Berlin/Washington. Soziale Medien können in einer Krisenzeit wie jener mit dem Coronavirus sehr hilfreich sein, wenn es darum geht, schnell informiert zu werden. Doch allzu häufig schleichen sich auch sogenannte Fake News, unwahre Nachrichten, ein. Theorien werden dann als Fakten verkauft, Begriffe werden gebraucht, ohne hinterfragt zu werden. Das sind einige der falschen Annahmen und die Gegenargumente:
Das Coronavirus gab es schon vorher, dieses ist nicht neu:
Wie neu genau Sars-CoV-2 ist, ist schwer zu sagen. Allerdings bezweifeln Forscher, dass es das Virus schon vor den ersten Krankheitsfällen in China gab, „allenfalls wenige Monate vor der Entdeckung im Dezember 2019“, schätzt der Frankfurter Virologe Martin Stürmer. 2002/2003 hat es bereits eine Sars-Pandemie gegeben. Auch hier war der Verursacher ein Coronavirus. Diese umfassen jedoch eine ganze Familie der Viren. Ähnlich wie das neue Coronavirus, das die Krankheit Covid-19 auslösen kann, verursachte das Virus aus 2002 ein schweres akutes Atemwegssyndrom (SARS).
Ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich um einen neuen, sich rasch verbreitenden Erreger handelt, geben die Daten zum Krankheitsverlauf. In den meisten Statistiken sind etwa zwei Wochen nach Anstieg der Fallzahlen auch ein Anstieg der Sterbezahlen zu sehen, erklärt Jörg Janne Vehreschild, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. Wäre das Virus von vorneherein in der Bevölkerung verbreitet gewesen, wäre das Muster ein völlig anderes.
Mit den Tests wollen Forscher nur schnelles Geld machen:
Die Annahme, dass die in Deutschland entwickelten Corona-Tests nur eine Masche der Forschung wären, um sich die Taschen vollzumachen, stimmt nicht. Die Tests werden wie üblich nach den Honorarordnungen der Krankenversicherungen abgerechnet. Der deutsche Virologe Christian Drosten stellt klar: „Wir verdienen keinen Cent, im Gegenteil: Wir zahlen sehr viel drauf.“ Die Kosten für einen Test tragen also die Krankenkassen.
Der Test kann auf alle möglichen Viren reagieren:
Die Corona-Tests wurden zwar in einer Art vereinfachtem Verfahren validiert, um schnell verfügbar zu sein, das macht sie aber nicht weniger gültig. „In einer akuten Gefährdungslage wie jetzt würde es viel zu lange dauern, einen Test auf herkömmliche Wege auf den Markt zu bringen“, erklärt Martin Walger, Geschäftsführer des Verbands der Diagnostica-Industrie.
In einer klinischen Studie haben Wissenschaftler um den Virologen Christan Drosten an der Berliner Charité zunächst auf verschiedene Typen von Viren getestet. Nach Bekanntwerden der Virussequenz von Sars-CoV-2 wählte das Team aus der Vielzahl an Tests die passendsten aus und führte gemeinsam mit Forschern aus anderen Städten weltweit weitere Untersuchungen durch.
Der Test fällt zwar auch bei anderen Viren positiv aus, diese Informationen seien aber irreführend, sagt Drosten. Denn diese Viren träten nur bei Fledermäusen auf oder existierten nicht mehr – so etwa das alte Sars-Virus von 2002.
Die Corona-Krise ist lediglich ein Hype, alles nur Panik:
Die Menschen in den Krankenhäusern in den italienischen Städten Bergamo und Brescia sterben nicht an Panik oder offenen Fragen, sondern an Covid-19. Wie hoch die Anzahl von Covid-19-Erkrankten ist, die daran sterben, lässt sich erst nach dem Ende der Pandemie genau berechnen. Er dürfte nach Angaben der Weltgesundheitsbehörde (WHO) bei wenigen Fällen von Tausend Infizierten liegen.
Um die Fallzahlen in Deutschland so gering wie möglich zu halten, und damit Intensivstationen zu entlasten, ist das Einhalten der aktuellen Vorkehrungen zwingend notwendig. „Wenn wir jetzt nicht aufpassen, bekommen wir auf den Intensivstationen Verhältnisse wie zum Teil in Italien“, warnt der Frankfurter Virologe Martin Stürmer.
Bei dem Virus handelt es sich um eine Bio-Waffe der USA:
Da bisher noch viele Fragen rund um das Coronavirus offenbleiben, eignet es sich für viele als Grundlage für absurde Verschwörungstheorien. So hält sich das Gerücht, hinter dem Virus stecken die USA, die ihre Gegner schädigen und ihre Herrschaft über die Welt festigen wollten. Dafür gibt es allerdings keinerlei Belege und die USA selbst sind massiv durch die Pandemie negativ betroffen, viele Amerikaner sind erkrankt.
Gleichzeitig nennt etwa US-Präsident Donald Trump das Coronavirus „China-Virus“, weil es in Chinas Provinz Hubei ausgebrochen ist. China wiederum reagierte mit den indirekten Anschuldigungen auf Verschwörungstheorien, die in den USA kursieren. Fakt ist, dass keins der Gerüchte bewiesen ist und sie nur dazu führen, dass sich Staaten gegenseitig aufwiegeln. Als Gewinner kann dabei niemand hervorgehen. (dpa/jeb)
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