieser Redaktion spricht er über seinen Werdegang, seinen Förderer Jürgen Klopp, ein 40-Millionen-Euro-Preisschild, seine Beziehung zum Bundestrainer Hansi Flick und den SV Waldhof.

Herr Hofmann, vom FC Rot zur Fußball-EM - und jetzt auf einem guten Weg zur WM: Wie klingt das?

Jonas Hofmann: Wenn ich das höre, muss ich sofort grinsen, weil das automatisch sehr viele tolle Erinnerungen in mir weckt. Das ist einfach eine schöne Geschichte.

Mehr zum Thema

Interview

Mannheimer Rechtsanwältin wirbt mit provokativen Fotos auf Instagram

Veröffentlicht
Von
Valerie Gerards
Mehr erfahren

Die Sie mit Stolz erfüllt?

Hofmann: Ja, natürlich ist da auch Stolz dabei. Gerade wenn es um das Thema Nationalmannschaft geht. Eine größere Ehre gibt es doch nicht, als sein Land zu vertreten. Wenn ich also zur Weltmeisterschaft reisen und dort auch spielen dürfte, würde mich das mit noch mehr Stolz erfüllen.

Sie kommen aus einer Handball-Familie, Ihr Vater Harald hat sogar in der 2. Bundesliga gespielt. Und jetzt kommen Sie mit Fußball daher. Fragen sich Ihre Eltern manchmal, was sie falsch gemacht haben?

Hofmann (lacht): Nein, das nicht. Sie schauen mit einem Schmunzeln auf meinen Weg, sind aber ganz froh, dass ich mich damals für Fußball entschieden habe.

Eigentlich wollten Sie in jungen Jahren sogar mit Fußball aufhören und lieber weiter Golf und Handball spielen. Warum?

Hofmann: Gefühlt war ich in diesen beiden Sportarten in meiner Entwicklung einen Schritt weiter als beim Fußball. Aber dann kam plötzlich das Angebot von 1899 Hoffenheim. Und da konnte ich schon ganz gut einschätzen, was für eine große Chance das ist und welche Möglichkeiten mir dieser Wechsel vielleicht bietet.

Was das Ende der Handball- und Golfkarriere bedeutete?

Hofmann: Nein, erstmal nicht. Meine Eltern meinten zwar, ich sollte zumindest ein Hobby beiseiteschieben. Ich bin dann aber lieber doch noch eine Zeit lang dreigleisig gefahren.

Der Fußballkarriere hat es nicht geschadet. Sie sind Nationalspieler und der Gladbacher Sportdirektor Max Eberl hat Ihnen vor einigen Monaten ein Preisschild umgehängt. Erst ab einer Ablöse von 40 Millionen Euro plus X seien Sie zu haben. Wie gehen Sie damit um, wenn Sie solch eine Summe hören?

Hofmann: 40 Millionen Euro…das ist nichts, worauf ich besonders stolz bin. Es macht mich eher ein bisschen perplex, mit solch einer Summe in Verbindung gebracht zu werden. Aber ich habe das damals schon bei meinem Wechsel von Dortmund nach Gladbach gesagt, als es um acht oder neun Millionen Euro ging: Für mich ist es unvorstellbar, dass ein einzelner Mensch so viel Geld wert sein soll. Und da bewege ich mich ja noch nicht einmal in der höchsten Kategorie, wenn man sich den Markt und das ganze Fußballgeschäft ansieht. Insofern empfinde ich die 40 Millionen Euro, die Max damals genannt hat, einfach mal als Wertschätzung. Offenbar sieht er in mir einen ganz guten Spieler (lacht).

Mit 28 Jahren haben Sie in der Nationalmannschaft debütiert. Kommt das in diesem Alter überraschend?

Hofmann: Unerwartet war für mich persönlich sicherlich der Anruf des Bundestrainers. Ansonsten finde ich es aber nicht überraschend, wenn ein 28-Jähriger sein Debüt in der Nationalmannschaft gibt. Am Ende entscheidet die Leistung, nicht das Alter. Und gerade an meinem Beispiel sieht man, dass ein Bundesligaspieler mit 23 oder 24 Jahren nicht komplett ausgereift sein muss. Für mich ist diese Entwicklung sogar eher typisch.

Inwiefern?

Hofmann: Ich war schon in der Jugend kein Frühstarter und habe entsprechend jede Mannschaft durchlaufen und keinen Jahrgang übersprungen. Niemand hat gesagt: Der Jonas ist so talentiert und muss schneller weiterkommen. Ich bin wirklich jeden Schritt gegangen, habe mich immer mit Gleichaltrigen gemessen - und geschadet hat es mir trotzdem nicht. Mein Traum ist in Erfüllung gegangen.

Der neue Bundestrainer Hansi Flick stammt aus Bammental, Sie aus dem 20 Kilometer entfernten St. Leon-Rot. Inwieweit verbindet das?

Hofmann: Hansi Flick hat mich hoffentlich nicht nur deshalb nominiert, weil wir aus der gleichen Ecke stammen, sondern weil er meine Qualitäten schätzt. Ich gehe mal von Letzterem aus. Aber klar: Wenn Hansi Flick spricht, höre ich manchmal schon heraus, dass wir aus der gleichen Gegend stammen. Ich finde es ganz witzig, dass ich auch mal in den Dialekt übergehen kann, wenn ich mich mit dem Bundestrainer unterhalte.

Es heißt überall, Sie seien der Gewinner unter Flick. Fühlen Sie sich auch so?

