Mannheim. Zurzeit befindet sich Gernot Rohr auf Stippvisite in der alten Heimat. Gemeinsam mit seiner Frau Fabrinah und den beiden Kindern Elisa und Johann besucht der 69-Jährige Verwandte und Freunde in Mannheim, am Samstag will er sich die Drittliga-Partie seines früheren Vereins SV Waldhof gegen den SV Meppen live im Stadion anschauen. Mit Tochter Elisa feierte er am Freitag in Mannheim ihren 13. Geburtstag. Doch das nächste große Fußball-Abenteuer wartet schon: Wie der jüngste Spross der großen kurpfälzischen Fußballfamilie dieser Redaktion bestätigte, wird er neuer Nationaltrainer der westafrikanischen Republik Benin.
Benin bereits die fünfte Station als Nationalcoach in Afrika
Der gebürtige Mannheimer, der als Profi Anfang der 80er Jahre zu Girondins Bordeaux wechselte und dann an der wunderbaren französischen Atlantikküste in Lège-Cap-Ferret blieb, trainierte bis Dezember 2021 die Nationalmannschaft Nigerias. Benin wird damit nach Gabun, Niger, Burkina Faso und Nigeria bereits seine fünfte Station als Nationalcoach in Afrika. „Das ist ein sympathisches Land mit netten Menschen“, sagte Rohr, der im vergangenen Jahr einige andere Angebote von afrikanischen Verbänden und Clubs im Nahen Osten ausgeschlagen hatte.
In der kommenden Woche fliegt der Sohn des legendären Mannheimer Trainers Philipp „Fips“ Rohr nach Benin, um die Details seines Engagements zu verhandeln. Dass der Fußballverband des 12-Millionen-Einwohner-Landes seine Verpflichtung ein wenig vorschnell bereits verkündet hat, bevor der Vertrag überhaupt unterschrieben ist, nimmt Rohr mit der Gelassenheit eines Europäers, der weiß, dass die Uhren in Afrika manchmal ein bisschen anders ticken. „Das habe ich in 50 Jahren im Fußball auch noch nicht erlebt“, sagte er am Freitag mit einem Lachen.
WM 2026 in den USA als Fernziel
Die neue Aufgabe in Benin reizt Rohr. Präsident Patrice Tolon sei fußballverrückt, das Land habe zuletzt viel in die nötige Infrastruktur investiert, es wurden zum Beispiel etliche Stadien für den Ligabetrieb gebaut oder modernisiert. Viele Nationalspieler laufen für Profi-Vereine in Frankreich auf, auch auf den früheren Sandhausener Angreifer Cebio Soukou (jetzt bei Bandirmaspor in der Türkei) wird Rohr treffen. Das Ziel sei zunächst die Qualifikation für den Afrika Cup 2024, in der Benin zum Auftakt zwei Niederlagen gegen Senegal (1:3) und Mosambik (0:1) einstecken musste.
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Am ferneren Horizont lockt Rohr aber die Gelegenheit, nach der Teilnahme am Turnier 2018 in Russland mit Nigeria bei der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko noch einmal die ganz große Bühne zu betreten. „Das wäre natürlich eine tolle Sache“, sagte der Wahl-Franzose. Benin war zwar noch nie bei einer Weltmeisterschaft dabei, allerdings qualifizieren sich künftig statt wie bisher fünf neun afrikanische Teams für den World Cup – was die Chancen auch für kleinere Länder erhöht.
Mannheim will Rohr übrigens trotz des neuen Jobs in Afrika in diesem Jahr mindestens noch ein weiteres Mal besuchen. Der deutsche Fußballbotschafter interessiert sich für die Bundesgartenschau in seiner alten Heimat – und im Sommer gibt es ja sogar eine direkte Zugverbindung von Bordeaux in die Quadratestadt.