Flucht

Hohe Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen in Mexiko

Der zukünftige US-Präsident Donald Trump diffamiert Flüchtende aus Lateinamerika pauschal als kriminell. In Mexiko hingegen dominiert eine positivere Haltung gegenüber Flüchtlingen. Doch die Aufnahmebereitschaft droht zu kippen

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Madeleine Bierlein
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Migranten gehen durch Mexiko, um die USA zu erreichen. © Moises Castillo/dpa

Mexiko-Stadt. Für den zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump sind die Flüchtenden aus Mittel- und Südamerika vor allem eines: eine große Gefahr. Immer wieder setzt er Migranten mit Kriminellen gleich, spricht sogar von ihren „schlechten Genen“. Im Wahlkampf hat er nicht nur versprochen, die Grenze zu Mexiko sicherer zu machen. Er will auch irregulär eingereiste Latinos ausweisen - selbst wenn ihre Kinder die US-Staatsbürgerschaft besitzen.

In Mexiko hingegen ist der Blick ein anderer - obwohl Hunderttausende Flüchtlinge im Land unterwegs sind. „Im Präsidentschaftswahlkampf hat man die Gleichung Flüchtende sind Kriminelle nicht gehört“, berichtet die Deutsche Jelena Hawellek, die beim Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) in Mexiko-City arbeitet. Sie würden eher als Menschen wahrgenommen, denen man helfen müsse. In der Tat erleben diejenigen, die vor brutaler Gewalt geflohen sind, vielerorts Unterstützung. Die Spendenbereitschaft ist groß.

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Eine Erklärung dafür lautet, dass Mexikaner und die meisten der ankommenden Flüchtlinge aus einem ähnlichen Kulturkreis stammten, sagt Jelena Hawellek. „Sie sprechen die gleiche Sprache, sie gehören der gleichen Religion an.“ Gegenüber Menschen aus Haiti etwa, die Kreolisch sprechen und häufiger eine dunklere Hautfarbe haben, gebe es mehr Vorbehalte.

Die Stimmung droht zu kippen

Auch wenn die Aufnahmebereitschaft und das Mitgefühl im Vergleich zu anderen Ländern groß erscheinen, beobachten viele Menschen, die mit Flüchtlingen arbeiten, eine Veränderung. „Als im letzten Jahr so viele Menschen in Mexiko-City auf der Straße geschlafen haben, ist die Stimmung umgeschlagen“, erzählt Jelena Hawellek. Auch Magdalena Silva, eine katholische Ordensschwester, die seit 2012 in Mexiko-City eine Flüchtlingsunterkunft für Frauen und Familien leitet, berichtet Ähnliches. Früher habe sie immer viel Solidarität von Seiten der Nachbarn erlebt. „Viele Menschen haben gespendet.“ Im vergangenen Jahr habe es dann erstmals Beschwerden gegeben. Inzwischen häuften sich die Probleme. Ihre Sorge: Sollten tatsächlich Millionen Menschen aus den USA abgeschoben werden, könnte die negative Stimmung weiter zunehmen.

Redaktion Nachrichtenchefin mit Schwerpunkt Wissenschaftsjournalismus

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