Corona - Bund stellt Herstellern weitere Millionen zur Verfügung / Spahn erwartet Herdenimmunität auch ohne Pflicht

Impfstoff erst nächstes Jahr

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dpa
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Corona-Impfstoffe wird es voraussichtlich erst Mitte 2021 für die breite Masse in Deutschland geben. © dpa

Berlin. Die Bundesregierung geht davon aus, dass ein Impfstoff gegen Corona in Deutschland für Teile der Bevölkerung in den ersten Monaten des nächsten Jahres zur Verfügung steht, für die breite Masse aber voraussichtlich erst Mitte des Jahres. Entsprechend äußerten sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin.

„Wir wollen einen sicheren und wirksamen Impfstoff und nicht per se die Ersten sein“, sagte Spahn. Gerade beim Impfen komme es sehr auf Vertrauen an. Ein Impfstoff könne nur zur Anwendung kommen, wenn der Nutzen höher sei als die Risiken, sagte Karliczek. „Von dieser Linie werden wir in Deutschland und Europa nicht abweichen.“

Laut Weltgesundheitsorganisation wird weltweit in rund 170 Projekten nach einer wirksamen Substanz gesucht. Bei 26 Projekten laufen bereits Testimpfungen, um die gesundheitliche Verträglichkeit und Wirksamkeit zu untersuchen. In Russland wurde schon im August vor Abschluss wichtiger Tests der erste Impfstoff für eine breite Anwendung in der Bevölkerung freigegeben – was international kritisiert wurde.

Beschleunigte Verfahren

Spahn betonte erneut, dass es in Deutschland keine Impfpflicht geben wird. „Es wird zu einer freiwilligen Impfung kommen.“ Um eine sogenannte Herdenimmunität zu erreichen, müssten sich in Deutschland seinen Angaben zufolge demnach 55 bis 65 Prozent der Bürger impfen lassen. „Wir sind sehr, sehr zuversichtlich, dass wir das Ziel einer ausreichend hohen Impfquote freiwillig erreichen.“ Eine Umfrage hatte Anfang August ergeben, dass sich 44 Prozent der Bevölkerung auf jeden Fall impfen lassen würden. 30 Prozent der Befragten gaben im ARD-„Deutschlandtrend“ von Infratest Dimap damals an, das sie das wahrscheinlich tun würden. Je 12 Prozent sagten, wahrscheinlich nicht oder auf keinen Fall.

Für eine beschleunigte Impfstoffentwicklung hatte das Bundesforschungsministerium ein Sonderprogramm über 750 Millionen Euro aufgelegt. Gefördert werden damit Projekte des Tübinger Biotechunternehmens Curevac, der Mainzer Firma Biontech und voraussichtlich auch der Firma IDT Biologika aus Dessau-Roßlau. Die EU und damit auch Deutschland haben sich unter anderem bei Curevac und Biontech über Vorvereinbarungen Zugriff auf Hunderte Millionen Impfstoffdosen gesichert, damit es im Falle einer Zulassung schnell geht. „Es wird mit der Produktion schon begonnen, während die Zulassung läuft“, sagte Spahn. Die Vorverträge sollen den Herstellern einen Teil des Risikos für Entwicklungskosten abnehmen. Damit geht aber auch der Staat ins finanzielle Risiko, falls die Impfstoffe dann nicht zugelassen werden oder es Probleme damit gibt.

Vorrang für Risikogruppen

Auch mit dem britischen Pharmakonzern AstraZeneca gibt es eine solche Vereinbarung. Hier hat sich allein Deutschland laut Gesundheitsministerium 54 Millionen Impfstoffdosen gesichert. Das würde zunächst für rund 27 Millionen Menschen hierzulande ausreichen, wie Spahn sagte, weil voraussichtlich zwei Impfungen mit gewissem zeitlichen Abstand durchgeführt werden müssten.

Daraus folgen weitere praktische Fragen, die noch zu klären sind: Wer wird zuerst geimpft? Wo passiert das und aus welchem Topf werden die Impfungen am Ende bezahlt. Laut Spahn sollen zuerst Menschen mit Vorerkrankungen, ältere Menschen und Beschäftigte im Gesundheitswesen und in der Pflege zum Zuge kommen. Die Ständige Impfkommission – ein Expertengremium, das Empfehlungen zum Thema Impfen gibt – beschäftige sich momentan mit dieser Frage. Mit den Ländern werde außerdem besprochen, ob die Impfungen in Arztpraxen oder etwa regionalen Impfzentren durchgeführt werden sollten. 

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