US-Wahl US-Wahl: Für Bestürzung ist keine Zeit

Donald Trump siegt in den USA, und Europa reibt sich verwundert die Augen. Wirtschaftspolitisch muss Deutschland daher umgehend reagieren, kommentiert MM-Chefredakteur Karsten Kammholz

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Karsten Kammholz
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Der Lügner, Rassist, Sexist und verurteilte Straftäter Donald Trump ist von der Mehrheit der US-Amerikaner abermals zu ihrem Präsidenten gewählt worden. Das sagt viel über das Wertegerüst weiter Teile der amerikanischen Gesellschaft aus, aber auch darüber, was die Menschen zu ihrem Votum getrieben hat: Angst. Vor zu großer Abhängigkeit von China, vor illegaler Immigration, vor dem politischen Establishment, vor dem eigenen finanziellen Abstieg. „America first“ hat endgültig verfangen.

Die hochemotionale Abneigung der Deutschen gegen den milliardenschweren Republikaner ist nachvollziehbar, weil man rational schwer erklären kann, wie der einst chaotisch gescheiterte Präsident - erst recht nach dem Sturm auf das Kapitol - das Vertrauen seiner Partei und der Bevölkerung zurückgewinnen konnte. Tugenden und Charakterzüge spielten in diesem Prozess keine Rolle, die Demokratie auch nicht, sondern allein roher Egoismus. Wen wundert’s, dass sich die AfD Trump zum Vorbild genommen hat.

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Zu den wichtigsten Wegbereitern des unglaublichen Trump-Comebacks zählt Elon Musk. Mit seiner Plattform X streute Musk persönlich Desinformation und Hass. Der reichste Mensch der Welt ist nun über Nacht noch reicher geworden. Ein guter Deal.

„Handelskrieg“ und „Epochenwechsel“

Für Bestürzung bleibt aber keine Zeit. Deutschland und die EU müssen jetzt ihre Hausaufgaben machen. Die ökonomischen Folgen werden bald zu spüren sein, die Exportnation Deutschland muss sich nicht nur gegen neue Zölle wappnen: Schutz statt Freiheit, Protektionismus statt Global Village lauten die künftigen Vorgaben aus Washington. Trump wird die längst eingeleitete Abkehr vom Freihandel beschleunigen, allein um seine Wahlversprechen einzuhalten.

Die hiesigen Wirtschaftsverbände sprechen von einem „Handelskrieg“, einem „Epochenwechsel“ und einem „Weckruf“. Die deutsche und europäische Wettbewerbsfähigkeit steht und fällt mit der eigenen Agilität und politischer Geschlossenheit.

Neue Partnerschaften, neue Freihandelsabkommen werden notwendig, genauso die Stärkung des EU-Binnenmarkts und der damit einhergehende Abbau von unverhältnismäßiger Bürokratie.

Welche Dynamik die Wahl des ungewollten US-Präsidenten indes in der taumelnden Bundesregierung auslöst, mag niemand vorauszusehen. Den Ernst der Lage zumindest zu erkennen, wäre schon hilfreich.

Ehemalige Mitarbeit ehem. Chefredakteur

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