Hofmann: Damit tue ich mich schwer. Ich weiß natürlich, dass ich in jedem Spiel zum Einsatz gekommen bin, seitdem Hansi Flick Bundestrainer ist. Bei einem anderen Trainer wäre das vielleicht anders gewesen. Deswegen muss ich sagen: Hansi Flick ist ein Glücksfall für mich, weil er meine Qualitäten schätzt.

Im Sommer haben Sie lange mit ihm telefoniert. Was hat er Ihnen gesagt?

Hofmann: Erst einmal hat er mir zum Geburtstag gratuliert. Und wenn er schon mal dran war, haben wir auch gleich die Gelegenheit genutzt, um über Fußball zu sprechen (lacht).

Zum Beispiel über Ihre neue Rolle als rechter Schienenspieler in der Nationalmannschaft?

Hofmann: Ja, er hat angedeutet, dass das eine Variante sein könnte.

Die WM-Teilnahme steht bereits fest, in etwa einem Jahr wird der Weltmeister gekürt. Kann der Deutschland heißen?

Hofmann: Unser Ziel ist die Rückkehr an die Weltspitze. Heißt also: Wir wollen Weltmeister werden. Es gibt allerdings fünf, sechs Nationen, die für diesen Titel infrage kommen. Deutschland gehörte immer zu dieser Gruppe und so wird es auch in Zukunft sein. Aber wie gesagt: Auf internationaler Ebene sind die Mannschaften enger zusammengerückt. Immer wieder kommen Teams bei den Turnieren sehr weit, die man vorher nicht unbedingt auf dem Zettel hatte. Es ist ausgeglichen, es wird spannend - aber das wollen wir doch.

Jürgen Klopp hat in Ihrer Karriere eine größere Rolle gespielt. Was macht ihn so besonders?

Hofmann: Meiner Meinung nach ist der Trainer die wichtigste Person in einem Verein. Er muss sportliche Qualitäten haben, aber auch menschliche. Von außen betrachtet wird das Thema Zusammenhalt manchmal ein wenig unterschätzt. Aber es ist wirklich wichtig, dass jeder für jeden alles gibt. Jürgen Klopp hat es bislang überall geschafft, diesen Zusammenhalt herzustellen. Er ist ein sehr emotionaler Trainer, der eine Mannschaft ohne Ende mitreißt und immer wieder ein Team formt, das für ihn durchs Feuer geht.

Welchen Einfluss hatte er auf Ihre Karriere?

Hofmann: Er hat mich geprägt und natürlich einen großen Anteil daran, dass ich jetzt Nationalspieler bin. Jürgen Klopp hat mir meine ersten Bundesligaeinsätze ermöglicht. Ich war ein junger Spieler, als er mir in Dortmund das Vertrauen bei einem Verein geschenkt hat, der gerade zweimal Meister und einmal Pokalsieger geworden war und das Finale der Champions League erreicht hatte. Man sollte allerdings nicht vergessen, dass mich damals David Wagner als Trainer der zweiten Dortmunder Mannschaft geholt hat. Ihn kannte ich aus der Hoffenheimer B-Jugend. Er und Klopp, das war für mich die perfekte Kombination, gerade weil sich die zwei auch so gut kannten.

Warum wurde es nichts mit dem Durchbruch in Hoffenheim?

Hofmann: Herr Hopp (Mäzen von 1899 Hoffenheim: Anm. d. Red.) hat immer davon geträumt, einen Jungen aus der Region in Hoffenheim zum Nationalspieler zu machen. Diese Chance wurde mir in Hoffenheim allerdings nicht wirklich gegeben. Mir wurde damals keine zufriedenstellende Perspektive präsentiert, in Dortmund hingegen schon. So klar muss man das schon sagen.

Längst sind Sie nicht mehr nur Fußballer, sondern auch Geschäftsmann. Sie betreiben mit einem Freund drei Subway-Filialen. Wenn ich mich bei Ihnen bewerbe, führen Sie dann also das Vorstellungsgespräch?

Hofmann (lacht): Leider nicht. Mein bester Kumpel ist da besser im Thema und auch vor Ort. Er übernimmt solche Sachen. Aber wenn ich mal in der Heimat bin, schaue ich immer mal wieder vorbei.

Eine Filiale steht in Sinsheim. Riecht nach einem Abstecher mit dem Mannschaftsbus nach Auswärtsspielen bei 1899 Hoffenheim?

Hofmann: Ganz so läuft es nicht. Aber ich habe es in den vergangenen Jahren immer wieder organisiert, dass uns nach dem Spiel die Sandwiches und Cookies zum Mannschaftsbus am Stadion geliefert wurden. Da kommen meine Jungs nicht zu kurz.

Mit dem SV Waldhof schickt sich der große Traditionsverein der Rhein-Neckar-Region an, in die 2. Liga aufzusteigen. Verfolgen Sie die Entwicklung?

Hofmann: Ja. Es wäre eine Riesensache für die ganze Region und auch den Club, wenn der SV Waldhof in die 2. Liga zurückkehren würde. Zu Regionalliga-Zeiten war ich immer mal wieder im Carl-Benz-Stadion, wenn mein Bruder mit Astoria Walldorf dort gespielt hat. Das Fan-Potenzial ist auf jeden Fall bundesliga-tauglich. Es wäre schön, solch einen Traditionsverein zumindest wieder in der 2. Liga zu haben.

Nur 40 Millionen Euro für die Rückkehr eines Jungen aus der Region wird der Club selbst bei einem Aufstieg nicht berappen können.

Hofmann (lacht): In ein paar Jahrzehnten ist aber vielleicht auch das wieder möglich.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen